Wolfsburg. Die Abgasaffäre bringt VW den höchsten Verlust der Konzerngeschichte. Die Boni der Vorstände werden um ein Drittel gekappt – vorerst.

Volkswagen hat wegen des Skandals um manipulierte Abgaswerte einen Milliardenverlust eingefahren. Die Wolfsburger wiesen für 2015 einen Betriebsverlust von 4,1 Milliarden Euro aus.

Hauptgrund seien Rückstellungen von 16,2 Milliarden Euro, um die Lasten des Skandals zu schultern, teilte Volkswagen am Freitag im Anschluss an eine Aufsichtsratssitzung in Wolfsburg mit. Im Vorjahr hatte ein operativer Gewinn von 12,7 Milliarden Euro zu Buche gestanden. Unter dem Strich fiel ein Verlust von 1,4 Milliarden Euro an. Nach dem deutschen HGB-Bilanzstandard steht sogar ein Jahresfehlbetrag von 5,5 Milliarden Euro in der Bilanz.

Der Vorstand des VW-Konzerns stellt seinen Anspruch auf Bonuszahlungen zurück – allerdings nur in Teilen, es geht nicht um einen endgültigen Verzicht. Zwar behalte der Konzern etwa 30 Prozent der variablen Vergütung der Vorstände ein. Das Geld werde aber in Aktien umgewandelt und geparkt, erklärte der VW-Aufsichtsrat und niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Freitag in Wolfsburg. Nach Ablauf von drei Jahren werde geprüft, wie sich der Aktienkurs entwickelt hat. Liege der um ein Viertel über dem jüngsten Niveau, werde das Geld ausbezahlt, liege er darüber, gebe es sogar entsprechend mehr Geld zurück. Falls der Kurs unter der Schwelle von 125 Prozent liege, bekämen die betroffenen Vorstände prozentual entsprechend weniger.

Größter Verlust der Konzerngeschichte

Zuletzt hatte es im Jahr 1993 einen Jahresfehlbetrag gegeben, als sich VW ebenfalls in einer Krise befand: 1,94 Milliarden D-Mark, also umgerechnet rund eine Milliarde Euro. Weitere Verluste in den 1980er und 1970er Jahren waren weit geringer.

Volkswagen hatte mit einer illegalen Software Abgastests bei Dieselfahrzeugen manipuliert. Dabei ging es um Werte des gesundheitsschädlichen Stickoxids. Weltweit sind elf Millionen Fahrzeuge betroffen. VW drohen neben den hohen Rückstellungen in der Bilanz noch immense Risiken wegen Strafzahlungen und Klagen in Milliardenhöhe.

Dividende für Aktionäre fällt gering aus

Der Konzern will für das abgelaufene Geschäftsjahr 2015 für jede seiner stimmrechtslosen Vorzugsaktien nur noch 0,17 Euro ausschütten, wie Volkswagen am Freitag in Wolfsburg mitteilte. Vor einem Jahr war für 2014 noch der Rekordwert von 4,86 Euro geflossen. Damit liegt der Rückgang bei mehr als 96 Prozent.

Für die stimmberechtigten VW-Stammaktien sollen entsprechend 0,11 Euro fließen (zuvor: 4,80 Euro). Vorzugsaktionäre erhalten mehr Dividende – in der Regel 6 Cent –, weil sie kein Stimmrecht haben.

Land Niedersachsen mit weniger Gewinn durch VW-Anteile

Für das Land Niedersachsen heißt das beispielsweise, dass diesmal nur 6,5 Millionen Euro auf den zweitgrößten VW-Aktionär entfallen. Vor einem Jahr hatte das Land noch rund 285 Millionen Euro Dividende kassiert. Die für Ende Juni anstehende Hauptversammlung muss dem Dividendenvorschlag vom Freitag noch zustimmen. Das gilt als sicher, weil die Familien Porsche und Piëch als Hauptaktionäre die Mehrheit halten.

Keine Angaben gab es zunächst zum umstrittenen Thema Sonderzahlungen für den Vorstand. Bei der Sitzung des Aufsichtsrats hatte insbesondere die vom Land Niedersachsen, Betriebsrat und Gewerkschaften geforderte Senkung der millionenschweren Vorstandsvergütungen für großen Diskussionsbedarf gesorgt, wie es aus Teilnehmerkreisen hieß. (dpa/rtr)