Stockholm. Der Ikea-Gründer Ingvar Kamprad wird 90 Jahre alt: Die Unternehmerlegende erfand Billigmöbel und revolutionierte damit das Geschäft.

Mit billigen, aber modischen Möbeln hat Ingvar Kamprad weltweit die Branche revolutioniert. Mit dem Erfolg von Ikea ist er reich geworden, nun wird Kamprad 90 Jahre alt. Mehr als 135.000 Ikea-Mitarbeiter in 45 Ländern sind am heutigen Mittwoch eingeladen, den Geburtstag des Firmengründers zu feiern.

„Zu Ingvars 90. Geburtstag gibt es Geburtstagstorte und Kaffee für alle Mitarbeiter“, sagt Ikea-Pressechefin Josefine Thorell. Wo Kamprad selbst feiert, könne sie nicht sagen. „Er ist ja jetzt in Rente und nicht mehr im Unternehmen.“

Mit 17 das erste Ikea-Haus gegründet

Vor drei Jahren ist Kamprad – nach Jahrzehnten in der steuerlich günstigeren Schweiz – zurück in seinen Heimatort gezogen. „Seit meine Frau Margaretha 2011 starb, hält mich nur wenig in der Schweiz“, erklärte er. Nun lebt der Vater von drei Söhnen, die sein Imperium 2014 übernommen haben, wieder auf seinem Hof in Südschweden.

Mit nur 17 Jahren gründete Kamprad 1943 das erste Ikea-Warenhaus. Kapital und Wissen dazu gab es in der Verwandtschaft. Kamprad stammt aus einer sehr wohlhabenden Landeigentümerfamilie. Sein Großvater kam 1896 aus Deutschland und war entfernt mit Reichspräsident Paul von Hindenburg verwandt. Seine Mutter Berta war die Tochter des örtlichen Großhändlers und half mit beim Verkauf von Stiften, Bildrahmen, Geldbörsen und anderem Kleinkram.

Das Image des alten Geizhalses

Selbst entworfene, modische Möbel gab es erst ab 1955. Dann ging das Konzept Kamprads schnell auf. Bis heute bauen seine Produktentwickler teuer aussehende Möbel in einer billigen Version nach. Die Kunden müssen die Möbel selbst zusammenbauen, was Preis, Lagerplatz und Transportkosten stark reduziert.

Zur Strategie gehören auch günstige Lockwaren. Dabei tut Kamprad alles, um selbst arm zu wirken. Mit seiner auf Flohmärkten gekauften Kleidung wirkt er wie ein in die Jahre gekommener Kauz. „Ich glaube nicht, dass ich irgendetwas besitze, das ich nicht auf einem Flohmarkt gekauft habe“, sagte er kürzlich. Oft hat er seine Spitzenkräfte dazu genötigt, mit ihm Bus zu fahren. In der Öffentlichkeit nährt er gerne das Bild vom geizigen Småländer, der wenig Wert auf Äußerlichkeiten legt und gerne mit seinen Arbeitern ein Bier trinkt.

Das Vermögen ist gut versteckt

Nur Johan Stenebo, Kamprads ehemalige rechte Hand, hat 2009 in seinem Buch „Die Wahrheit über Ikea“ ein anderes Bild gezeichnet. Kamprad sei ein genialer, aber sehr kalter und manipulativer Chef, der auch den Luxus liebe, alles andere sei Show. In den Führungsebenen seines Konzerns seien ethnische Minderheiten nicht willkommen. Höhere Angestellte würden Schwarze als „Neger“ bezeichnen, schreibt Stenebo. Kamprads Sohn Peter, einer der drei Konzernerben, sei zudem ein Rassist, der auf Ausländer und auch auf Frauen herabschaue.

Fest steht: Kamprad ist immer ein Genie darin gewesen, Ikeas Vermögen hinter komplizierten Gesellschaften zu verstecken. Sein Schachteltrick in Kurzform: Alle Ikea-Möbelmärkte, so auch die in Deutschland, gehören der Muttergesellschaft „INGKA Holding B.V.“ im niederländischen Leiden. Die Muttergesellschaft gehört der Stiftung „Stichting INGKA Foundation“, die nur wenig Steuern zahlen muss, weil sie gemeinnützig ist. Sie ist mit rund 36 Milliarden Euro Ver­mögen eine der reichsten Stiftungen der Welt. Ihr „wohltätiger“ Zweck: die Förderung von Innovationen beim Innendesign.

Steuerersparnis pro Jahr: eine Milliarde Euro

Mit solcherlei Tricks habe Ikea allein in den letzten sechs Jahren seine Steuerlast in der EU um mehr als eine Milliarde Euro reduziert, ermittelte kürzlich ein US-Steuerexperte im Auftrag der europäischen Grünen. Deutschland seien im vergangenen Jahr 36,6 Millionen Euro entgangen.

Seine Vergangenheit als Nazi hat Kamprad in den 90er-Jahren offengelegt und bereut. Das sei eine „Jugendkrankheit“ gewesen, sagte er. Obwohl 2011 herauskam, dass er bis 1950 in Verbindung mit Befürwortern des Nationalsozialismus gestanden haben soll, erfreut sich Kamprad großer Popularität in Schweden.

Um die Zukunft von Ikea macht er sich keine Sorgen: „Ich habe das Glück, dass ich drei Jungen um die 50 Jahre habe, und die zeigen alle großes Interesse für Ikea“, sagt Kamrad. „Wir haben gelernt, zusammenzuarbeiten und mit einem gemeinsamen Willen aufzutreten“.