Berlin/Rüsselsheim. Opel wird mit neuen Manipulationsvorwürfen konfrontiert. Eine Software des Autobauers soll die Reinigung der Abgase beeinträchtigen.

Im Diesel-Skandal hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) neue Manipulationsvorwürfe gegen den Autohersteller Opel erhoben. In einem 1,6-Liter-Zafira habe man bislang unbekannte Abschalteinrichtungen bei der Abgasreinigung entdeckt, berichtete der Verein am Donnerstag gemeinsam mit dem ARD-Magazin „Monitor“ und dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“.

Eine Software soll demnach die Reinigung der Abgase bei hohen Drehzahlen oder einem Tempo oberhalb von 145 Stundenkilometern abschalten. Die Folge: Es werden mehr giftige Stickoxide ausgestoßen, als der Gesetzgeber erlaubt. „Wie bei VW gibt es auch bei Opel technische Vorkehrungen, die dafür sorgen, dass die Abgasreinigung nicht so funktioniert, wie die EU-Verordnung das vorsieht. In beiden Fällen handelt es sich um eine nicht zugelassene Abschaltvorrichtung“, erklärt Prof. Martin Führ, Experte für Umweltrecht an der Hochschule Darmstadt gegenüber den Medien.

Opel wehrt sich gegen die Vorwürfe. Man habe keine Software eingesetzt, die feststellt, ob ein Auto einem Abgastest unterzogen wird, bekräftigte das Unternehmen am Donnerstag in Rüsselsheim ein bereits mehrfach wiederholtes Statement. Außerdem könnten die Ergebnisse der Deutschen Umwelthilfe nicht bewertet werden, weil Methoden und Protokolle der Testaktivitäten nicht zur Verfügung gestellt worden seien, teilte die General-Motors-Tochter mit. Aufgrund eigener und unabhängiger Messungen glaube man aber nicht, dass die Werte objektiv und wissenschaftlich fundiert seien. Abgasreinigungssysteme seien hochkomplexe integrierte Systeme, die sich nicht in einzelne Parameter zerlegen ließen, erklärte Opel dazu.

Computerspezialist entdeckte Abschaltbefehle

Entdeckt wurden die von der Umwelthilfe kritisch beäugten Abschaltbefehle dem Bericht zufolge von einem in der Hacker-Szene bekannten Computerspezialisten. Offenbar hatte Opel die Behörden über diese Einrichtungen nicht informiert. Das Bundesverkehrsministerium bestätigte dies auf Anfrage von „Der Spiegel“ und „Monitor“.

Die Abschaltung soll laut dem Bericht auch innerhalb des so genannten Thermofensters geschehen, das bei den Untersuchungen des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) festgestellt worden war. Die General-Motors-Tochter Opel hatte gegenüber den Behörden eingeräumt, dass die Abgasreinigung nur bei bestimmten Außentemperaturen im vollen Umfang arbeitet. Wie andere Hersteller auch hatte sich Opel dabei auf den von der EU akzeptierten Bauteilschutz berufen.

Nur VW räumte gezieltes Schummeln ein

Frühere Vorwürfe der DUH wegen angeblich erhöhter Abgaswerte hatte das Unternehmen stets zurückgewiesen. Bisher hatte einzig der Rivale VW im September gezielte Manipulationen bei Dieselfahrzeugen eingeräumt und damit den Abgas-Skandal ausgelöst. Auch bei anderen Herstellern waren seither auffällige Abgaswerte festgestellt worden, sie betonten aber stets, das geschehe innerhalb der geltenden Regeln. (ba/dpa)