Berlin. Deutsche Bahn hält an Rabattprogramm fest. Andere Servicepläne wie kostenlose Reservierung und Wlan in der 2. Klasse verzögern sich.

Immerhin ein paar positive Nachrichten kann der Vorstand der Deutschen Bahn auf der diesjährigen Bilanzpressekonferenz verkünden. Sie wiegen den Rekordverlust von 1,3 Milliarden Euro für 2015 etwas auf. Nachdem im Januar nur drei von vier Fernverkehrszügen pünktlich waren, kamen im Februar schon 84 Prozent der Fahrten pünktlich an. „Wir sind im Moment etwas über der Zielmarke von 80 Prozent“, sagt der zuständige Vorstand Berthold Huber. Die Kunden wird aber selbst der bescheidene Fortschritt freuen.

Denn viele der bereits angekündigten Verbesserungen ziehen sich länger hin, als erwartet. Die kostenfreie Reservierung in der zweiten Klasse wird es frühestens am Jahresende geben. Auch das kostenlose WLAN in der zweiten Wagenklasse lässt so lange auf sich warten. Immerhin wird es auf dem bahneigenen Internetportal in den Zügen vom späten Herbst an etwas zu sehen geben. Unterhaltungsfilme und Dokumentationen werden Huber zufolge den Passagieren die Zeit auf langen Fahrten vertreiben.

Fernbus-Konkurrent spricht von Dumping-Preisen

Für die Kunden gibt es noch eine weitere gute Nachricht. Denn die Reise im Zug dürfte auf mittlere Sicht günstig bleiben. Mit Tickets für 19 Euro pro Fahrt will die Bahn auch in diesem Jahr den Fernbussen und dem Autoverkehr Paroli bieten. Die Strategie geht anscheinend auf. „Im Januar und Februar hatten wir zehn Prozent mehr Fahrgäste“, sagt Huber. Der Umsatz stieg durch die Rabatte zwar nur um drei Prozent, doch im Fernverkehr mit seinem hohen Fixkostenanteil kommt dies auch fast der Gewinnsteigerung gleich. Der Zug kostet schließlich das gleiche, ob er zu einem Viertel oder zur Hälfte besetzt ist. Huber jedenfalls verspricht den Kunden: „Wir werden das natürlich fortführen.“

Wie sehr das Programm fruchtet, zeigt die Reaktion von Mein Fernbus Flixbus, deutscher Marktführer: Geschäftsführer André Schwämmlein warf der Deutschen Bahn vor, den Fahrgastrekord von rund 132 Millionen Fahrten im Fernverkehr mit „Dumpingpreisen“ erkauft zu haben.

Der Konzern hat große Probleme in der Gütersparte

Der im vergangenen Jahr eingeleitete Weg zu einer besseren Deutschen Bahn trägt nur langsam Früchte. Bis zum Ende des Jahrzehnts will Bahnchef Rüdiger Grube das Unternehmen wieder auf eine Erfolgsspur zurückbringen. „Zukunft Bahn“ heißt das Programm. Fast den halben Vorstand hat Grube dafür ausgetauscht. In der Bilanz spiegeln sich aber noch immer die Versäumnisse vergangener Jahre wider. „Wir haben nicht das erreicht, was wir erreichen wollten“, bekennt der Vorstandsvorsitzende.

Dies drückt sich im Zahlenwerk deutlich aus. 1,3 Milliarden Euro Verlust stehen unter dem Strich. Das Minus resultiert allerdings nicht aus tatsächlich verlorenem Geld. Vielmehr läuft das Geschäft im Güterverkehr so schlecht, dass Finanzvorstand Richard Lutz den Wert der Sparte um etwa diesen Betrag berichtigen musste. Doch der „echte“ Verlust im Gütertransport ist mit 180 Millionen Euro auch schon höchst alarmierend. Deshalb will Grube das Geschäft umbauen. Alle 430 Güterbahnhöfe werden auf Profitabilität geprüft und notfalls geschlossen. Dadurch sind Medienberichten zufolge bis zu 3500 Stellen gefährdet. Diese Zahl will der Vorstand nicht bestätigen. Auch konkrete Angaben zu den Sanierungsplänen gibt es nicht.

Schuldenstand wird weiter steigen

Nicht alle Probleme, die zu dem mageren Jahresergebnis geführt haben, sind hausgemacht. So haben der Bahn Streiks und Unwetter viel Geld gekostet. Allein der Ausstand der Lokführer in der Tarifrunde 2015 hat den Gewinn Lutz zufolge um 310 Millionen Euro geschmälert. Und der Streik hat auch langfristige Folgen. Denn Kunden im Güterverkehr haben sich während des Arbeitskampfes langfristig an andere Anbieter gebunden.

Die Bahn investiert viel in eine erfolgreichere Zukunft. Bis zum Ende des Jahrzehnts umfasst dieses Programm 55 Milliarden Euro. Finanziell ist das durchaus gewagt. Denn den Konzern drückt eine hohe Schuldenlast. 17,5 Milliarden Euro waren es Ende 2015. In diesem Jahr erwartet Finanzvorstand Lutz einen Anstieg auf mehr als 19 Milliarden Euro. So ist jeder Euro hochwillkommen, will die Bahn nicht ihre Reputation an den internationalen Kapitalmärkten aufs Spiel setzen. Dieses Risiko werde die Bahn nicht eingehen, versichert Lutz.

Teilprivatisierung der Auslandstochter noch unklar

Woher frisches Kapital kommen könnte, ist auch bekannt. Grube will Anteile an der Auslandstochter Arriva und an der Spedition Schenker privatisieren. Berichte, denen zufolge der Eigentümer Bund schon zugesagt habe, dass Erlöse aus einem Börsengang im Unternehmen verbleiben, wollte der Vorstand nicht bestätigen. Auch über den Wert der beiden Töchter macht der Konzern keine Angaben. Genaueres wird wohl erst bekannt gegeben, wenn der Aufsichtsrat den Vorstandsplänen zustimmt. Darüber sollen die Kontrolleure in einer Sondersitzung befinden.

Der Verlust des Jahres 2015 soll jedenfalls ein Ausrutscher bleiben. Im laufenden Jahr erwartet die Bahn wieder einen Gewinn von 500 Millionen Euro. Bei einem Umsatz von mehr als 40 Milliarden Euro ist das allerdings nicht viel.