Wolfsburg. Es ist ein wahrer Wirtschaftskrimi – mit offenem Ende. Der Streit von Volkswagen mit Zuliefererfirmen schlägt jetzt richtig durch.

Als Folge des Streits mit zwei Zulieferern sind bei VW in dieser Woche mehr als 28.000 Beschäftigte in sechs Werken von Produktionsunterbrechungen betroffen. In Emden, Wolfsburg, Zwickau, Kassel, Salzgitter und Braunschweig könnten insgesamt 27.000 Mitarbeiter teils noch bis Ende August nicht so arbeiten, wie es eigentlich geplant sei.

Unter dem Druck des fast einwöchigen Produktionsstopps bei seinem wichtigsten Modell Golf nimmt Volkswagen am Montag neue Verhandlungen mit zwei Zulieferern auf. Die Unternehmen der Prevent-Gruppe weigern sich, bestellte Teile für Getriebe und Sitze herauszugeben. Wie aus dem Konzern zu hören war, sollen die vor dem Wochenende abgebrochenen Gespräche beider Seiten fortgesetzt werden. Die weitere Entwicklung sei „nicht absehbar“, schrieb das Unternehmen. „Volkswagen versucht weiterhin, eine Einigung mit den Lieferanten herbeizuführen.“

Die beiden Lieferanten Car Trim und ES Automobilguss hatten die Lieferung von Bauteilen eingestellt. Hintergrund ist ein Rechtsstreit mit einem Firmenkonsortium, zu dem die beiden Lieferanten gehören und das mit Volkswagen wegen eines gekündigten Auftrags überkreuz liegt.

Linken-Politiker sieht Parallele zu Sparkurs

Der Chef des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Diesel-Abgaskrise im Bundestag, Herbert Behrens (Linke), sieht eine mögliche Parallele zwischen dem VW-internen Sparkurs und dem Problem mit den Zulieferern. „Die Konzernleitung von Volkswagen kürzt jetzt, bis es kracht“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

„Jetzt werden Folgen des milliardenschweren Desasters, das mit der betrügerischen Abgas-Manipulation verursacht worden ist, einfach weitergereicht“, meinte Behrens. Prevent wirft VW vor, bestimmte Aufträge frist- und grundlos gekündigt zu haben. Dagegen wolle man sich mit dem Lieferstopp wehren. Der Autokonzern fordert hingegen von den Geschäftspartnern, bestehende Liefervereinbarungen einzuhalten. (rtr/dpa)