London. Facebook stellt sich selbst als attraktiver Arbeitgeber für junge Genies dar. Beinahe hätte das soziale Netzwerk sein Image getoppt.

In mehreren Medienberichten hatte es geheißen: Facebook macht seinen Mitarbeitern ein Angebot, dass die Mitarbeiter reich machen und Facebooks Steuerlast drücken dürfte. So berichtete die englische Zeitung „The Independent“ darüber, dass Facebook seinen britischen Mitarbeitern insgesamt 280 Millionen Pfund als Bonus auszahlen will.

Pro Mitarbeiter hätte das eine Zahlung von 775.00 Pfund (rund 990.000 Euro) bedeutet – die Angestellten hätten es damit knapp verpasst, Euro-Millionäre zu werden. Bis 2018 sollten die Boni schrittweise ausgezahlt werden. Wie eine Facebook-Sprecherin unserer Redaktion jedoch am Mittwoch mitteilte, stimmen die Berichte nicht ganz. „Wir kennen diese Zahlen nicht und wissen auch nicht, wie diese Kalkulationen gemacht wurden.“, hieß es in einem kurzen Statement. Damit ist jedoch nur die Höhe der angeblichen Bonuszahlungen widerlegt. So ist aus Unternehmenskreisen zu hören, dass Facebook seinen Mitarbeitern durchaus Bonuszahlungen zugutekommen lässt. Solche Zahlungen entsprechen der amerikanischen Unternehmenskultur, die das Unternehmen auch in seinen europäischen Dependancen pflegt.

Facebook buhlt mit Konkurrenz um Fachkräfte

Diese Unternehmenskultur beinhaltet auch, sich als attraktiver Arbeitgeber im Konkurrenzkampf mit anderen Technik-Konzernen zu positionieren. Mit Apple, Google und Microsoft buhlt das Unternehmen und technikversierte Genies. Deswegen hat Facebook im vergangenen Jahr seinen Hauptsitz renovieren lassen und das wohl größte Großraumbüro der Welt geschaffen. Dort stehen 2800 Mitarbeitern auch Möglichkeit zur Verfügung, sich neben der Arbeit zu beschäftigen. Sie können Sport treiben, die Kantine nutzen oder gemeinsam Filme schauen. Auch in Berlin hat Facebook neue Büroräume bezogen – zwar etwas kleinere, aber auch hier sollen die Mitarbeiter mehr als nur vor dem PC sitzen.

Die angeblichen Bonuszahlungen in Großbritannien müssen – egal in welcher Höhe – jedoch keine Maßnahmen sein, die auf die Attraktivität als Arbeitgeber abzielen. Viel mehr vermuten Beobachter, dass sie ein Mittel sind, um Steuern zu sparen. Wie zahlreiche andere Länder hat auch die britische Regierung immer wieder darauf gedrängt, dass Facebook seine Steuern in den Ländern zahlt, in denen die Dienste der Firma angeboten werden. Lange Zeit hatte das soziale Netzwerk jedoch die Hauptsteuerschuld der europäischen Dependance des sozialen Netzwerkes in Irland übertragen.

Fiskus könnte sogar besser dastehen

Die Finanzbehörden in den anderen europäischen Ländern gingen dabei verhältnismäßig leer aus. Wie der „Independent“ berichtet, wird Facebook nun zwar Steuern in Großbritannien zahlen, die Steuerlast aber durch die Ausgaben für die Boni massiv drücken. Es scheint als würde das Unternehmen lieber seinen Mitarbeitern als dem Finanzamt Geld schenken. Für den britischen Fiskus könnte das aber vielleicht das bessere Geschäft sein, weil Einkommen über einem Grenzbetrag mit 50 Prozent versteuert werden müssen. (ac)

Update: In einer vorigen Version des Textes war die Stellungnahme von Facebook noch nicht enthalten.