Düsseldorf. Der Handelskonzern Metro löst sich auf, weil er zu träge ist im Vergleich zur Netz-Konkurrenz. Die Entscheidung sorgt aber für Kritik.

Seit zwei Monaten schon zerbricht man sich bei Metro den Kopf, was ein guter Begriff für das Großhandelsgeschäft wäre, zu dem auch die Supermarkttochter Real gehört. Dieser Teil des Konzerns wird in Zukunft eigene Wege gehen, da braucht es einen griffigen neuen Namen. Eine konkrete Antwort, die nach außen dringt, gibt es bis heute nicht. Dabei ist es schon Ende September so weit: Die Elektronikketten Media Markt und Saturn auf der einen Seite und der Großhandel auf der anderen Seite trennen sich, zumindest organisatorisch. Die echte Aufspaltung folgt 2017.

Dann hat sich der einst größte deutsche Handelskonzern Metro endgültig selbst zerschlagen. Im vergangenen Sommer wurden bereits die Kaufhof-Warenhäuser an einen kanadischen Supermarktriesen veräußert. Und viele bekannte Handelsmarken, die einmal zum Metro-Reich gehörten, sind ebenfalls längst abgestoßen: die Adler-Modemärkte, der Schuhhändler Reno, die Baumarktkette Praktiker und der Computerladen Vobis.

Das Internet hat Metros Kunden mächtig gemacht

Der Vorstandsvorsitzende Olaf Koch verspricht sich von der Aufspaltung mehr Flexibilität.
Der Vorstandsvorsitzende Olaf Koch verspricht sich von der Aufspaltung mehr Flexibilität. © dpa | Federico Gambarini

Die Idee dahinter: Die Einzelteile sind mehr wert als das große Ganze. Metro-Chef Olaf Koch will den Konzern zukunftsfähig machen und dem digitalen Zeitalter anpassen. „Der langsamste Moment ist das Heute geworden“, bewertet Koch die rasanten Veränderungen im Handel.

In dieser schnellen Zeit müsse es darum gehen, Kunden zu binden und die Relevanz des Handels zu steigern. Aus diesem Grund, so haben es Aufsichtsrat und Vorstand beschlossen, soll die Metro-Gruppe in zwei eigenständige, börsennotierte Unternehmen aufgeteilt werden: einen Lebensmittelspezialisten, dessen Name noch nicht feststeht, sowie einen Elektronikspezialisten unter dem Namen Metro.

Von der Aufspaltung verspricht er sich „mehr Flexibilität“ bei der Reaktion auf geändertes Konsumverhalten. „Heute ist jeder Kunde in der Lage, so ziemlich alle Daten im Netz zu suchen und zu finden, daraus Information und Wissen zu generieren. Man kann schon fast sagen: Das Machtverhältnis zwischen Händler und Kunden hat sich tektonisch verschoben, erdrutschartig“, sagte Koch.

Unbürokratisch auf neue Trends reagieren

Für die Händler mit stationären Geschäften heißt das: Ein großer Konzern im Rücken ist eher eine Last, die höhere Effizienz der Verwaltung und die Einkaufmacht rücken in den Hintergrund. Stattdessen muss auf neue Trends sofort und unbürokratisch reagiert werden – und das geht laut Koch alleine besser, wenn die Firmenteile nicht auf den Gesamtkonzern Rücksicht nehmen müssen – etwa bei Investitionen, Übernahmen und bei der Suche nach neuen Partnern.

Koch, der die Führung der Lebensmittelsparte übernehmen soll, ist überzeugt, dass auch Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre von der „eigenen Identität“ der beiden Gesellschaften profitieren werden.

Für die vielen Mitarbeiter des Konzerns geht es bei solchen Entscheidungen um einiges. Denn sie verlieren die Sicherheit, im Zweifelsfall von einem Riesenkonzern, der auch seine Risiken breit streuen kann, aufgefangen zu werden. Über die Folgen für die konzernweit und international tätigen rund 220.000 Mitarbeiter machte der Metro-Chef am Dienstag allerdings nur vage Angaben. In der Verwaltung, kündigte Koch an, könne es einen Abbau von Stellen geben. „In Summe wird es aber zu Mehrbeschäftigung kommen“, verspricht er den Mitarbeitern. Ein Grund: Die beiden neuen und eigenständigen Unternehmen sollen auch durch Übernahmen weiter in ihren jeweiligen Branchen wachsen.

Media-Saturn-Miteigentümer kritisiert Strategie

Organisatorisch tritt die Aufspaltung bald in Kraft. Gesellschaftsrechtlich müssen die Aktionäre sie auf einer Hauptversammlung beschließen. Das soll Mitte kommenden Jahres geschehen. Und der Name des Lebensmittelgeschäfts? „Es ist hochgradig unwahrscheinlich, dass es keinen Bezug zum Namen Metro geben wird“, so der Vorstandschef. Die Traditionsmarke habe international einen guten Ruf. Sitz beider Metro-Folgegesellschaften soll Düsseldorf sein.

Während die größten Metro-Anteilseigner, die Familien Haniel, Schmidt-Ruthenbeck und Beisheim, die Aufspaltung begrüßen, zweifelt der Media-Saturn-Miteigentümer Erich Kellerhals an einem Erfolg – ungewöhnlich freiherzig auf seiner Internetseite: „Die Strategie der Aufspaltung, mag für Manager wie Olaf Koch der einzige Ausweg sein ... Ob dieser Weg die Wende bringen wird, ist sehr unsicher“, schreibt er. „Herr Olaf Koch flüchtet laut Plan in die zweite abgespaltene neue Metro AG für Lebensmittel. Die gescheiterte Olaf-Koch-Strategie bei Media-Saturn möchte er nicht mehr weiter verantworten. Auf keinen Fall ein gutes Zeichen!“ Das Misstrauen muss weit gediehen sein, wenn man öffentlich das eigene Unternehmen schlechtmacht.