Essen. Energiekonzern Eon trennt sich per Börsengang von seiner Stromerzeugungstochter Uniper. Das neue Papier hält sich überraschend gut.

Wenn die Energiewende den Strommarkt in Alt und Neu teilt, wenn diese zwei Geschäftsmodelle miteinander konkurrieren und die Politik vorgibt, dass der Ökostrom den konventionellen bis Mitte des Jahrhunderts komplett ersetzen soll, wird es höchste Zeit für die Trennung. Mit dieser eingängigen Argumentation hat Eon-Chef Johannes Teyssen vor zwei Jahren den Trend für taumelnde Energieriesen gesetzt und zuletzt seine Aktionäre überzeugt. Nicht so leicht fiel es ihm dagegen zu erklären, warum auch dem abgestoßenen Altgeschäft eine große Zukunft bevorstehen solle. Ob ihm die Finanzmärkte das abkaufen würden, war die große Frage vor dem Börsengang der Uniper getauften Kraftwerkstochter – einem der größten der letzten Zeit. Die Antwort auf dem Frankfurter Parkett: ein klares Jein.

Enttäuschend niedrig notierte zunächst der Startkurs bei 10,015 Euro. Die Erwartungsspanne hatte bei elf bis 15 Euro gelegen. Der im Handel befürchtete prompte Kursrutsch durch erwartete Massenverkäufe institutioneller Anleger blieb aber zunächst aus. Stattdessen legte die für einen Tag im Deutschen Aktienindex Dax geführte Uniper-Aktie zeitweise um gut zehn Prozent zu, das Papier schloss mit 10,35 Euro sogar im Plus. Und das in einem eher schwachen Marktumfeld. Offensichtlich lockte der niedrige Startkurs in Verbindung mit der versprochenen Dividende von 55 Cent je Uniper-Aktie für das laufende Jahr viele Anleger – schließlich wären das satte 5,5 Prozent Rendite.

Uniper als „Rückgrat der Energiewende“?

Dass sich durchaus Käufer für das als sehr riskant eingeschätzte Papier fanden, nahm Eon-Chef Teyssen als Bestätigung: „Wir haben widerlegt, dass die Abspaltung nicht funktionieren würde“, sagte er, Uniper sei alles andere als „eine Resterampe“. Uniper-Chef Klaus Schäfer betonte: „Mit der Börsennotierung ist Uniper jetzt ein eigenständiges Unternehmen.“

Seinen neuen Anteilseignern, Eon trennte sich von der Mehrheit der Aktien, versprach er, Uniper werde zum „Rückgrat der Energiewende“. Damit meint er, dass seine konventionellen Kraftwerke beim Umstieg auf Ökostrom noch Jahrzehnte als sichere Energiereserve für wind- und sonnenarme Zeiten gebraucht und damit auch Geld verdienen würden. Das jedoch hängt stark von künftigen politischen Entscheidungen ab. Skeptiker des Uniper-Modells sehen das als riskante Wette an.

Auf seinem Weg der Trennung ist Eon-Chef Teyssen so oder so einen großen Schritt vorangekommen. Seine neue, grüne Eon hält nur noch rund 46 Prozent der Uniper-Anteile, die Teyssen von 2018 an auch verkaufen will. Der Mutterkonzern selbst ist mit dem Börsengang allerdings auch deutlich kleiner geworden – um rund 13.000 Mitarbeiter schrumpfte er und um gut 90 Milliarden Euro Jahresumsatz. Dass die Eon-Aktie am Montag um fast 15 Prozent einbrach, spiegelt diese Anpassung in etwa wider. Um den technischen Effekt der Ausgliederung bereinigt, blieb das Papier dagegen fast stabil.

Auf Eon kommen Milliardenabschreibungen zu

Der Konzern hatte seinen Aktionären für je zehn Eon-Papiere ei­nen Uniper-Anteilsschein ins Depot gegeben. Beide Papiere zusammen ergaben am Montag einen Marktwert von rund 17,5 Milliarden Euro: 1,5 Milliarden Euro mehr als noch am Freitag, dem letzten Tag, an dem die Eon-Aktie allein den Wert beider Unternehmen abbildete.

Eon selbst hat davon finanziell aber nichts – ganz im Gegenteil: Weil die Uniper-Anteile noch mit 5,6 Milliarden Euro in den Eon-Büchern stehen, werden neue Milliardenabschreibungen fällig. Denn der mit dem Börsengang gefundene Marktwert von Uniper liegt rund 3,5 Milliarden Euro niedriger als der Buchwert. Etwa diese Summe wird Eon im laufenden dritten Quartal abschreiben müssen.