Berlin/Frankfurt. Automaten geben kein Geld heraus, Abbuchungen werden doppelt angezeigt: Die Deutsche Bank hat mit einer Software-Panne zu kämpfen.

Die Deutsche Bank hat ein Problem. Wieder einmal. Diesmal ist es die Technik. Eine Softwarepanne bringt dem größten deutschen Geldhaus großen Ärger mit der Kundschaft ein. Ungezählte Kontoinhaber konnten am Freitag kein Geld abheben. Andere blickten entsetzt auf doppelte Abbuchungen. Weil ein Sturm der Entrüstung losbrach und der Fehler nicht rasch zu beheben war, mussten Mitarbeiter Überstunden schieben. Fast alle Filialen der Deutschen Bank blieben am Freitag bis 20 Uhr geöffnet.

John Cryan mag sich die wenigen verbliebenen Haare gerauft haben. Der Vorstandschef hatte sich schon bei seinem Amtsantritt im Sommer 2015 über „lausige, schrecklich ineffiziente IT-Systeme“ aufgeregt. Auf der Hauptversammlung im Mai bekräftigte er: Die aufgeblähte, veraltete Haustechnik müsse raus. Als wolle die Software ihn bestätigen, fiel sie aus.

„Leistung, die Leiden schafft“

Kunden wurden kalt erwischt. Per Onlinebanking überwiesene Mieten gingen zweimal raus. Stromkosten und Versicherungen wurden doppelt abgebucht, Einzahlungen zweifach gutgeschrieben. Teilweise rutschten die Kontostände ins Minus oder über geduldete Kreditgrenzen hinaus. Dann wurden Aufträge nicht mehr ausgeführt. Verärgerte Betroffene ließen vor allem in sozialen Netzwerken Dampf ab: „Deutsche Bank bucht Geld doppelt ab“, hieß es etwa bei Facebook. An der Tankstelle könne man nicht mehr mit der Debitkarte zahlen.

„Ein Teil meiner Kontobewegungen würde Sie verunsichern“, twitterte ein Kunde. Zorn und Spott entluden sich über dem Geldhaus. Den Werbeslogan „Leistung aus Leidenschaft“ texteten Kunden um und beklagten „Leistung, die Leiden schafft“. Bis in den Abend hinein herrschte Verwirrung. Medien berichteten von 13 Millionen Buchungen, die falsch angezeigt worden seien.

„Ein Darstellungsproblem im Online-Banking“

„Ein Darstellungsproblem im Online-Banking“, beschwichtigte die Bank. Die Kontosalden hätten immer gestimmt. Die Kunden müssten nichts unternehmen. Man werde das Problem „schnellstmöglich“ lösen. Wie viele der acht Millionen Kunden in Deutschland betroffen waren, wurde nicht bekannt. „Das System“ habe in der Tat versagt und vereinzelt dafür gesorgt, dass Zahlungen nicht mehr rausgingen, sagte ein Sprecher. Tatsächlich sei die rot angezeigte Kreditgrenze gar nicht überschritten gewesen.

„Keine dieser doppelt dargestellten Zahlungen ist tatsächlich erfolgt“, meldete die Bank. Das „Darstellungsproblem“ habe nur dazu geführt, dass „teilweise Einzahlungen und Abbuchungen doppelt gezeigt oder nicht abgebildet“ worden seien.

Postbank von den Problemen nicht betroffen

Die Postbank, immer noch im Besitz der Deutschen Bank, scheint von dem Fehler nicht betroffen. Sie sei mittlerweile von den technischen Systemen der Deutschen Bank „separiert“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bank. Ein Sprecher der Postbank bestätigte dies, nannte aber eine andere Begründung: „Wir hingen nie an den Systemen der Deutschen Bank.“ Nicht nur John Cryan dürfte interessieren, was denn da nun stimmt. Denn so stehen neue Fragen im Raum: Sollte die Postbank nie an die Deutsche Bank angebunden werden? Oder ist dies der Deutschen Bank nur nicht gelungen?

Das Problem scheint nicht auf die Deutsche Bank begrenzt. Die frühere Citibank, die jetzt unter Targobank firmiert, hatte ihre Kunden Anfang Mai benachrichtigt: „Irrtümlich wurden bei einigen unserer Kunden Buchungen vom 03. Mai 2016 doppelt ausgeführt.“ Das sei korrigiert worden. Kunden, die automatisch gewarnt wurden, sie hätten ihren Kreditrahmen überzogen, bekamen gesagt: „Hinweise auf anlassbezogene Schreiben können Sie ignorieren.“ Es folgte eine Entschuldigung.