Düsseldorf . Das Urlaubsgeld verschwindet immer öfter von der Liste der betrieblichen Leistungen. Vor allem eine Personengruppe ist davon betroffen.

Nicht einmal jeder zweite Deutsche erhält von seinem Arbeitgeber Urlaubsgeld. Das geht aus einer Umfrage mit 6400 Befragten hervor, die das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung veröffentlichte. Aktuell bekommen demnach 41 Prozent der Beschäftigten Urlaubsgeld, 2013 waren es noch 47 Prozent.

Männer (49 Prozent der Befragten) beziehen die Leistung öfter als Frauen (35 Prozent), was wohl auch mit den unterschiedlichen Beschäftigungsverhältnissen zu tun hat: Frauen sind deutlich häufiger geringfügig beschäftigt, zum Beispiel in Form von Minijobs.

Auch zwischen Ost und West gibt es Unterschiede: In Westdeutschland fällt der Anteil mit 47 Prozent höher aus als im Osten, wo weniger als ein Drittel Urlaubsgeld bekommen. Nicht zuletzt zahlen größere Betriebe öfter Urlaubsgeld als Kleinunternehmen. Dagegen erhalten im Vergleich zu ihren westdeutschen Kollegen mehr ostdeutsche Arbeitnehmer in der Textil-, der Süßwarenindustrie und im Großhandel Urlaubsgeld.

Wenn Urlaubsgeld, dann für alle

Zahlt der Arbeitgeber Urlaubsgeld, muss er es allen Mitarbeitern ohne Ausnahme gewähren. „Es geht nicht, dass er zum Beispiel ihm nicht so genehme Arbeitnehmer von der Sonderleistung ausspart“, sagt Alexander Bredereck, Fachanwalt für Arbeitsrecht. Das gebiete der arbeitsrechtliche Gleichbehandlungsgrundsatz. Eine Ungleichbehandlung ist nur dann in Ordnung, wenn es dafür einen sachlichen Grund gibt.

Das ist zum Beispiel der Fall, wenn eine Abteilung hervorragende Leistungen erbracht hat und nur dieses Team die Zahlung bekommen soll. Bekommen Mitarbeiter jedoch als Einzige in der Abteilung kein Urlaubsgeld, suchen sie am besten das Gespräch mit dem Chef. Bringt das nichts, sollten sie den Betriebsrat einschalten.

Viele Unternehmen steigen aus der Tarifbindung aus

Insgesamt ist der Anteil der Beschäftigten mit Urlaubsgeld seit Jahren leicht rückläufig, außerdem stagniert die Höhe der Leistung in der Mehrzahl der Branchen, wie das WSI bei der Auswertung von Tarifverträgen aus 22 Branchen ermittelte. Ein Grund dafür seien Festbetragsregelungen für das Urlaubsgeld in Tarifverträgen, so dass die Leistung mit neuen Tarifabschlüssen nicht mit steige. Der konstante Rückgang des Urlaubsgeldanteils in den vergangenen Jahren könne durchaus mit dem Trend zum Nachlassen der Tarifbindung zusammenhängen, sagte WSI-Tarifforscher Reinhard Bispinck. Immer mehr Unternehmen steigen zudem aus der Tarifbindung aus.

Die Höhe des tariflichen Urlaubsgeldes variiert stark je nach Branche zwischen 155 und gut 2.000 Euro extra. Am wenigsten Geld für die Urlaubskasse bekommen in diesem Jahr Beschäftigte in der Landwirtschaft und im Steinkohlebergbau. Die höchsten Zahlungen gibt es in der Industrie – etwa in der Druck- und Metallindustrie. (dpa, rtr)