Berlin. Laut einer Studie blicken die Verbraucher optimistisch in die Zukunft – und geben ihr Geld am liebsten für Kleidung und Urlaub aus.

Der deutsche Verbraucher blickt positiv in die Zukunft und investiert sein Geld in den Konsum – allen negativen politischen Entwicklungen zum Trotz. Das geht aus der aktuellen Studie des Marktforschungsunternehmens Nielsen hervor, die europaweit die Konsumlaune der Verbraucher ergründen will.

„Seit 2011 ist das Verbrauchervertrauen deutlich gestiegen – auch dank der Stabilität der deutschen Wirtschaft in Krisenzeiten“, betonte Nielsen-Deutschland-Chef Ingo Schier. Am optimistischsten sind der Umfrage zufolge in Europa die Dänen. Deutschland rangiert zusammen mit Irland auf Rang drei.

Deutsche sind optimistischer als die meisten Europäer

Die Marktforscher befragten europaweit 17.000 Personen, davon 500 in Deutschland. Die Menschen wurden im Mai 2016, also noch vor der Brexit-Abstimmung, dem Türkei-Putsch und den Terroranschlägen in Frankreich und Deutschland, um ihre Meinung gebeten. Nach Angaben des Forschungsinstituts ist die Befragung repräsentativ für die Internetnutzer der beteiligten Länder. Nach Angaben des Branchenverbands Bitkom nutzen mittlerweile 84 Prozent der Deutschen mindestens einmal pro Woche das Netz.

Die Forscher fragten die Internetnutzer unter anderem: „Wie wird sich ihrer Meinung nach der Arbeitsmarkt in ihrem Land in den nächsten 12 Monaten entwickeln?“ Die Antwort in Deutschland ist eindeutig: In keinem anderen Land wird von den Verbrauchern die Lage auf dem Arbeitsmarkt so gut bewertet wie in der Bundesrepublik. Und das zu Recht: Die Arbeitslosigkeit im Juli etwa befand sich mit 2,661 Millionen Jobsuchern auf einem Rekordtief. Eine Arbeitslosenquote von 6,0 Prozent ist verglichen mit anderen europäischen Ländern, etwa Spanien mit nahezu 20 Prozent, sehr gering.

Die meisten sind mit ihrer Situation zufrieden

Auch die Einschätzung zur Entwicklung der persönlichen finanziellen Situation in den nächsten zwölf Monaten und das Konsumklima sind laut Nielsen in Deutschland überdurchschnittlich. Eine Mehrheit von 59 Prozent der Befragten hält demnach die Arbeitsmarktsituation in der Bundesrepublik in den nächsten zwölf Monaten für gut oder sehr gut, das sind neun Prozentpunkte mehr als 2011. Eine so positive Einschätzung herrsche in keinem anderen europäischen Land. Und das, obwohl in den nächsten Monaten mit einer wachsenden Arbeitslosigkeit unter den Flüchtlingen zu rechnen ist. Die Zahl der Neuankömmlinge ohne Job steigt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit derzeit in 10.000er­Schritten von Monat zu Monat.

Dessen ungeachtet geben die Deutschen angesichts der niedrigen Sparzinsen weiter gerne ihr Geld aus: Während in anderen europäischen Ländern Kapital, das nicht zum Lebensunterhalt benötigt wird, überwiegend angespart wird, investieren die Bürger hierzulande vor allem in neue Kleidung und ihren Urlaub.

Kleiner Wermutstropfen: Laut den Nielsen-Forschern ist nicht gesichert, dass das auch so bleibt. Dieser Eindruck ergibt sich auch aus den Verbraucherhebungen des größten deutschen Marktforschungsinstituts GfK.

Brexit trübt die Verbraucherlaune im Juli

Danach schwächte sich die Verbraucherstimmung in Deutschland im Juli leicht ab. GfK-Experte Rolf Bürkl macht dafür die Entscheidung der Briten verantwortlich, aus der EU auszutreten: „Dies ist ein wichtiger Grund dafür, dass die Verunsicherung im Hinblick auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung leicht gestiegen ist.“ So blickten die Verbraucher skeptischer auf die Konjunktur und die eigene künftige Finanzlage.

Wird das Geld hierzulande doch einmal knapp, sparen viele in Deutschland: 63 Prozent der Menschen zunächst beim Lebensmitteleinkauf. Und zwar, indem sie bei ihren täglichen Kaufentscheidungen zu günstigeren Marken wechseln. Weitere Sparmethoden sind laut der Nielsen-Erhebung „häufiger selbst kochen anstatt Essen zu bestellen“ und „weniger für Kleidung ausgeben“.

Im europäischen Durchschnitt zeigen sich hingegen andere Prioritäten: Die meisten Befragten sparen erst einmal, indem sie weniger für neue Kleidung ausgeben oder ihre Freizeitaktivitäten außer Haus einschränken. Nur 49 Prozent der europaweit Befragten greifen zu günstigeren Marken im Supermarkt.

Fragt man die deutsche Bevölkerung nach ihren Sorgen, so steht der internationale Terrorismus klar auf Platz eins. Auf Rang zwei und drei der Sorgenskala rangieren die Themen Gesundheit und Immigration. Auch europaweit liegt das Thema Terrorismus auf Rang eins, gefolgt allerdings von den Themen Jobsicherheit und Wirtschaft. Doch die Sorgen erreichen noch nicht das tatsächliche persönliche wirtschaftliche Umfeld. Gut 51 Prozent der Befragten rechnen sogar damit, dass sich ihre persönliche finanzielle Situation in den nächsten zwölf Monaten gut oder sogar sehr gut entwickelt. Warum? Jobsicherheit schafft Planungssicherheit. Und darauf setzt hierzulande die Mehrheit – noch.