Stockholm. Der schwedische Energiekonzern Vattenfall ist die Braunkohle los – aber unter hohen Verlusten. In Berlin sind Hunderte Jobs bedroht.

Bei den Verlusten bleibt alles beim Alten: Der kriselnde schwedische Energiekonzern Vattenfall, dessen deutscher Hauptsitz in Berlin ist, muss wieder einmal gigantische Wertberichtigungen vornehmen. 3,2 Milliarden Euro betragen die Abschreibungen im zweiten Quartal 2016. Dabei wird allerdings auch schon der tiefgreifende Strategiewechsel des Unternehmens sichtbar: Mehr als zwei Drittel der Summe sind entstanden, weil der Konzern seine deutschen Braunkohlekraftwerke in Ostdeutschland endlich loswird. Der Verkauf an den tschechischen Konzern EPH brachte weniger Geld, als für die Anlagen noch in den Büchern stand. Auch das neue und umstrittene Kohlekraftwerk Hamburg-Moorburg riss ein Loch von 500 Millionen Euro.

Insgesamt fuhr Vattenfall einen Nettoverlust von rund drei Milliarden Euro ein, etwas mehr als vor einem Jahr. Während die Zeitung „Svenska Dagbladet“ von „Alptraumzahlen“ sprach, bezeichnete Vattenfall-Chef Magnus Hall das Quartalsergebnis als „stabil“. Hall will den Konzern nun konsequent umbauen: Vor allem weg von klimaschädlichen Kraftwerken: „Durch den Verkauf verdeutlicht Vattenfall sein zukünftiges Ziel, den Kunden das zu liefern, was sie haben möchten, in Form von einem erhöhten Anteil erneuerbarer Energien.“

In Schweden soll auch in Kernkraftwerke investiert werden

Deutschland bleibe trotz Braunkohleverkauf „einer der wichtigsten Märkte“ für Vattenfall, sagte Magnus Hall. Vattenfall ist Deutschlands viertgrößter Energieerzeuger. Der Konzern will zumindest an seinen deutschen Aktivitäten im Wärmemarkt, dem Endkundengeschäft und beim Netzbetrieb festhalten. In Deutschland sind trotzdem Arbeitsplätze gefährdet. In Berlin könnten laut Arbeitnehmervertretern 800 der rund 4500 Jobs wegfallen.

Der Konzern will nun vor allem in Windkraft und die in Schweden nach wie vor von der Politik unterstützte Kernkraft investieren, Atommeiler sollen modernisiert werden. Schwedens rot-grüne Minderheitsregierung hatte den Verkauf der deutschen Braunkohlesparte kürzlich genehmigt. Vor allem die Grünen, die noch im Wahlkampf die Stilllegung der klimaschädlichen Anlagen versprachen, wurden von Umweltschützern hart kritisiert.