Hannover/Berlin. Jeden Tag haben Hundertausende Menschen mit Ticket- und Parkscheinautomaten von Metric zu tun. Doch nun ist die Firma zahlungsunfähig.

Der Ticketspezialist Metric zieht wegen massiver Zahlungsschwierigkeiten die Notbremse. Das Unternehmen aus Hannover (früher: Höft & Wessel) beschloss am Dienstag, eine Insolvenz in Eigenverwaltung zu beantragen. Das teilte Metric am Abend per Pflichtmitteilung an die Finanzwelt mit. Mit Metric-Technik kommen Zehntausende Reisende und Pendler täglich in Kontakt: Die Gruppe stellt zum Beispiel die Fahrscheinautomaten der Deutschen Bahn her und stattet die dortigen Kartenkontrolleure mit mobilen Ticket-Geräten für die Züge aus.

Auslöser der riskanten Schieflage sei eine bereits „eingetretene Zahlungsunfähigkeit“, schrieb der Konzern, der gut 400 Mitarbeiter zählt. Das Unternehmen war bereits 2013 haarscharf an der Pleite vorbeigeschrammt. Als Retter kam der Düsseldorfer Investor Droege.

Deutsche Bahn rechnet nicht mit Schwierigkeiten

Die Bahn erwartet keine Probleme im Tagesgeschäft, weil die Wartung der Geräte von eigenen Technikern vorgenommen werde, sagte ein Konzernsprecher am Mittwoch. Außerdem sei Metric nur einer von drei Herstellern, deren Geräte bei der Bahn im Einsatz seien. Metric arbeite zudem auch nach dem Insolvenzantrag weiter.

Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung meint, dass das Management Herr der Entscheidungen bleibt, aber einen sogenannten Sachwalter als Berater an die Seite gestellt bekommt. Diese „Insolvenz light“ soll eine frühzeitige Wende erleichtern, Ziel ist stets eine Sanierung. Der Antrag soll am Donnerstag am Amtsgericht Hannover gestellt werden, derzeit liefen Vorbereitungen dafür – die Amtsgerichte sind hierzulande die zuständigen Insolvenzgerichte.

Metric erklärte zu der gewünschten Eigenverwaltung: „Zielsetzung ist der Verbleib der unternehmerischen Verantwortung in den Händen des bisherigen Vorstandes und die Fortsetzung des operativen Geschäftes.“

Fast sechs Millionen Euro Verlust seit 2014

Der Geldmangel liege an einer Verkettung aus Rückschlägen. Demnach trafen zeitgleich „unerwartet eingetretene Planabweichungen in der Umsatzrealisierung“ auf „Verzögerungen in der Fertigstellung von Großprojekten und der Akquisition eines Großauftrages“. Metric teilte mit: „Dieser Liquiditätsengpass konnte weder durch den Erhalt einer Anzahlung zum Ausgleich erheblicher Vorleistungen in einem laufenden Großprojekt noch durch das Erschließen weiterer Finanzierungsquellen beseitigt werden.“ Eine Brückenfinanzierung sei fehlgeschlagen.

Metric beziehungsweise vormals Höft & Wessel hatte 2014 unter dem Strich einen Fehlbetrag von 3,3 Millionen Euro geschrieben. 2015 wies das Unternehmen mit 2,6 Millionen Euro ebenfalls einen Verlust aus. (dpa)