Berlin. Die häufigsten Auslöser für Überschuldung sind Arbeitslosigkeit, Krankheit und Trennungen. Bestimmte Gruppen sind besonders betroffen.

Fast drei Jahre lang müsste der durchschnittliche private Schuldner in Deutschland sein gesamtes Einkommen an seine Gläubiger abliefern, um wieder schuldenfrei zu sein. Am häufigsten sind alleinerziehende Frauen und allein lebende Männer überschuldet, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in Berlin mit. Aus dem Bericht zur „Überschuldung privater Personen 2015“ geht hervor, dass private Schulden im Durchschnitt bei 34.400 Euro liegen – bei einem durchschnittlichen Einkommen der Schuldner von 1.034 Euro im Monat.

Alleinerziehende machen 14 Prozent der Ratsuchenden in den Schuldnerberatungsstellen aus, obwohl ihr Anteil in der Bevölkerung bei nur sechs Prozent liegt. Eine ähnliche Relation verzeichnen die Statistiker bei allein lebenden Männern.

Grund sind Arbeitslosigkeit, Krankheit und Trennungen

In der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen gibt es die meisten Schuldner. Dafür haben die Älteren höhere Schulden. Bei den 45- bis 54-Jährigen liegt die durchschnittliche Schuldenlast schon bei über 50.000 Euro. Bei den ganz Jungen sind Konsumschulden häufiger, etwa Verbindlichkeiten bei Mobiltelefon-Anbietern.

Insgesamt sind zu hohe Ausgaben für Konsumgüter aber mit elf Prozent nicht der häufigste Grund für Schulden. Die Hauptauslöser sind vielmehr Arbeitslosigkeit, Krankheit und Trennungen. Sieben von hundert Ratsuchenden gehören zu den „Working Poor“, den berufstätigen Armen. Sie haben nach Auskunft der Berater allein deshalb Schulden, weil sie seit Jahren nicht genug verdienen, um ihre Ausgaben zum Leben bestreiten zu können.

Mehr als 640.000 Menschen nutzen Schuldnerberatung

„Es fällt auf, dass in der Regel unplanbare und gravierende Änderungen der Lebensumstände als Hauptauslöser genannt werden, die außerhalb der unmittelbaren Kontrolle der Überschuldeten liegen“, sagte der Präsident des Bundesamtes, Dieter Sarreither, in Berlin. Die landläufig verbreitete Meinung „Wer überschuldet ist, ist selbst schuld“ stimme demnach nicht. Überschuldung durch unangemessenes Konsumverhalten wurde nur in elf Prozent der Fälle als Hauptursache genannt. Bei sieben Prozent lag es an dem auf lange Sicht unzureichenden Einkommen.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts haben 2015 rund 647.000 Menschen die Hilfe einer der 1.400 Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen in Anspruch genommen. In die Statistik gingen die Daten von 113.000 Personen ein, die der Auswertung zugestimmt hatten. (dpa/epd)