Barcelona. Datenbrillen sind der größte Trend auf dem Mobile Word Congress in Barcelona. Der Nutzen der „Virtual Reality“-Technik ist noch unklar.

Während die Zuschauer bei der großen Samsung-Show zum Mobile World Congress in Barcelona ihre Datenbrillen aufsetzten und in die virtuelle Welt abtauchten, schlich Facebook-Chef Mark Zuckerberg als Überraschungsgast an ihnen vorbei zur Bühne. Ein Triumph für den 31-Jährigen, denn er hatte einst zwei Milliarden Dollar auf diese Technik gewettet, als er die Virtual-Reality-Firma Oculus kaufte. Zum Auftakt der Mobilfunk-Messe zeigte sich Zuckerberg überzeugt: Virtuelle Realität werde künftig alle Lebensbereiche verändern.

Dass Zuckerberg höchstpersönlich auf die Bühne geholt wurde, zeigte, wie wichtig Samsung dieses Thema ist. Der südkoreanische Konzern und Facebook sind nicht allein mit ihrer Begeisterung für die neue Technologie. Die ganze Messe scheint von der Euphorie für die virtuelle Realität erfasst zu sein. Tausende Technikbegeisterte sind dieser Tage in die katalanische Metropole zum Mobile Word Congress geströmt, der wichtigsten Handymesse der Welt.

Handy-Hersteller kämpfen gegen Marktsättigung

Mobilfunkgrößen und Smartphone-Hersteller stellen hier jedes Jahr ihre neuen Geräte vor. Doch auf weitere Leistungssteigerungen der Smartphones allein verlässt sich kaum ein Anbieter mehr – zu schnell wächst neue Konkurrenz aus China heran, die mit günstigen Geräten den Markt erobert. Auch Samsung setzt massiv auf den Trend virtuelle Realität. Sie soll dem Smartphone einen attraktiven Zusatznutzen erschließen. Als Anreiz gibt Samsung Käufern, die vor dem Marktstart am 11. März eines der neuen Galaxy-S7-Smartphones vorbestellen, eine Gear-VR-Brille kostenlos dazu. Dieses Geschenk im Wert von 200 Dollar spreche nicht gerade für die Überzeugung, dass Smartphones sich gut verkauften, meinen Analysten. Die Hersteller kämpften in Industrieländern mit einer gewissen Marktsättigung.

Zeigte sich beim Mobile World Congress einmal mehr überzeugt von der Zukunft der „Virtual Reality“-Technik: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.
Zeigte sich beim Mobile World Congress einmal mehr überzeugt von der Zukunft der „Virtual Reality“-Technik: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. © dpa | Andreu Dalmau

Ein neuer Trend wird deshalb dringend gesucht. Der Markt für virtuelle Realität soll es richten. Er werde im laufenden Jahr auf ein Volumen von drei Milliarden Dollar wachsen, sagte Samsung-Manager Martin Börner.

Das Problem dabei: Es gibt bislang nicht viele Inhalte, die eine Massenbegeisterung für die VR-Brillen auslösen könnten. Die Hersteller hoffen mangels Angeboten deshalb auf selbstgemachte VR-Videos. Sie könnten dem Trend auf die Beine helfen. Mit einer neuen Kamera will Samsung diese Entwicklung forcieren. Mit der Gear 360 zeigte das Unternehmen in Barcelona eine Kamera in Kugelform, die mit zwei Fischaugen-Linsen und einer Auflösung von 15 Megapixel ihre Umgebung in 3D aufzeichnet.

Zuckerberg inspiriert von Geburt seiner Tochter

Nach der Geburt seiner Tochter sei ihm klar geworden, dass er später nicht nur Fotos oder Filme von ihr ansehen wolle, sondern ganz in die jeweilige Szene eintauchen möchte, versuchte Zuckerberg dem Publikum die neue Technik schmackhaft zu machen. Ähnlich fielen die Präsentationen bei LG, Samsung und Sony aus: LG zeigte einen Roboter, der Wohnung und Haustiere überwachen soll, sowie eine Kamera für 360-Grad-Aufnahmen und eine Virtual-Reality-Brille.

Die Mobilfunkindustrie bereitet sich auf einen tiefgreifenden Wandel des Marktes vor. Die großen Telekommunikationsfirmen beklagen, dass Onlinedienste in den von ihnen teuer ausgebauten Datennetzen Geschäfte machten, von denen für sie nichts abfalle. „Entweder man krempelt sein Geschäft um, oder man wird damit umgekrempelt“, warnte Manager Ralph de la Vega vom amerikanischen Telekom-Riesen AT&T. Und der Chef des Netzwerk-Ausrüsters Ericsson, Hans Vestberg, konstatierte: Die Industrie habe 100 Jahre daran gearbeitet, Menschen miteinander per Telefon sprechen zu lassen – „und jetzt ist Sprachtelefonie nur noch so etwas wie Lärm in der Leitung.“