Berlin. Vor seiner Kritik ist kein Autokonzern sicher. Doch für seine jüngste Attacke hat sich Ferdinand Dudenhöffer andere Gegner ausgesucht.

Elektromobilität, autonomes Fahren, Carsharing – die Autowelt ist im Umbruch. Und noch ist nicht absehbar, wer als Gewinner aus dem Rennen um die Zukunft des Pkw hervorgehen wird. „Wer kriegt die Kurve?“ fragt denn auch Ferdinand Dudenhöffer, streitfreudiger Professor für Automobilwirtschaft und meistgefragter Experte für alle Fragen rund ums Fahren auf vier Rädern, im Titel seines neuen Buchs (Campus Verlag, ca. 25 Euro). Klar, dass der „Auto-Papst“ aus Duisburg nicht schweigen kann angesichts der von ihm ausgemachten „Zeitenwende in der Autoindustrie“.

Wie also stehen die Chancen für VW, Mercedes, BMW und Co, auch in den nächsten Jahrzehnten mit ihren Modellen auf dem Weltmarkt bestehen zu können? „Unsere Autobauer schaffen es, davon bin ich überzeugt“, gibt sich Dudenhöffer ungewöhnlich milde.

„Deutschland ist das Problem“

Zwar zeichnet er in dem Buch das Schreckensszenario eines beinahe de-industrialisierten Deutschlands, ausgelöst durch den Niedergang der Kernbranche Auto – doch schiebt Dudenhöffer gleich nach, dass es soweit kaum kommen werde: „Nicht die Autobauer sind das Problem, Deutschland ist das Problem.“

Dudenhöffer sorgt sich also um die Republik als solche: „Es besteht die Gefahr, dass deutsche Autokonzerne ihre Produktion verstärkt ins Ausland verlegen, weil bei uns die Rahmenbedingungen nicht mehr stimmen. Die entscheidende Frage ist: Schaffen wir bei uns die Voraussetzungen dafür, dass Deutschland auch in Zukunft Autoland ist?“ Und genau da hat Dudenhöffer so seine Zweifel.

„Programm für Elektroprämie ist zusammengeschustert“

Seine aktuelle Bilanz sieht schlecht aus: Die Politik tut zu wenig für dem Umstieg auf Elektromobilität, wo laut Dudenhöffer die Zukunft liegt. Das Programm für eine staatliche Prämie beim Kauf eines Elektroautos sei „zusammengeschustert und nicht ausgereift“. Es fehle an Ladestationen, parallel müsse Carsharing mehr gefördert werden.

Beim autonomen Fahren verpasse die Bundesregierung ebenfalls den Anschluss, ebenso beim Umgang mit neuen Fahrdiensten wie Uber. Noch immer warteten viele Unternehmen auf eine optimale Internetanbindung. „Deutschland muss schneller werden“, fordert Dudenhöffer.

„Probleme der Bahn sind seit Jahrzehnten ungelöst“

Doch nicht nur die Politik bekommt in dem Buch ihr Fett weg, Dudenhöffer knöpft sich auch die Bahn vor. „Der größte Verlierer in der neuen Mobilitätswelt dürfte die Deutsche Bahn werden“, schreibt der Buchautor. „Schlechte Zugqualität, marodes Schienennetz, verpasste Anschlüsse – die Probleme der Bahn stammen noch aus der alten Welt und sind teils seit Jahrzehnten ungelöst. Wie soll sie da den Herausforderungen der Zukunft begegnen?“

„Der Koloss Bahn ist zu groß und nicht flexibel“, urteilt Dudenhöffer. Dass die Fernbusse, kaum waren sie auf der Straßen, der Bahn in Scharen die Kunden weggenommen hätten, sei symptomatisch für den schlechten Service der Bahn: „Sie ist teuer und schlecht. Das ist kein Zukunftsmodell.“