Berlin. Wegen des Abgasbetrugs erstellt der Verkehrsclub Deutschland erstmals keine Liste für saubere Pkw. Ihm fehlen verlässliche Angaben.

Seit 27 Jahren veröffentlicht der Verkehrsclub Deutschland (VDC) einmal jährlich die Liste der umweltfreundlichsten Autos. In diesem Jahr fällt die Kür der besten Modelle nun erstmals aus. Der Grund: Der Verein sieht sich angesichts der Tricksereien der Autoindustrie rund um die Abgasmessungen nicht zu einer verlässlichen Bewertung der Fahrzeuge imstande.

Bislang hat man sich auf die Angaben des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) und der Hersteller verlassen. 2016 ist das nicht mehr möglich. „Die Schere zwischen den Herstellerangaben und der Realität bei Verbrauch und CO2-Ausstoß ist immer größer geworden“, stellt Gerd Lottsiepen fest, der verkehrspolitische Sprecher des VCD.

Danach schluckten die Autos im Jahr 2000 noch durchschnittlich acht Prozent mehr Kraftstoff als vom Hersteller angegeben. Inzwischen sei die Abweichung auf 40 Prozent angewachsen, kritisiert Lottsiepen, „uneingeschränkte Empfehlungen für umweltverträgliche Autos sprechen wir deshalb nicht aus“. Erst wenn die Hersteller den Willen zum Bau sauberer Modelle zeigen, will der Verband das Ranking wieder aufnehmen.

Kritik an der Bundesregierung

Kritik gibt es auch an dem Umgang der Bundesregierung und des Verkehrsministeriums von Alexander Dobrindt (CSU) mit dem Skandal. Die Bundesregierung dürfe jetzt nicht länger zuschauen. „Sie muss klare Vorgaben machen und intensiv kontrollieren“, forderte der Experte.

Die Umweltliste dient angehenden Autokäufern zur Orientierung. Darin werden normalerweise für verschiedene Käufergruppen wie Familien oder Vielfahrer die ökologisch jeweils besten Modelle aufgelistet. Der VW-Skandal und die anschließend ermittelten Abschaltvorrichtungen bei der Abgasreinigung vieler Marken und Modelle hat der Industrie laut VDC die Glaubwürdigkeit genommen. „Inzwischen ist der Diesel massiv diskreditiert“, sagt Lottsiepen.

Besser einen Gebrauchten kaufen

Die auch von der Bundesregierung lange geförderte Technologie steht nach Einschätzung des Verkehrsclubs zumindest in den Städten vor dem Aus. Denn die Städte würden bald gezwungen sein, einem Teil der Dieselflotten aus den Straßen zu verbannen, weil die Feinstaubgrenzwerte in vielen Kommunen regelmäßig überschritten werden. „Nur bei Vielfahrern ist die Autobahn die letzte Nische für den Diesel“, glaubt Lottsiepen.

Ganz ohne Hinweise auf einen umweltbewussten Autokauf bleiben die Verbraucher jedoch nicht. Der VCD rät entweder zum Kauf eines gebrauchten Wagens oder zu einem Modell, das in den vergangenen Jahren im Vergleich des VDC regelmäßig gut abgeschnitten hat. Diese Ranglisten finden sich noch auf der Internetseite des Clubs. Im Stadtverkehr rät der VCD zu kleinen, verbrauchsarmen Benzinern wie dem Citroën C1, dem Peugeot 108 und dem Toyota Aygo. Bei den Erdgasfahrzeugen kommen die Modelle von VW und der größere Golf Variant in Betracht.

E-Autos sind noch zu teuer

Auch bei Elektroautos zeigt sich der VCD noch skeptisch. Denn mit steigender Reichweite nehmen auch die Batterien an Gewicht zu und benötigen entsprechend mehr Energieaufwand bei ihrer Produktion. „Die Reichweite bei Elektroautos sollte begrenzt bleiben.“

Der Club bemängelt, dass die E-Mobile trotz Kaufhilfe noch zu teuer sind. „Der Umweltbonus taugt nichts“, sagt Lottsiepen. Vermutlich würden in diesem Jahr noch weniger Elektrofahrzeuge angemeldet als 2015. Elektroautos eigneten sich laut VCD nur für Fahrzeugflotten und Pendler, die mehr als 50 Kilometer unterwegs sind.