Berlin. Die Einigung mit Flugbegleitern bringt der Lufthansa weniger Streiks und die Reform der Betriebsrenten. Es ändert sich Grundsätzliches.

Er hat es tatsächlich geschafft: Matthias Platzeck, ehemaliger Ministerpräsident Brandenburgs, hat den Tarifstreit zwischen Flugbegleitergewerkschaft Ufo und Lufthansa gelöst. Im Kern sind Streiks des Kabinenpersonals bis 2023 recht unwahrscheinlich geworden, was die Lufthansa sich unter anderem mit mehr Lohn erkauft. Auch sind Kündigungen in den nächsten fünf Jahren weitgehend ausgeschlossen. Dafür wird eine wichtige Forderung von Deutschlands größter Fluggesellschaft erfüllt: Die Reform der Betriebsrenten. Ein Großkonflikt des Konzerns ist aber immer noch nicht geklärt: Der Tarifstreit mit den Piloten, die bisher 13 Mal gestreikt haben.

Platzeck dürfte in den vergangenen sechs Monaten sein Wissen über die Luftfahrtbranche deutlich ausgebaut haben. Der Streit selbst lief seit drei Jahren und galt als extrem kleinteilig, die Fronten nach dem schärfsten Streik der Konzerngeschichte als verhärtet. Immerhin hatten sich Ufo und Konzern auf Platzeck als Schlichter einigen können.

„Lufthansa bekommt wirtschaftliche und politische Sicherheit“

Seine Arbeit lobten jetzt beide. „Platzeck ist der Kunstgriff gelungen, unsere unterschiedlichen Interessen auf bestmögliche Art zu verheiraten: Lufthansa bekommt wirtschaftliche und politische Sicherheit, ohne dem einzelnen Mitarbeiter an irgendeiner Stelle etwas wegzunehmen“, sagte Ufo-Verhandlungsführer Nicoley Baublies. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagte: „Platzeck wusste, dass er sehr genau die Mitte ansteuern musste, und hat es klug getan.“

Was Platzeck gemeinsam mit Lufthansa-Personalvorstand Bettina Volkens und Ufo-Chef Baublies am Dienstag in Frankfurt verkündeten, gilt für rund 19.000 Mitarbeiter des Konzerns. Beide Seiten wollen Tarifkonflikte entschärfen, damit Lufthansa nicht wieder eine Woche lahmgelegt ist wie im November 2015, sollten die Kabinenmitarbeiter streiken. Der Konzern kann bei einem drohenden Streik einen Schlichter anrufen und Tarifgespräche mit Ufo verlangen. Die Gewerkschaft muss teilnehmen, das Ergebnis aber nicht unbedingt annehmen. Das schließt Streiks nicht aus, sie werden aber unwahrscheinlicher. Die Regel gilt bis 2023.

Grundlegende Reform der Betriebsrenten

Ausgeschlossen sind Kündigungen bis 2021, zwei weitere Jahre darf Lufthansa keine Leiharbeiter in ihren Fliegern einsetzen. Rückwirkend zum Jahresbeginn erhalten die Flugbegleiter auch mehr Geld. Die Regelung läuft bis Mitte 2019. Insgesamt gibt es knapp 5,5 Prozent mehr, dazu einmalig 3000 Euro und eine Gewinnbeteiligung.

Auch die Betriebsrenten werden neu geregelt und mit den Übergangsrenten zusammengelegt. Sie werden künftig anders finanziert. Bisher garantiert Lufthansa eine konkrete Rentenhöhe. Vor allem die in der Hochzinsphase zugesagten Summen kann der Konzern im jetzigen Niedrigzinsumfeld nicht mehr erwirtschaften und muss Geld nachschießen. Deshalb zahlt Lufthansa künftig nur noch einen festen Arbeitgeberbetrag von 5,2 Prozent des Gehalts. Ein Mitarbeiterfonds kümmert sich um die Anlage der Beträge, je nach Erfolg fällt die Rendite und damit die Rente aus. Offenbar entlastet die Umstellung die Konzernbilanz um 70 Millionen Euro.

Einigung auch im Streit um Eurowings

Die Flugbegleiter dürfen wie bisher in Rente gehen, wenn sie 55 Jahre alt oder älter sind. Neu eingestellte Mitarbeiter erhalten allerdings für die ersten fünf Jahre keine Beiträge zur Altersversorgung, es sei denn, sie absolvieren 18-monatige Zusatzausbildung.

Wichtige Bestandteile der Schlichtung sind auch Grundzüge neuer Tarifverträge für die Billigflugtochter Eurowings, die Lufthansa-Chef Spohr rasant ausbauen möchte. Sie sehen bessere Arbeitsbedingungen und eine Betriebsrente für die derzeit noch 1500 Flugbegleiter vor.