Caracas/Abuja. Die Lufthansa fliegt wegen unbezahlter Rechnungen vorerst nicht nach Venezuela. Auch in einem anderen Land hat die Airline Probleme.

Die Lufthansa stoppt ab Freitag wegen offener Millionenforderungen die Flüge in das sozialistische Venezuela. Grund seien die schwierige wirtschaftliche Lage und die fehlende Möglichkeit, lokale Währungsbestände in US-Dollar zu tauschen, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur in Caracas. Die Fluggesellschaft fliegt seit 1971 das südamerikanische Land an.

Der Staat bietet den Fluggesellschaften in der Regel nur einen sehr schlechten Wechselkurs an, der zu hohen Verlusten bei den in der Landeswährung Bolívar verkauften Tickets führt. Die Spanne reicht von einem offiziellen Kurs von zehn Bolívares für einen Dollar bis hin zu rund 1000 Bolívares auf dem Schwarzmarkt.

Mehrere Airlines stellten ihre Flüge bereits ein

Durch die höchste Inflation der Welt verliert der Bolívar rasant an Wert, was durch das staatliche Wechselkursregime die Einnahmen der Airlines dramatisch mindert. Die Lufthansa-Außenstände in Venezuela lägen im dreistelligen Millionenbereich, sagte der Sprecher. „Insgesamt ist die Nachfrage für internationale Flugreisen nach Caracas in 2015 sowie im ersten Quartal 2016 nochmal gegenüber Vorjahr gesunken. Zuvor hatten bereits mehrere andere Airlines ihre Flüge eingestellt. Das Land mit den größten Ölreserven der Welt leidet unter einer enormen Versorgungskrise.

„Trotz der vorübergehenden Einstellung der Flüge nach Caracas wird Lufthansa dank ihrer Partner Avianca und Copa Airlines weiterhin Venezuela (...) anbinden“, betonte das Unternehmen. So gebe es von Kolumbien und Panama aus Weiterflüge nach Caracas.

Ähnliche Probleme in Nigeria

Die Lufthansa hat auch in Nigeria Probleme mit einbehaltenen Ticketeinnahmen. Die Fluggesellschaft könne derzeit wegen der Beschränkungen von Devisenausfuhren in Nigeria 20 Millionen Dollar nicht an die Zentrale nach Deutschland überweisen, sagte ein Insider Ende Mai der Nachrichtenagentur Reuters. Falls die Summe auf 30 Millionen Dollar anschwelle, werde erwogen, weniger häufig in das Land zu fliegen. Derzeit fliegt die Fluggesellschaft täglich von Frankfurt direkt in die größte nigerianische Stadt Lagos und mit einem zweiten Flug über die Hauptstadt Abuja in die Ölfördermetropole Port Harcourt.

Die Deutschen sind mit dem Problem nicht allein. Nach Berechnungen des Weltluftfahrtverbands Iata blockiert die nigerianische Regierung Airline-Einnahmen von 575 Millionen Dollar. Die Lufthansa-Rivalen United aus den USA und die spanische Iberia zogen deshalb bereits die Reißleine und stellten ihre Flüge in das westafrikanische Land ein. Die Lufthansa will nach Aussagen eines Sprechers die Flüge nach Nigeria nicht einschränken. Auch im Winterflugplan seien die Verbindungen fest eingeplant. Zu den Details der von Nigeria einbehaltenen Lufthansa-Einnahmen wollte er sich nicht äußern. (dpa/rtr)