Frankfurt. Erst ein Warnschuss für den Aufsichtsratschef, dann ein Nein zu Plänen zur Vorstandsvergütung. Deutsche-Bank-Aktionäre sind verstimmt.

Das neue Vergütungssystem für den Vorstand der Deutschen Bank ist bei den Aktionären durchgefallen. Nur 48 Prozent des auf der Hauptversammlung am Donnerstag vertretenen Kapitals billigte die Richtlinien, wie Aufsichtsratschef Paul Achleitner nach der Abstimmung mitteilte. Das Votum der Aktionäre ist nicht bindend. Achleitner hat jedoch deutlich gemacht, dass die Bank die Meinung der Aktionäre bei der Ausgestaltung des Vergütungssystems berücksichtigen will.

Mehrere einflussreiche Aktionärsberater hatten im Vorfeld empfohlen, das neue System abzulehnen. Dieses regelt vor allem die Boni neu. Danach kann der neue Investmentbanking-Vorstand Jeff Urwin künftig im besten Fall mehr verdienen als Vorstandschef John Cryan. In einem glänzenden Jahr für seine Sparte kann er auf bis zu 13,2 Millionen Euro kommen. Für Cryan liegt die Obergrenze bei 12,5 Millionen. In einem „normalen Jahr“ kommt der von JPMorgan abgeworbene Investmentbanker Urwin mit 8,5 Millionen Euro fast an Cryans Gehalt heran.

Seit dem Umbau des Vorstands sind dort auch vier Chefs operativer Sparten vertreten. Bei ihnen richten sich die variablen Vergütungen nicht nur nach dem kurz- und langfristigen Erfolg der gesamten Bank, sondern auch danach, wie ihre Sparten im betreffenden Jahr abschneiden.

Cryan erhält höchstes Grundgehalt aller Dax-Manager

John Cryan, bisheriger Co-Vorstandsvorsitzender und zukünftiger Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, spricht auf der Hauptversammlung der Bank.
John Cryan, bisheriger Co-Vorstandsvorsitzender und zukünftiger Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, spricht auf der Hauptversammlung der Bank. © dpa | Arne Dedert

Für das laufende Jahr hat der Aufsichtsrat die Gehälter für alle Vorstände auf je 9,85 Millionen Euro gedeckelt - wie in den vergangenen Jahren auch. Dass sie den Betrag erreichen, ist angesichts der düsteren Aussichten für die Branche aber unwahrscheinlich. 2015 hatte die Deutsche Bank angesichts eines Verlusts von fast sieben Milliarden Euro alle variablen Zahlungen an die Vorstände gestrichen.

Cryans Grundgehalt bleibt auch nach dem neuen System bei 3,8 Millionen Euro. Es ist damit gleichwohl das höchste Fixum bei einem der 30 Unternehmen im Leitindex Dax. Die übrigen Deutsche-Bank-Vorstände bekommen je 2,4 Millionen Euro garantiert.

Bei Entlastung schlechter Wert für Achleitner

Rückendeckung gab es von Aktionären für Cryan bei der Entlastung. Er erhielt ähnlich wie seine neuen Vorstandskollegen 98 Prozent Zustimmung. Die im vergangenen Jahr ausgetauschten Vorstände wurden allerdings nur mit Ergebnissen zwischen 83 und 85 Prozent entlastet, ebenso wie der scheidende Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen.

Auch Aufsichtsratschef Achleitner bekam einen Schuss vor den Bug: Die Aktionäre stimmten seiner Entlastung nur mit knapp 87 Prozent zu. Zustimmungsquoten von weniger als 90 Prozent sind bei deutschen Aktiengesellschaften selten. (rtr)