Berlin. Die Barmer GEK beteiligt sich als erste gesetzliche Versicherung an einem Fonds, der Start-ups finanziert. Das Risiko ist gleich null.

Gesetzliche Krankenkassen sprechen inzwischen gern von „Kunden“, wenn sie ihre Versicherten meinen. Und immer mehr Kassen präsentieren sich als Unternehmen, auch weil sie das Image der verstaubten Versicherungsbürokratie loswerden wollen.

Den bisher weitesten Schritt in diese Richtung macht jetzt die Barmer GEK, die zweitgrößte deutsche Kasse. Sie beteiligt sich an einem Fonds, der in Medizintechnologie investiert. Es ist das erste Mal, dass eine halbstaatliche Kasse, für die sonst die strengen Regeln des Sozialgesetzbuches gelten, ihr Geld in private Unternehmen steckt.

Risiko ist gleich null

Entsprechend schwierig war der Weg dorthin. Kassenchef Christoph Straub musste nicht nur das Bundesgesundheitsministerium überzeugen, sondern auch das Finanz- und das Wirtschaftsministerium. Am Ende gibt es nun eine Konstruktion, bei der der Bund und die Partner der Fonds-Firma Earlybird für mögliche Ausfälle bürgen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Barmer ihr investiertes Risikokapital verliert, ist damit null. Im Gegenzug sind die Renditechancen auf zwei Prozent begrenzt, was aber in diesen Zeiten noch immer ein gutes Geschäft ist.

Der Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Christoph Straub.
Der Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Christoph Straub. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Soeren Stache

Insgesamt steckt die Kasse über fünf Jahre hinweg bis zu 15 Millionen Euro in den Fonds. Der ist 100 Millionen Euro schwer und finanziert junge Firmen, die neue Produkte und Verfahren in der Medizintechnik, bei Diagnosesystemen und bei digitalen Gesundheitslösungen entwickeln. Zwölf bis 15 Unternehmen will Earlybird in den nächsten Jahren fördern. Weitere Investoren sind die NRW-Bank, der Versicherungskonzern Generali und der Hausgerätehersteller Miele.

Die Finanzinvestoren und die Krankenkasse versprechen sich gegenseitig Vorteile von dem Projekt. „Wir wollen von der Barmer eine Einschätzung, wohin sich der Markt entwickelt und welche Ideen Erfolg haben könnten“, sagt Thom Rasche, Partner bei Earlybird. Und Barmer-Chef Straub will durch das Investment „digitale Trends und moderne Technologien für unsere Versicherten früh nutzbar machen“. Dahinter steht auch das Ziel, die Krankenkasse als besonders modern zu präsentieren.