Berlin. Die Zahl der Deutschen, die neben dem Haupterwerb einem Minijob nachgehen, ist bis 2015 stark gestiegen – gerade im Osten des Landes.

Immer mehr Arbeitnehmer in Deutschland haben neben ihrem Haupterwerb noch einen Minijob. Von 2006 bis 2015 ist die Zahl derjenigen, die im Nebenjob einer geringfügigen Beschäftigung nachgingen, deutschlandweit von 1,63 Millionen auf 2,48 Millionen gestiegen, eine Steigerung um 52 Prozent. Das berichtet die „Thüringer Allgemeine“ unter Berufung auf eine Antwort des Bundesarbeitsministeriums (BMAS) auf eine Kleine Anfrage der Linken im Bundestag.

Besonders groß war demnach der Zuwachs an nebenberuflichen Minijobs in Ostdeutschland. Im Juni 2015 hatten in den neuen Bundesländern mit 227.000 Frauen und Männern 64 Prozent mehr Arbeitnehmer einen angemeldeten Nebenjob als 2006. In Westdeutschland spielen Minijobs im Nebenerwerb aber insgesamt eine deutlich größere Rolle (Juni 2015: 2,25 Mio.; Juni 2006: 1,49 Mio.; Steigerung 51 Prozent). Obwohl die Gesamtzahl der Minijobs nach Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes im vergangenen Jahr gesunken ist, stieg die Zahl der Minijobber im Nebenerwerb bis Juni 2015 weiter an.

Fast zwei Drittel der Minijobber sind Frauen

Insgesamt lag die Zahl der haupt- und nebenberuflichen Minijobber im vergangenen Sommer bundesweit bei 7,38 Millionen, rund 12 Prozent mehr als 2006. Wie aus der Auswertung der Arbeitsmarktstatistik durch die Bundesregierung weiter hervorgeht, sind mit bundesweit 4,5 Millionen beinahe zwei Drittel der Betroffenen Frauen.

„Das Jobwunder ist eine Nullnummer und Minijobs sind eine Falle für Frauen“, sagte die gewerkschaftspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Jutta Krellmann, die die Anfrage gestellt hatte, der „Thüringer Allgemeinen“. Zudem zeige der deutliche Anstieg der Minijobs im Nebenerwerb, dass vielen Menschen in Deutschland von ihren Löhnen nicht leben könnten. „Der ganze Agenda-Mist, zu dem die Minijobs gehören, hat nicht mehr Arbeit geschaffen.

Linke kritisieren geringfügige Beschäftigung

„Die Arbeit wird nur auf mehr Köpfe verteilt und das allzu oft in nicht existenzsichernden Minijobs“, so Krellmann. Sorge bereite ihr vor allem die große Zahl von jungen Menschen, die ausschließlich einem Minijob nachgingen. Bundesweit hatte nach den Daten aus dem BMAS etwa jeder vierte Unter-25-Jährige (23,7 Prozent) im Juni 2015 ausschließlich eine geringfügig entlohnte Beschäftigung.

Wie aus der Antwort der Bundesregierung weiter hervorgeht haben Minijobber deutlich häufiger als sozialversicherungspflichtig Beschäftigte eine niedrige Qualifikationsstufe, führen verstärkt Helfertätigkeiten aus und verdienen mehrheitlich Stundenlöhne unterhalb der Niedriglohnschwelle.