Berlin. Kostenpflichtige Behandlungen, sogenannte IGel-Leistungen, bringen Ärzten rund eine Milliarde Umsatz. Nicht immer sind sie sinnvoll.

Die Selbstzahlerleistungen beim Arzt bringen den Patienten nach Ansicht der Krankenkassen meistens keinen nachweisbaren Nutzen. Die Angebote könnten vielfach sogar schaden, behaupten die deutschen Krankenkassen. Denn: Die Krankenkassen übernehmen nicht alle Kosten für Leistungen, die ein Arzt erbringen kann. Bei Angeboten, die nicht zur medizinischen Grundversorgung aller Kassen zählen, müssen die Patienten selbst für die Kosten aufkommen. Es gibt Hunderte dieser Individuellen Gesundheitsleistungen (IGel). Die Palette reicht von der Reiseschutzimpfung über eine spezielle Prävention von Hautkrebs bis zur Ultraschallbebilderung von Schwangerschaften.

Sind Zusatzangebote überhaupt sinnvoll?
Die Krankenkassen verweisen darauf, dass die Angebote medizinisch nicht notwendig seien, weshalb die Kosten nicht übernommen werden. Individuell könnten IGeL durchaus sinnvoll sein, widerspricht der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen. Auch der kritische IGeL-Monitor bewertet einige Leistungen als tendenziell positiv. Dazu gehören die Akupunktur als Migränevorbeugung oder eine Lichttherapie bei Depressionen.

Warum kritisieren Verbraucherschützer die Ärzteschaft?
Hauptkritikpunkt ist die Verkaufsstrategie vieler Fachärzte. „Die Arztpraxis wird zum Verkaufsraum“, sagt Chef des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes der Krankenkassen (MDS), Peter Pick. Mitunter unterschreiben die Patienten am Empfangstresen Leistungsangebote bei den Helfern, bevor ein Arzt beraten hat.

Welches Interesse haben die betreffenden Ärzte?
Zusatzleistungen lohnen sich. „Rund eine Milliarde Euro verdienen Ärzte jedes Jahr mit diesen Selbstzahlerleistungen“, sagt Pick. Spitzenreiter seien Frauen- und Augenärzte, Orthopäden, Hautärzte und Urologen.