Berlin. Das Buch „Wir Deutschen und das Geld“ zeigt: Sparen ist hierzulande besonders wichtig. Materieller Wohlstand hingegen nicht unbedingt.

Wo legen Deutsche ihr Bargeld hin, wenn sie es gerade nicht brauchen? In den Safe? Tatsächlich halten das 40 Prozent so, aber immerhin drei Prozent lagern die Scheine im Kühlschrank. Es ist eine der eher kuriosen Erkenntnisse aus dem neuen Buch „Wir Deutschen und das Geld“ (Edel Books), das sich dem Thema umfassend in Grafiken widmet. Vieles stützt die These, der Deutsche gehe eher konservativ mit dem schnöden Mammon um, anderes überrascht doch eher.

Das Sparbuch ist demnach der Deutschen liebste Geldanlage, obwohl es darauf kaum noch Zinsen gibt. Weit über die Hälfte spart für die Alterssicherung. 86 Prozent halten ihre Kinder dazu an, Geld für größere Ausgaben zu sparen. Viele scheuen riskante Anlagen wie Aktien. Fast 60 Prozent schauen im Supermarkt immer auf die Preise.

Zahlen erfüllen das Klischee

„Unsere Zahlen bestätigen das weitverbreitete Bild vom sparsamen Deutschen“, sagt Autor Christoph Drösser. Der Diplommathematiker und Kolumnist der Wochenzeitung „Die Zeit“ hat für das Buch Daten ausgewertet, die das Marktforschungsinstitut YouGov zusammengetragen hat. 1000 bis 2000 Menschen wurden nach Altersvorsorge und Arbeit, Banken und Versicherungen, Konsum und Kriminalität, Steuern und Erben befragt. Die Aussagen zeigen ein repräsentatives Bild der deutschen Bevölkerung ab 18 Jahre.

Offenbar gehen viele Deutsche in der Finanzplanung höchst widersprüchlich vor. „Die Zahlen zeigen, dass wir uns ungern in Sachen Geldanlage beraten lassen“, beobachtet Drösser. Andererseits: „Vielen ist Finanzwelt fremd. Damit wollen sie nichts zu tun haben.“ 75 Prozent sagen, „die Banken versuchen, uns das Geld aus der Tasche zu ziehen“. Bei fast 70 Prozent hat die Finanzkrise 2008 das Vertrauen in Banken erschüttert.

Das Bild der Deutschen Bank ist eher schlecht

Besonders müssen sich demnach die Deutsche Bank, die Hypovereinsbank und die Bayerische Landesbank um ihr Image sorgen. Hingegen kommen die Sparkassen und die Volks- und Raiffeisenbanken bei den Deutschen gut an – noch. Denn wie viele Kreditinstitute schließen auch die öffentlichen und Genossenschaftsbanken derzeit Filialen und setzen verstärkt auf das Onlinebanking. Allerdings sind immerhin 44 Prozent ihrer Hausbank nur treu, weil die Filiale in der Nähe des Wohnortes liegt. 75 Prozent erledigen Bankgeschäfte noch vor Ort, zumindest zum Teil, denn 80 Prozent gaben an, auch Onlinebanking zu nutzen.

Aber worauf sparen die Deutschen so fleißig? Nur die Hälfte sagt, sie lege Geld bei Seite, um „sich mal etwas leisten zu können“. Materieller Wohlstand scheint nicht mehr das Wichtigste zu sein. Zunehmend ist auch unsere Arbeitswelt vom Lebensgefühl der Generation Y (auf Englisch „why“ – warum) geprägt. Die 20- bis 40-Jährigen vermieten ihre Wohnungen zeitweise an Fremde, haben mit dem Rauchen aufgehört und mixen stattdessen Smoothies.

Generation Y braucht keine Statussymbole

Sie haben Statussymbolen wie dem eigenen Auto abgeschworen. Lieber reisen sie, arbeiten von zu Hause und kommen mal später ins Büro. Diese Lebenseinstellung zeigt sich in den Zahlen: Nur 36 Prozent würden bestätigen, dass Geld und Wohlstand wichtig seien. Werte weit über 50 Prozent erreichen dagegen Gesundheit, Familie, Freunde.

Andererseits wären die Deutschen aber auch bereit, einiges aufzugeben, hätten sie die Chance, eine Million Euro einfach so zugesteckt zu bekommen: 39 Prozent verzichteten ein Jahr lang auf Sex, 27 Prozent auf ihren Führerschein.