Berlin. Edeka und Kaiser’s Tengelmann wollen den Kaufvertrag notfalls auflösen. Das Aus hätte tiefgreifende Folgen vor allem für Kaiser’s.

Die Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka steht vor dem Aus. Nach Informationen dieser Redaktion haben sich die Chefs der beiden Supermarktketten darauf verständigt, den Kaufvertrag aufzulösen, wenn Konkurrent Rewe seine Klage gegen die Fusion nicht fallen lässt. Das Aus hätte tiefgreifende Folgen vor allem für Kaiser’s Tengelmann – das Unternehmen würde zerschlagen, tausende Beschäftigte könnten ihre Arbeit verlieren. Es wäre auch ein schwerer Schlag für Verdi. Die Gewerkschaft versucht gerade, die Übernahme zu retten.

Seit gut einer Woche will die Verdi-Spitze um Frank Bsirske und Stefanie Nutzenberger Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub, Edeka-Chef Markus Mosa und Rewe-Chef Alain Caparros an einen Tisch bringen. Letzterer soll dazu bewegt werden, seine Klage vor dem Oberverwaltungsgericht in Düsseldorf gegen die Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka zurückzuziehen. Aber obwohl Edeka und Tengelmann nach Informationen dieser Redaktion mehrere Termine vorgeschlagen haben, hat Caparros nach eigenen Angaben bisher keine Einladung erhalten. Pikant: Verdi-Vorstandsmitglied Nutzenberger sitzt im Aufsichtsrat von Rewe.

Bis zu 5000 Mitarbeiter könnten ihren Job verlieren

Haub will die hohen Verluste von rund 90 Millionen Euro im Jahr bei Kaiser’s Tengelmann nicht mehr tragen und plant, zahlreiche Läden vor allem in Nordrhein-Westfalen zu schließen. Bis zu 5000 der 16.000 Mitarbeitern könnten ihren Job verlieren, allein 3000 in Nordrhein-Westfalen, der Rest in Berlin und dem Großraum München, wo das Unternehmen auch noch vertreten ist. Beschlossen werden soll das am 23. September auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung von Tengelmann.

Das Unternehmen aus Mülheim/Ruhr hatte seine Lebensmittelgeschäfte 2014 an Edeka verkauft. Nach dem Einspruch der Kartellbehörden genehmigte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) das Geschäft per Ministererlaubnis, allerdings unter hohen Auflagen. So sollte Edeka Tarifverträge für alle Beschäftigten abschließen und die Arbeitsplätze für fünf Jahre garantieren.

Ausgehandelte Tarifverträge wären hinfällig

Die Voraussetzungen sind erfüllt, allerdings klagt Konkurrent Rewe vor dem Oberverwaltungsgericht. Deshalb hängt der Verkauf derzeit. Kaiser’s Tengelmann laufen die Mitarbeiter davon, Mietverträge für die Läden lassen sich nicht recht verlängern, wegen der unklaren Situation bleiben die Kunden weg, der Umsatz bricht ein.

Haub reicht es jetzt, langes Dahinsiechen will er offenbar nicht mehr erleben. Er und Mosa einigten sich darauf, den Kaufvertrag aufzulösen, sollte das geplante Spitzentreffen kein Ergebnis bringen – oder nicht stattfinden. Ohne Kaufvertrag wären nicht nur die Tarifverträge, die Edeka mit der Gewerkschaft für die Tengelmann-Beschäftigten abgeschlossen hat und die Grundlage für die Ministererlaubnis Gabriels hinfällig, auch die Ministererlaubnis selbst wäre gegenstandslos.