Lyon/Herzogenaurach. Vielleicht flogen in der Zentrale in Herzogenaurach die Fetzen: Puma hat untersucht, wieso die Schweizer EM-Trikots reihenweise rissen.

Alle Trikot-Witze sind gemacht, jetzt stellt sich die Frage: Woran lag es, dass die Schweizer Fußballertrikots gleich reihenweise rissen? Puma hat am Montag eine Erklärung gefunden.

Welche Trikots waren das?

Gegen Frankreich spielte die Schweiz in ihren Heimtrikots. Das Trikot wurde im November vorgestellt, die Schweiz verlängerte da ihre Zusammenarbeit mit dem Sportartikelhersteller bis über die EM 2020 hinaus. Verkauft wird das Schweizer Trikot für 86 Euro.

Das Material ist kein Seidenpapier. Gefertigt sind die Shirts aus Polyester mit Elastan, an „anatomisch wichtigen Stellen“ sind Tapes eingearbeitet, die für eine schnelle Aktivierung der Muskulatur sorgen sollen. Die Tapes bestehen aus Pumas „ACTV ThermoR Technologie“ mit integrierten Mikrokapseln, die bei der Temperaturregulierung helfen sollen. Am Sonntag suchte sich die Luft einen direkteren Weg an die Fußballer-Oberkörper.

Wo lag laut Puma der Fehler?

Puma präsentierte am Montagnachmittag eine Erklärung: Es habe eine fehlerhafte Materialcharge gegeben. Dabei seien Garne während der Produktion beschädigt worden, was den Trikotstoff so anfällig gemacht habe. Puma erklärt: „Dies ist auf eine falsche Kontrolle der Hitze, des Drucks und der Produktionszeit im Herstellungsprozess zurückzuführen.“ Das defekte Material sei aber ausschließlich in einer kleinen Stückzahl der Schweizer Heimtrikots verwendet worden.

Wer spielt noch darin?

Puma-Trikots: Bei der EM hängen sie in den Kabinen (von links) der Schweiz, Italien, Slowakei, Tschechien und Österreich.
Puma-Trikots: Bei der EM hängen sie in den Kabinen (von links) der Schweiz, Italien, Slowakei, Tschechien und Österreich. © Puma | Puma

Bei der EM treten auch Italien, Österreich, Tschechien und Slowakei in Puma-Ausrüstung an. Alle Verbände haben laut Puma bestätigt, dass sie keinerlei Probleme dieser Art hatten und sehr zufrieden mit der Qualität, Funktionalität und dem Design der Trikots sind. In der Ersten Bundesliga spielt Borussia Dortmund in Puma-Trikots, in England der Meister Leicester ebenso wie Arsenal.

Was sagen die Spieler?

Nachwuchsstar Breel Embolo scherzte im Schweizer Fernsehen: „Mit den Leibchen hatten wir ein paar Probleme. Der Materialwart ist noch nicht ganz parat, dafür sind wir es!“ Sein Trikot hatte es auch erwischt.

Bei der Präsentation der Trikots waren die Spieler voll des Lobes gewesen. „Super Stoff“, hatte Stephan Lichtsteiner gesagt. Gökhan Inler meinte, es „fühlt sich enger an, das gefällt mir sehr.“ „Sehr bequem“, hatte Granit Xhaka noch bei der Präsentation gelobt, „das ist wichtig“. Xhaka rissen bei dem Spiel gegen Frankreich dann sogar zwei Trikots. Nach dem Spiel witzelte er: „Wir Schweizer sind halt nur so zu stoppen.“

Kam die Trikotpanne überraschend?

Eine Puma-Sprecherin sagt unserer Redaktion: „Unsere fünf Puma-Teams haben zuvor zehn Spiele bei der EM gespielt, ohne dass dieses Problem auftrat.“ Puma hätte dennoch gewarnt sein können. Schon beim letzten Testspiel gegen Moldawien hatte es Spott gegeben, weil zwei Trikots rissen. „Trikot sicher nicht EM-tauglich“, hatte da sogar ein Nutzer geschrieben. Auf Nachfrage dazu hat Puma bisher nicht geantwortet.

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Wieso sind Trikots oft eng geschnitten?

Hauteng geschnittenes Gewebe soll mit der Kompression für eine bessere Durchblutung der Muskulatur sorgen und vielleicht so noch weitere Leistungsreserven herauskitzeln. Außerdem soll ein eng anliegendes Trikot verhindern, am Trikot festgehalten zu werden. Und der Schnitt dürfte auch der Eitelkeit mancher Spieler entgegen kommen.

Wir groß ist der Imageschaden?

Die Sportartikelhersteller hängen die Präsenz bei den großen Turnieren sehr hoch und lassen sie sich Millionensummen kosten. Der teuerste Deal war bisher, dass Nike Frankreich 45 Millionen Euro zahlte, um Adidas abzulösen. Um weiter deutscher Ausrüster zu sein, überweist Adidas dem DFB künftig 50 Millionen.

Wenn Puma von Fans nun mit minderer Qualität verbunden werden sollte, ist der Schaden gewaltig. An das Spiel mit sieben zerrissenen Trikots werden sich Fußballfans noch lange erinnern. Zunächst gab es in den sozialen Netzwerken keine gezielte Reaktion von Puma. Aber ein Puma-Tweet am Morgen wurde direkt umgedeutet: „Es ist Montag. Du schaffst das. (Wir wissen das.)“ schrieb Puma. Die erste Antwort: „Motiviert sich das Social Media Thema heute morgen selbst?“ Der Twitternutzer meinte wohl Team.

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Wer ist Pumas Trikot-Konkurrenz?

Bei der EM werden neben der deutschen Nationalmannschaft acht Teams von Adidas ausgerüstet, sechs von Nike. Irland spielt in Umbro, Island, Rumänien und Albanien haben die international kaum bekannte Ausrüster Erreà, Joma und Macron. Mögliche Schadenfreude bei Adidas dürfte sich spätestens in Grenzen gehalten haben, als dem Spielball nach einem Pressschlag die Luft ausging.