Berlin. Blumen, die ewig blühen, gab es bislang nur in der Poesie. Der US-Konzern Monsanto könnte dafür sorgen, dass sich das bald ändert.

„Rosen,Tulpen,Nelken, alle Blumen welken, nur die eine nicht, sie heißt Vergißmeinnicht.“ Dieser bekannte Poesiespruch könnte nach Plänen des Genetikkonzerns Monsanto vielleicht bald an Bedeutung verlieren. Wie das Technikmagazin „Technology Review“ berichtet, arbeitet das US-Unternehmen an einer Gentechnologie, die das Altern von Schnittblumen aufhält. Demzufolge habe Monsanto bereits erste Verfahren bei Rosen, Nelken und Petunien getestet, wie aus einer Anmeldung des Konzerns beim US-Patentamt hervorgeht.

Geschäft mit Blumen ist milliardenschwer

Bisher waren Blumen in der breiten Genpalette von Monsanto eher eine Randnotiz. Doch das weltweite Blumengeschäft ist laut einer Studie der Rabobank mehr als 20 Milliarden Dollar schwer. Tendenz steigend. Das hat vermutlich auch den angeschlagenen US-Konzern aufhorchen lassen. Mit langsam welkenden Blumen hätte der wegen umstrittenen Pflanzenschutzmitteln in der Kritik stehende Konzern eine Marktlücke gefunden, die er jetzt schließen will. Denn der Alterungsprozess der kurzlebigen Pflanzen ist tatsächlich ein Problem, wodurch der Blumenindustrie Milliarden entgehen.

Diese versuchte bislang, durch den Einsatz giftiger Chemikalien oder dem gegenüber Schiffen schnellerem Flugzeugtransport jenem Prozess entgegenzuwirken. Doch das ist nicht nur ökologisch fragwürdig – sondern auch extrem teuer. Ein Saatgut, das das Altern von vornherein verlangsamt, würde der Blumenindustrie dagegen Milliarden ersparen, weil immer weniger verfaulte Blumen weggeschmissen werden müssten, die sonst verkauft werden könnten.

Wie funktioniert das neue Genverfahren?

Wie alle Pflanzen besitzen Blumen ein Hormon, das sie altern lässt: das sogenannte Phytohormon. Den Forschern von Monsanto soll es dem Patentantrag zufolge gelungen sein, eben jenes Phytohormon zu blocken, indem das Blumenwasser einer Pflanze mit genetisch veränderten Molekülen angereichert wurde. Die Blume soll erst zwei Wochen später geblüht haben.

Sollte sich das Verfahren in den nächsten Schritten als praktikabel erweisen, werde Monsanto nicht nur „das Bedürfnis der Blumenindustrie treffen“, wie die Wissenschaftlerin Hilary Rogers von der Cardiff University zu „Technology Review“ sagte. Der US-Konzern könnte womöglich auch dafür sorgen, dass etliche Poesiealben bald umgeschrieben werden müssten.