Essen. Offenbar wird bei Edeka doch noch an einem Plan gearbeitet, Kaiser’s Tengelmann noch komplett zu kaufen. Konkurrent Rewe soll helfen.

Die Drohung steht im Raum: Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub will 5000 Stellen bei seiner kriselnden Supermarkttochter Kaiser’s Tengelmann abbauen. Nun legte die Supermarktkette Edeka im Übernahmepoker mit einem Plan B nach. Er sieht Berichten zufolge die Übernahme der Filialen ohne Mitarbeiter vor.

Doch hinter den Kulissen wird nach Informationen unserer Redaktion fieberhaft nach einer Lösung gesucht, die doch noch einen Komplettverkauf der Mülheimer Kette an Edeka ermöglicht.

Rewe soll Klage fallen lassen

Die Kuh vom Eis holen soll ein gemeinsames Gespräch zwischen den drei einflussreichen deutschen Handelsbossen Markus Mosa (Edeka), Alain Caparros (Rewe) und Karl-Erivan Haub (Tengelmann). Die Initiative dazu geht dem Vernehmen nach von Verdi aus. Gewerkschaftschef Frank Bsirske hatte erklärt, das Problem sei die fehlende Bereitschaft des Tengelmann-Besitzers Haub, mit Rewe auch nur zu reden. „Der hatte sich von vornherein auf Edeka festgelegt.“ Das könnte sich nun ändern.

Bei dem Gipfeltreffen soll nun offenbar Rewe-Chef Caparros dazu bewegt werden, seine Klage gegen die Sondererlaubnis von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) zur Fusion von Kaiser’s Tengelmann und Edeka zurückzuziehen. Gegen die Ehe hatten auch die Handelsunternehmen Markant und Norma beim Oberlandesgericht Düsseldorf Beschwerde eingelegt. In einem Eilverfahren setzte der Kartell­senat die Ministererlaubnis vorläufig außer Kraft. Der Fall liegt nun auch beim Bundesgerichtshof.

Zukunftssorgen bei Rewe

In einem solchen Deal wird nun der einzige Ausweg gesehen, die Supermarkt­fusion ohne weitere langwierige juristische Verfahren doch noch zu ermöglichen. Dafür müssten aber Edeka und Tengelmann vor allem Rewe erhebliche Zugeständnisse machen. Edeka könnte Rewe bestimmte Kaiser’s-Filialen überlassen. Dem wiederum müsste das Kartellamt zustimmen. Bei dem Konzern geht ohnehin bereits die Angst um, in Berlin und Oberbayern, wo Kaiser’s Tengelmann stark vertreten ist, nach einer Fusion mit Edeka kaum noch ein Bein auf die Erde zu bekommen. In der Rewe-Belegschaft, so ist zu hören, machen sich deshalb längst Zukunftssorgen breit.

Zu der verfahrenen Situation gehört aber auch, dass sich Rewe nicht dem Verdacht aussetzen kann, einer Fusion von Konkurrenten zuzustimmen, die den Wettbewerb und damit sich selbst schädigt. So hatte das Kartellamt seine Ablehnung des Zusammenschlusses von Kaiser’s Tengelmann und Edeka begründet.

Sollte ein Kompromiss nicht zustande kommen, scheint ein massiver Stellenabbau bei Kaiser’s Tengelmann unausweichlich. Tengelmann-Chef Haub will am 23. September den Aufsichtsrat seiner Supermarktkette um Zustimmung für Filialschließungen vorlegen. Aber auch Edeka hat nun offenbar einen Plan B in der Schublade.