Wolfsburg. Bei der Betriebsversammlung hat sich VW-Chef Müller sich zum Ermittlungsstand im Abgas-Skandal geäußert. Kritik gab es für die Medien.

VW-Chef Matthias Müller hat bei der Betriebsversammlung den Verlauf der internen Ermittlungen in der Abgas-Affäre verteidigt. Bei der Untersuchung sollen die Ursachen und Verantwortlichen des Manipulationsskandals geklärt werden. „Falls Sie in den letzten Tagen gelesen, gesehen oder gehört haben, dass etwas verschleppt oder vertuscht worden ist, kann ich mit bestem Gewissen sagen: Nein, das ist nicht der Fall“, sagte er den 20.000 Beschäftigten.

„Wir sind dabei, schonungslos aufzuklären, wer für das Geschehene verantwortlich ist.“ Eine saubere Aufarbeitung der Affäre sei wichtig für die Zukunft des Konzerns. Zuletzt hatte es Berichte gegeben, dass Volkswagen die interne Aufarbeitung nicht schnell genug vorantreibe.

Zudem verteidigte Müller die Arbeit der Beschäftigten gegen kritische Berichte über die Abgas-Krise. Manche Medien würden einseitig berichten, andere die Nachrichten zuspitzen. „Das haben Sie, haben diese 600.000 Menschen im Konzern aber nicht verdient“, sagte Müller am Dienstag bei der Sitzung im Stammwerk Wolfsburg vor versammelter Belegschaft.

Dritte Betriebsversammlung seit Bekanntwerden der Abgas-Affäre

Die Betriebsversammlung am Dienstag ist das dritte Treffen seit Bekanntwerden der Abgas-Affäre. Neben Konzernchef Matthias Müller waren auch Betriebsratschef Bernd Osterloh, VW-Markenchef Herbert Diess sowie Niedersachsens Regierungschef und VW-Aufsichtsrat Stephan Weil vor Ort.

Die Stimmung bei VW ist auch ein halbes Jahr nach dem Bekanntwerden der illegalen Manipulationen an rund elf Millionen Diesel-Fahrzeugen gedrückt. Dem Konzern drohen weltweit milliardenschwere Strafen und Schadenersatz-Forderungen. An den Sorgen änderte auch die Einigung von Betriebsrat und VW-Chef Müller über die Auszahlung einer Gewinnbeteiligung für die Stammbelegschaft nichts. Insbesondere Leiharbeiter bangen weiter um ihre Jobs. In Hannover und Emden hatte VW bereits erklärt, Verträge von Leiharbeitern nicht zu verlängern.

Jüngst hatte zudem Aufsichtsrat Wolfgang Porsche erklärt, dass auch schwierige Themen wie Entlassungen kein Tabu sein dürften. Ziel müsse es aber bleiben, frühzeitig über konstruktive Lösungen nachzudenken, damit niemand von heute auf morgen entlassen werden müsse.

Affäre womöglich erst in den nächsten Jahren abgeschlossen

Insgesamt rechnet Volkswagen erst in den nächsten Jahren damit, dass die ganzen Auswirkungen der Abgasmanipulationen deutlich werden. Dazu gehörten auch die finanziellen Konsequenzen, sagte Konzernchef Matthias Müller auf der Betriebsversammlung. „Wir werden Geduld, Beharrungsvermögen und auch eine gewisse Frustrationstoleranz aufbringen müssen.“

Volkswagen hatte im vergangenen Jahr zugegeben, millionenfach Stickoxid-Werte von Dieselautos mit einer illegalen Software manipuliert zu haben. Weltweit sind rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen. Europas größtem Autobauer drohen deshalb hohe Schadensersatzzahlungen und Strafen. (dpa/rtr)