Berlin. Nach Uber legt auch Daimler bei Fahrdiensten den App-Gang ein. Mytaxi fusioniert mit Hailo und bedrängt traditionelle Taxizentralen.

In Großstädten gehört sie schon zum Alltag: Wer sich ein Taxi bestellen will, bestellt es mit der App von Mytaxi – zum Ärger der Taxizentralen, die lange Monopolisten waren. Nun wird die digitale Konkurrenz noch stärker.

Daimler-Tochter Mytaxi schließt sich mit dem Londoner App-Anbieter Hailo zusammen. Die gemeinsamen Apps ermitteln den Standort des Nutzers und können so einen Taxifahrer in der Nähe schnell vermitteln. Das neue Unternehmen soll unter der Marke Mytaxi firmieren, mit Sitz in Hamburg, wo Mytaxi die Zentrale hat.

Im Taxigeschäft sitzen die Start-ups vorne

Bisher teilten sich beide Unternehmen den europäischen Markt. Hailo ist in Großbritannien, Irland und Spanien aktiv. Mytaxi operiert in Deutschland, Italien, Polen, Portugal, Spanien und Schweden. Das neue Unternehmen zähle rund 100.000 Taxifahrer als Vertragspartner und sei in über 50 Städten verfügbar, heißt es von Mytaxi.

In der lange Zeit eher schläfrigen Taxibranche tobt ein erbitterter Kampf. Start-ups mischen den Markt auf. Platzhirsch unter den digitalen Anbietern ist Uber. Das US-Unternehmen vermittelt per App private Fahrten. Vor allem in den Vereinigten Staaten ist Uber stark; in Deutschland bremsten bisher Gesetze den Vorwärtsdrang.

UberPop ausgebremst, UberX gibt Gas

Nach einer Serie von Streitfällen und Niederlagen vor Gericht zogen die Onlinevermittler 2015 ihren Mitfahrdienst UberPop aus dem Verkehr. Doch vom Gas gehen sie nicht. In einigen Großstädten, darunter Berlin, hält jetzt UberX um Kundschaft an – mit dem Versprechen, ein Fünftel günstiger zu fahren als herkömmliche Taxis.

In der deutschen Taxibranche geht es um einen Markt von jährlich rund fünf Milliarden Euro Umsatz. Der ist auch für den Autobauer Daimler attraktiv. „Wer nicht in dem Geschäft ist, hat ein großes Risiko, in zehn Jahren zu den Verlieren unter den Autobauern zu gehören“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Mitfahrdienste seien aus dem Geschäft mit der Mobilität nicht mehr wegzudenken.

Daimler will den Anschluss nicht verpassen

Daimler hatte sich bereits mit dem Einstieg in den Markt der Carsharing-Anbieter und seinem Dienstleister Car2go breiter aufgestellt. Jetzt bauen die Stuttgarter ihr Engagement beim Internetlimousinenservice Blacklane aus. In der bislang größten Finanzierungsrunde des Berliner Start-ups investiert der Konzern mit dem Stern einen zweistelligen Millionenbetrag in Blacklane. Damit solle das weltweite Geschäft des professionellen Fahrdienstes vorangetrieben werden, teilten beide Unternehmen am Montag mit.

Die Expansionspläne betreffen vor allem Asien sowie den Nahen und Mittleren Osten. Das 2011 in Berlin gegründete Start-up bietet derzeit bereits in über 50 Ländern weltweit Fahrdienste zu Festpreisen an. Als Serviceportal mit rund 200 Mitarbeitern setzt Blacklane keine eigenen Fahrzeuge ein, sondern greift auf ein Netzwerk an lokalen, professionell lizenzierten Fahrdiensten zurück. Die Fahrt wird direkt über die Webseite oder die Apps gebucht.

Dem klassischen Taxifahrer geht’s ans Geld

Mit der Fusion von Mytaxi und Hailo geraten vor allem die Taxizentralen stärker unter Druck. Eine Bitkom-Studie zeigt, dass bereits 21 Prozent der klassischen Kunden eine entsprechende Anwendung auf dem Smartphone haben. Mytaxi ist demnach am meisten verbreitet, bei 13 Prozent aller befragten Droschkennutzern. Apps der Taxizentralen dümpeln bei zwei bis fünf Prozent. „Mittelfristig bedeutet der Zusammenschluss, dass Taxifahrer weniger im Geldbeutel haben“, sagt Dieter Schlenker, Vorsitzender von Taxi Deutschland.

Mytaxi nimmt nach eigenen Angaben eine Provision von sieben Prozent für jede erfolgreich vermittelte Tour. Bei den Zentralen von Taxi Deutschland liegt die Quote nach eigener Aussage niedriger, nämlich bei Monatsbeiträgen, die im Schnitt drei bis fünf Prozent des Fahrtpreises entsprechen. Die Beiträge fallen auch an, wenn die Taxifahrer keinen Umsatz machen. Vielfach sind Taxiunternehmen bei beiden Vermittlern registriert, müssen also die doppelte Abgabe für die Vermittlung bezahlen.

Im Gemeinschaftstaxi 40 Prozent sparen

Weil Mytaxi mit Fahrtrabatten lockte, klagte Taxi Deutschland. Das Landgericht Frankfurt verbot die Offensive. Der gesetzlich festgelegte Preis dürfe nicht unterschritten werden. Mytaxi ging in Berufung, die Entscheidung fällt 2017.

Und das Unternehmen bastelt schon an der nächsten Revolution: Mit Taxifahrgemeinschaften könnte jede Tour 40 Prozent günstiger werden als bisher. Ein ähnliches Modell gibt es schon – in den USA, von Uber.