Bad Homburg/Berlin. Helios kauft einen privaten Klinikbetreiber aus Madrid – für den Mutterkonzern Fresenius die größte Übernahme der Firmengeschichte.

Es ist die größte Übernahme des Berliner Krankenhausbetreibers Helios bisher: Das Unternehmen, Nummer eins unter den privaten Krankenhausbetreibern Europas, kauft die spanische Klinikkette Quirónsalud. Die Berliner lassen sich die Spanier 5,76 Milliarden Euro kosten. Helios, selbst nicht börsennotiert, gehört zum Medizinkonzern Fresenius aus Bad Homburg, der Mitglied im Deutschen Aktienindex Dax ist. Auch für Fresenius insgesamt ist es die größte Übernahme der Firmengeschichte. Der Konzern erhofft sich in Spanien große Wachstumschancen.

Helios betreibt bisher 112 Kliniken. Mit der Übernahme der Spanier kommen 43 Kliniken sowie 39 ambulante Gesundheitszentren hinzu. Im Jahr 2014 hatte Helios 40 Kliniken von Rhön-Klinikum übernommen. Helios beschäftigt rund 71.000 Mitarbeiter, die Spanier noch einmal gut 35.000. Die Nummer zwei und drei auf dem deutschen Markt sind Asklepios und Sana Kliniken.

Neuer Fresenius-Chef setzt Zeichen

Mit der Übernahme setzt der neue Fresenius-Chef Stephan Sturm gut zwei Monate nach Amtsantritt das erste große Ausrufezeichen. Er hatte im Juli die Nachfolge von Ulf Schneider übernommen, der zum Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé gewechselt war. Der bis jetzt größte Zukauf von Fresenius war 2008 die Übernahme des US-Unternehmens APP Pharmaceuticals, mit dem sich der Konzern Zugang zum US-Markt für Nachahmermedikamente (Generika) verschaffte.

Fresenius lässt sich durch das Geschäft nicht von weiteren Übernahmen abhalten. Der Konzern habe noch genügend Kapazitäten, um auch seine auf Medizintechnik und Infusionen spezialisierte Tochter Kabi durch Zukäufe zu stärken, sagte Vorstandschef Sturm am Dienstag. „Das eine schließt das andere nicht aus.“ Insidern zufolge hat Fresenius kürzlich für eine Sparte des US-Pharmakonzerns Pfizer geboten.

Helios hofft auf Gewinnsteigerung

Quirónsalud arbeitet profitabel, der Umsatz stieg in den vergangenen fünf Jahren aus eigener Kraft um jeweils mehr als fünf Prozent. In Spanien ist die Konsolidierung auf dem Krankenhausmarkt noch nicht so weit fortgeschritten wie in Deutschland: Während hierzulande die fünf größten Betreiber 93 Prozent der privaten Kliniken besitzen, sind es in Spanien 25 Prozent. Außerdem schätzt Fresenius den medizinischen Bedarf in Spanien so ein, dass weitere Neugründungen und Erweiterungen von bestehenden Krankenhäusern möglich sind.

Die Übernahme soll den Gewinn von Helios schon vom kommenden Jahr an steigern. Fresenius erwartet einen zusätzlichen Beitrag von 520 bis 550 Millionen Euro zum Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Mittelfristig haben die Strategen jährliche Synergieeffekte von 50 Millionen Euro berechnet. Die mittelfristige Prognose will Fresenius mit der Vorlage der Geschäftszahlen für 2016 erneuern.

Übernahme soll bis Ende des Jahres abgewickelt sein

Verkäufer der Klinikkette, die Helios komplett übernehmen will, sind die Beteiligungsgesellschaft CVC Capital Partners, der Mitgründer und Vorsitzende der Geschäftsführung von Quirónsalud, Victor Madera, und weitere Mitglieder der Geschäftsführung. Die Übernahme soll bis zum vierten Quartal dieses Jahres abgewickelt werden, spätestens im ersten Quartal 2017. Die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden steht allerdings noch aus.

Zur Finanzierung verschuldet sich Fresenius. Damit werden die Verbindlichkeiten vorübergehend gut dreimal höher als der operative Gewinn liegen. Quirónsalud-Chef Madera erhält zudem gut sechs Millionen Fresenius-Aktien im Wert von 400 Millionen Euro. An der Börse kamen die Übernahmepläne gut an. Fresenius-Aktien stiegen am Dienstag zeitweise auf ein Rekordniveau.