Washington. Die Deutsche Bank soll in den USA 14 Milliarden Dollar an Schadenersatz zahlen. Schuld sind die Hypothekengeschäfte des Geldhauses.

Die Deutsche Bank plagen derzeit eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten. Doch die jüngste Hiobsbotschaft aus den USA dürfte das Kreditinstitut besonders hart treffen: 14 Milliarden Dollar – das sind rund 12,5 Milliarden Euro – verlangt das US-Justizministerium von dem Frankfurter Geldhaus als Schadensausgleich für betrügerische Geschäfte, die zur Weltfinanzkrise 2008 beigetragen haben.

Deutsche-Bank-Chef John Cryan setzt nun in den Verhandlungen mit den Juristen von US-Justizministerin Loretta Lynch darauf, die Höhe des zivilrechtlichen Bußgeldes zu drücken. Cryans Zielmarke ist eine Summe von etwa drei Milliarden Dollar. Doch Finanzexperten in der US-Hauptstadt warnen vor zu viel Optimismus.

Risiken in komplizierten Anleihen verborgen

„Zum einen hat die Deutsche Bank immer noch den Ruf, arrogant aufzutreten, wenn es um Fehler in der Vergangenheit geht“, sagt ein Insider der Denkfabrik Cato. Außerdem dürfe man nicht die allgemein kritische Haltung gegenüber Banken vor den nahenden Präsidentschaftswahlen unterschätzen. Vor allem die demokratische Kandidatin Hillary Clinton, der große Nähe zur Wall Street nachgesagt wird, versucht sich mit einer harten Haltung gegenüber den Großbanken zu profilieren.

Der aktuelle Streitfall bildet den vorläufigen Schlusspunkt in der Auseinandersetzung um windige Hypothekengeschäfte aus den Jahren 2005 bis 2007. Damals hatten viele Großbanken Hypotheken an zahlungsunfähige Familien vergeben. Die Risiken wurden später an Investoren weitergereicht – in Form von komplizierten Anleihen, die den Banken hohe Gebühren in die Kasse spülten.

Käufer fühlten sich betrogen

Als der Markt 2007 zusammenbrach, waren die Bonds nur noch Ramschware. Der Ausfall der Papiere trieb die Finanzbranche in eine schwere Krise und die Weltwirtschaft in die Rezession. Viele Käufer fühlten sich betrogen und klagten. Bei der Deutschen Bank betrug das Volumen der sogenannten Residential Mortgage-Backed Securities (RMBS) 80 Milliarden Dollar.

Auch US-Großbanken hatten Finanzpakete mit diesen Hypothekenanleihen geschnürt – und wurden dafür entsprechend bestraft. Die Bank of America musste knapp 17 Milliarden Dollar berappen. JP Morgan 13 Milliarden, die Citigroup sieben Milliarden und Goldman Sachs fünf Milliarden. Von einer „bewussten Benachteiligung“ der Deutschen Bank könne darum „keine Rede sein“, heißt es aus Kreisen des Justizministeriums.

Schlechter Zeitpunkt für die Deutsche Bank

Analysten hingegen verweisen darauf, dass sich die Deutsche Bank in der gleichen Angelegenheit bereits mit der Federal Housing Finance Agency (FHFA), der Aufsichtsbehörde für die inzwischen verstaatlichten Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac, auf die Zahlung von rund zwei Milliarden Dollar geeinigt hatte.

Für John Cryan kommt die Nachricht zur Unzeit. Wegen anderer Risiken aus Rechtsstreitigkeiten hat die Deutsche Bank knapp sieben Milliarden Euro zurückgestellt. Cryans Plan, die kostenträchtigsten Rechtsstreitigkeiten bis Ende des Jahres beizulegen und das schlingernde Geldinstitut zu konsolidieren, gerät so in Gefahr. Die Aktie verlor am Freitag zeitweilig acht Prozent an Wert.

Keine Hilfe aus Berlin

Finanzexperten gehen davon aus, dass die Deutsche Bank ein Strafvolumen von über drei Milliarden Euro nicht ohne starke Einschnitte oder eine Kapitalerhöhung verkraften kann. Auf Hilfe der Bundesregierung kann das Geldhaus vorläufig nicht hoffen. Man mische sich nicht ein, erklärte das Finanzministerium in Berlin, hoffe aber auf eine „faire“ Behandlung. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) wird darauf am Rande der Tagung des Internationalen Währungsfonds in wenigen Tagen gewiss zu sprechen kommen.