Karlsruhe. Der BGH hat die dreijährige Haftstrafe für Ex-Arcandor-Chef Middelhoff bestätigt. Ins Gefängnis muss er aber vielleicht trotzdem nicht.

Der Bundesgerichtshof hat die Verurteilung des früheren Top-Managers Thomas Middelhoff wegen Untreue und Steuerhinterziehung bestätigt. Die Karlsruher Richter verwarfen die Revision Middelhoffs als unbegründet, wie am Montag mitgeteilt wurde.

Der frühere Chef des inzwischen pleitegegangenen Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor war im November 2014 vom Essener Landgericht zu drei Jahren Haft verurteilt worden, weil er sich private Flüge und eine Festschrift zu Unrecht von seinem damaligen Arbeitgeber bezahlen ließ. Middelhoff wurde noch im Gerichtssaal wegen Fluchtgefahr verhaftet, kam aber gut fünf Monate später gegen eine hohe Kaution wieder frei. Über das weitere Vorgehen muss nun die zuständige Staatsanwaltschaft entscheiden. (Az. 1 StR 209/15)

Regelmäßige Sichtkontrollen im Gefängnis

Er selbst hatte die Vorwürfe immer bestritten. Middelhoffs Anwälte hatten Haftprüfung beantragt, weil ihr Mandant nach ihrer Darstellung an einer Autoimmunerkrankung litt. Der Ex-Arcandor-Chef leide an der seltenen Autoimmun-Erkrankung Lupus und sei deshalb nicht haftfähig. Sein Gesicht sei aufgedunsen, die Händen von bläulichen Geschwülsten übersät, heißt es. Im Gefängnis sei er über Wochen am Schlafen gehindert worden, das habe das Immunsystem geschwächt. Die Essener Vollzugsanstalt wollte nach eigenen Angaben durch die regelmäßigen Sichtkontrollen einen Suizid verhindern.

Das Landgericht hatte es als erwiesen angesehen, dass Middelhoff zwischen 2005 und 2009 in 26 Fällen rein private Reisen über seinen Konzern abrechnete. Insgesamt habe er so für Charterflüge, Hotels und Limousinenservice knapp 310.000 Euro ausgegeben. Weitere 180.000 Euro soll die Festschrift gekostet haben. Der Vorwurf der Steuerhinterziehung hängt mit diesen Ausgaben zusammen.

Der Arcandor-Konzern schlitterte 2009 in die Pleite. Middelhoff, einst einer der einflussreichsten Manager Deutschlands, hat inzwischen Privatinsolvenz angemeldet. (dpa/we)