Frankfurt/Main. Geldinstitute zahlen drauf, wenn sie Einlagen der Kunden bei der EZB parken. Die Commerzbank plant deshalb künftig Alternativen dafür.

Strafzinsen für das Parken von Geld: Das wollen einige Finanzinstitute nicht mehr hinnehmen. Seitdem die Europäische Zentralbank vor zwei Jahren negative Habenzinsen eingeführt hat, wächst der Unmut.

Seit März liegen die Zinsen bei -0,4 Prozent, da kommen bei Milliardenbeträgen, die die Banken über Nacht bei der EZB anlegen, schon erkleckliche Summen zusammen. In dieser Woche etwa hatten die 6000 Banken im Euroraum insgesamt gut 319 Milliarden Euro dort geparkt – auf Jahressicht wäre das ein Zinsertrag für die EZB von 1,276 Milliarden Euro.

Eigentlich möchten die Geldpolitiker die Banken mit den Strafzinsen dazu bringen, möglichst wenig Geld bei der Notenbank zu bunkern. Sie sollen es stattdessen als Kredite vergeben. So soll die Wirtschaft wieder in Schwung kommen.

Frage der Kosten

Die Commerzbank prüft nun tatsächlich die Möglichkeit, überschüssige Liquidität über Nacht nicht mehr bei der EZB zu lagern, sondern eher in Tresoren. Die zweitgrößte deutsche Bank bestätigt, dass dies bisher nicht geschehe: „Und es gibt keinerlei Beschlüsse, dies zu tun“, sagte ein Sprecher. Sie wäre die erste deutsche Großbank, die so agierte. Doch der Rückversicherer Munich Re testet schon seit März, ob es sich lohnt, überschüssige Liquidität in den eigenen Tresoren zu lagern. Von zweistelligen Millionensummen und Gold hatte Nickolaus von Bomhard, der scheidende Chef des Münchner Konzerns, Mitte März gesprochen.

Es ist offenbar vor allem eine Frage des Kostenmanagements. Lohnt es sich, Platz für mehrere Milliarden Euro pro Tag in Tresoren vorzuhalten? Die müssen entweder leergeräumt, angeschafft oder gemietet werden. Das Bargeld muss zu den Tresoren transportiert werden, und es muss versichert werden. Diese Kosten kalkulieren die Banken gerade, doch offenbar lohnt sich der Umstieg beim aktuellen Zinssatz noch nicht.

Zumindest hatte Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon das ebenfalls kurz nach der Märzsitzung des EZB-Rates angedeutet. Auch im Bundesverband Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) hat man solche Überlegungen schon angestellt. Irgendwann gebe es eine Grenze, wo es sich lohne, das Geld einzulagern, hatte BVR-Präsident Uwe Fröhlich erklärt. „Die Zahl ist nicht mehr allzu fern, wo es schlichtweg nicht mehr lohnend ist.“

Abschaffung der 500er-Noten erscheint in anderem Licht

Grundsätzlich leuchte das ein, sagt auch Dieter Hein, Analyst des unabhängigen Analysehauses fairesearch. Das zeige, dass die Politik der EZB an Grenzen stoße. Der Beschluss, den 500-Euro-Schein abzuschaffen, erscheine vor diesem Hintergrund in einem anderen Licht, meint Analyst Hein: „Mit einer kleineren Stückelung werden die Kosten der Bargeldhaltung für die Banken erhöht“, meint er.

Die Kostenberechnungen für eine Lagerung der überschüssigen Liquidität sei eine rein unternehmerische Entscheidung, heißt es bei der Commerzbank, keine politische. Denn das Institut gehört immer noch zu knapp 16 Prozent dem Staat. Angeblich seien die deutschen Finanzbehörden über die Überlegungen informiert, sie hätten keine Einwände, hieß es. Wenn das teilverstaatlichte Institut sich gegen die Geldpolitik der EZB stellen würde, könnte das nämlich auch als Kritik des Staates an der unabhängigen Notenbank interpretiert werden.