Berlin. Die Bahn schickt immer mehr Fernbusse auf die Straße – und beteiligt sich am harten Preiskampf. Erfolgreich ist vor allem eine Linie.

Die gute Nachricht für die krisengeschüttelte Deutsche Bahn kommt von einem ungeliebten Terrain: Ausgerechnet auf dem umkämpften Fernbusmarkt, wo der Schienenkonzern bisher kaum ein Rad auf die Straße bekam, macht die Bahn Boden gut. Seit Jahresbeginn ist ihr Marktanteil von 9 auf 14 Prozent gewachsen. Das geht aus Daten des Marktforschungsinstituts Iges hervor.

Wegen des schleppenden Verlaufs steht der komplette Geschäftszweig Fernbusreisen bei der Bahn auf der Kippe. Noch in diesem Jahr werde der Konzern seine Strategie neu bewerten, hieß es im August. Für das überraschende Wachstum sorgt nun allein die Marke Berlinlinienbus, die ihr Angebot deutlich ausgebaut hat. Der konzerneigene IC Bus dümpelt bei 1 Prozent.

Marktführer Flixbus dominiert 80 Prozent des Fahrplans

Hinter dem Label Berlinlinienbus steckt seit 2015 das Unternehmen BEX. Es betreibt innerdeutsche Fernbuslinien, hauptsächlich vom Zentralen Omnibusbahnhof Berlin aus. Alleiniger BEX-Gesellschafter ist die DB Fernverkehr AG.

Die Bussparte der Bahn rollt der Konkurrenz weit hinterher. Unangefochtener Marktführer ist nach der Übernahme des Postbusses das Unternehmen Flixbus, das nun knapp 80 Prozent der Fahrplankilometer in Deutschland bedient. Flixbus konkurriert inzwischen mit einer weiteren Staatsbahn: Seit Juli fahren die österreichischen Bundesbahnen mit ihrer Marke Hellö mit Bussen von Österreich nach Deutschland, etwa nach Berlin und Frankfurt. Ihr Marktanteil kommt auf 1 Prozent.

Höhere Preise kaum noch durchzusetzen

Nach einem starken Anstieg in den vergangenen Jahren und einem Höchststand 2015 pendelt sich das deutsche Fernbusnetz bei etwa 300 Linien ein. Im dritten Vierteljahr waren es laut Iges 293 Linien. Die Zahl der wöchentlichen Hin- und Rückfahrten stieg um 24 auf 4258. Höhere Preise können die Anbieter in dem hart umkämpften Markt kaum noch durchsetzen. Mit 92 Cent je Fahrgast und Kilometer liegen die Normalpreise heute um 2 Cent höher als vor einem Jahr, die Angebotspreise liegen 2 Cent niedriger bei 36 Cent.

„Die Tendenzen zu leichten Preissteigerungen werden den wirtschaftlichen Druck auf die Unternehmen aber kaum mindern“, sagte Iges-Geschäftsführer Christoph Gipp. Der Postbus-Verkauf zeige, dass es noch immer Pro­bleme bei der Wirtschaftlichkeit gebe. Die Deutsche Post hatte im August angekündigt, ihr Fernbusgeschäft zum 1. November an Flixbus abzutreten. (mit dpa)