Cupertino. In einer Garage tüftelten drei langhaarige Männer 1976 an den ersten Computern. Daraus wurde Apple, der wertvollste Konzern der Welt.

Zwei Zufallsbegegnungen haben den Lauf der Computergeschichte entscheidend geprägt: Über einen gemeinsamen Freund lernten sich 1971 der 15 Jahre alte Highschoolschüler Steve Jobs und der fünf Jahre ältere Collegestudent Steve Wozniak kennen. Die beiden „Steves“ konnten sich für Elektronik begeistern, liebten derbe Späße und wurden so trotz des Altersunterschieds enge Freunde.

Wozniak, den alle „Woz“ nannten, war ein leidenschaftlicher Tüftler, der als technisches Genie unter den vielen jungen Computerbastlern im Silicon Valley herausragte. Jobs fehlte dieses Talent, aber er hatte schon als junger Mann eine konkrete Vorstellung davon, wie man mit Technologie die Welt verändern und Geld verdienen kann.

Zwei langhaarige Jungs und das große Geld

Auch eher zufällig begegnete 1977 der Wagniskapitalgeber Mike Markkula den beiden langhaarigen Jungs, die damals in der Garage von Jobs’ Eltern in Los Altos ihre ersten Computer zusammenschraubten. Einige Monate zuvor, am 1. April 1976, hatten Jobs und Wozniak bereits zusammen mit ihrem Bekannten Ronald Wayne die Firma Apple gegründet. Wayne verließ aber schon nach wenigen Wochen das Unternehmen wieder, weil er als Familienvater das persönliche Haftungsrisiko nicht mittragen wollte. Um aus der Bastlernische rauszukommen, brauchte die junge Firma damals frisches Geld. Markkula hatte sich mit 32 Jahren schon in den Ruhestand verabschiedet, weil er in den Anfängen der Halbleiterindustrie früh zu einem Millionenvermögen gekommen war. Und während andere Investoren den ungepflegten Steve Jobs mit seinen Geschäftsideen brüsk zurückwiesen, erkannte Markkula das Potenzial sofort.

Millionenschwere Jungunternehmer

Lange bevor IBM, Intel und Microsoft das Fundament für ihre Personal Computer legten, hatten Jobs und Wozniak bereits die Vision eines persönlich einsetzbaren Rechners in die Tat umgesetzt. 1978 setzten die Jungunternehmer 7,8 Millionen Dollar um, zwei Jahre später zum Börsengang von Apple war der Umsatz auf 117 Millionen angewachsen. Um in die erste Liga der US-Unternehmen aufsteigen zu können, warb Jobs 1983 den bekannten Pepsico-Manager John Sculley ab. „Wollen Sie den Rest Ihres Lebens Zuckerwasser verkaufen, oder wollen Sie die Chance ergreifen und die Welt verändern?“, lautete die Frage von Jobs, mit der er Sculley als Apple-Chef gewinnen konnte.

Frust mit Lisa, Schluss für Jobs

Doch unter dem „Traum-Duo“ Jobs und Sculley lief es bei Apple nicht mehr rund. Die Einführung des Rechners Lisa erwies sich als Fehlschlag und auch der von Jobs vorangetriebene Macintosh-Computer startete 1984 zunächst schwach. Das Verhältnis zwischen Jobs und Sculley wurde zerrüttet. 1985 verließ Apple-Mitbegründer Jobs nach einem Showdown mit Sculley sein Unternehmen, gründete Next und kaufte das Trickfilmstudio Pixar.

Nach dem Weggang von Jobs konnte Apple zwar mit dem Mac insbesondere in der Publishing-Industrie einige Erfolge erzielen. Allerdings gelang es Sculley und seinem Team nicht, den Siegeslauf von Microsoft und seines Windows-Systems zu stoppen. Und Neuentwicklungen wie der persönliche digitale Assistent Newton floppten gewaltig.

Die Pleite in Sichtweite

Nach der Einführung von Windows 95 im August 1995 wurde es für Apple immer enger. Der Marktanteil der Macs war auf einen niedrigen einstelligen Prozentsatz geschrumpft. 1996 verbuchte Apple einen Jahresverlust von einer Milliarde Dollar, der Börsenkurs, der 1991 noch bei 70 Dollar lag, fiel auf 14 Dollar.

Versuche, das veraltete Betriebssystem durch Eigenentwicklungen abzulösen, scheiterten. Apple stand wenige Wochen vor der Pleite: Der damalige Apple-Chef Gilbert Amelio suchte den Ausweg bei Steve Jobs und bot an, seine Firma Next samt Betriebssystem zu kaufen und den einst geschassten Apple-Mitgründer als Berater zurückzuholen. Ein Jahr später verdrängte Jobs dann Amelio vom Posten des Apple-Geschäftsführers.

Erzfeind Bill Gates als Retter

Zu den großen Merkwürdigkeiten der Computergeschichte gehört, dass Jobs damals ausgerechnet einen Erzfeind, Microsoft-Chef Bill Gates, als Partner gewinnen konnte. Microsoft steckte 1997 nicht nur 150 Millionen Dollar in den notleidenden Konkurrenten, sondern verpflichtete sich auch, das wichtige „Microsoft Office“ weiterhin für den Mac zu entwickeln.

Vermutlich wollte sich Gates mit der großzügigen Geste die Kartellwächter vom Hals halten, die damals die rüden Geschäftsmethoden von Microsoft im „Browserkrieg“ gegen Netscape im Visier hatten. Jobs erneuerte nach seiner Rückkehr zunächst die Computermodelle von Apple. Der erste iMac (1998) war bereits konsequent auf das Internet ausgerichtet und fand auch durch sein außergewöhnliches Design viele Käufer.

Erst den Musikmarkt, dann die Mobilfunkbranche umgekrempelt

2001 krempelte Jobs mit seinem Team dann den Musikmarkt um. Zwar gab es schon vor dem iPod mobile MP3-Player, doch nirgendwo war es so einfach, tausende Songs für unterwegs in die Tasche zu packen. Die Plattenlabels erkannten schnell, dass der Verkauf der Musik via iTunes eine echte Alternative zu den illegalen Downloads bot – auch wenn viele später mit der neuen Vormachtstellung von Apple haderten.

Sein Meisterstück lieferte Jobs im Januar 2007 ab. In San Francisco präsentierte er in einer unvergessenen Keynote das erste iPhone, das die Mobilfunkbranche komplett auf den Kopf stellen sollte. Das iPhone deklassierte Platzhirsche wie Nokia und Blackberry. Nur Google konnte mit seinem Android-System dagegenhalten und das iPhone bei den Stückzahlen dann sogar weit hinter sich lassen. Apple konnte dies auch durch Patentklagen gegen Google-Partner wie Samsung nicht stoppen. Allerdings können die Wettbewerber bis heute vom Umsatz und Gewinn, den Apple mit seinem Smartphone erzielt, nur träumen.

iPad schwächelt, iPhone läuft

Mit dem iPad unternahm Jobs 2010 – schon schwer gekennzeichnet von einer Krebserkrankung – seinen letzten Anlauf, einen etablierten Markt aufzumischen. Der Tablet-Computer legte ähnlich wie das iPhone die ersten Quartale ein enormes Wachstumstempo vor. Doch im Gegensatz zum iPhone ging dem iPad nach drei Jahren Gipfelsturm die Puste aus, der Absatz schrumpfte. So ist Apple bis heute vor allem vom Erfolg des iPhones abhängig.

Apple-Chef Tim Cook, der kurz vor dem Tod von Steve Jobs im Oktober 2011 den Chefposten übernahm, setzte in seiner Ära bislang andere Akzente. Die Impulse zur Produktentwicklung kommen im Gegensatz zur Ära Jobs nicht mehr unbedingt vom Chef selbst, sondern von wichtigen Managern wie Star-Designer Jony Ive. Cook kümmert sich um den politischen Rahmen für die Geschäfte von Apple.

Die Frage der Zukunft: What’s next?

Nach einem bescheidenen Börsenjahr 2015 verlor Apple in diesem Februar für einen Tag lang die Position des wertvollsten börsennotierten Unternehmens an die Google-Muttergesellschaft Alphabet – obwohl Apple in einem Quartal mehr Gewinn macht als der gesamte Google-Konzern in einem Jahr. Ob und wie lange sich Apple an der Spitze behaupten kann, wird vor allem vom Absatzerfolg des iPhones abhängen. Außerdem muss Apple eine Antwort auf die Frage liefern, ob es fast zehn Jahre nach der Einführung des iPhones noch einmal gelingen kann, einen neuen Markt komplett umzukrempeln: Zum Beispiel mit einem Apple-Auto.