Berlin. In wenigen Wochen soll das Zahlungsverfahren Paydirekt Millionen Sparkassen-Kunden zur Verfügung stehen. Wir erklären, was es kann.

Bargeldloses Bezahlen ist ein Reizthema. Mit Kritik überschüttet wurde das Bundesfinanzministerium, als es kürzlich vorschlug, Bargeldzahlungen auf 5000 Euro zu begrenzen, um Geldwäsche zu erschweren. Die Freiheit von Münzen und Scheinen – die wollen sich viele Bürger nicht nehmen lassen. Dabei haben digitale Zahlungsverfahren längst Einzug gehalten. Ein Überblick.

Bald ist es so weit: Dann haben Millionen Kunden der Sparkassen Zugang zum neuen Internetbezahlsystem Paydirekt. „Ab Ende April können alle Sparkassen in Deutschland an Paydirekt angebunden werden“, sagt Alexander von Schmettow vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband. Einkäufe via Computer oder Smartphone sind dann für viele Kunden einfacher als vorher. Die deutschen Banken wollen ein flächendeckendes, einheimisches Verfahren in der Konkurrenz zur US-Firma Paypal aufbauen.

Paydirekt hofft auf Akzeptanz

„Paydirekt ist eine zusätzliche Funktion für das Girokonto“, erklärt von Schmettow. Diesen Dienst kann man nutzen, um etwa im Internet eine Reise zu buchen, ein Rad zu kaufen oder Musik herunterzuladen. Wer das Bezahlverfahren verwenden möchte, muss sich nur einmal im Onlinebanking seiner Sparkasse registrieren. Dann wählt man einen Benutzernamen und ein Passwort. Diese Angaben sollen künftig ausreichen, um Überweisungen beim Kauf im Internet auszulösen. Für die Privatkunden ist das Verfahren kostenlos, Händler müssen dagegen Gebühren entrichten.

Wenn den Sparkassen das System Ende April zur Verfügung steht, wird es je nach Institut noch eine gewisse Zeit dauern, bis es die Kunden nutzen können. Bisher nehmen unter anderem die Deutsche Bank, Commerzbank, Postbank, Spardabank, sowie die Volks- und Raiffeisenbanken teil. Ob das neue Verfahren erfolgreich sein wird, hängt nicht zuletzt davon ab, ob es auch der Handel akzeptiert. Augenblicklich stellen lediglich 24 Onlineshops eine Verbindung zu Paydirekt her, darunter ist mit Alternate nur ein umsatzstarker Händler.

Dennoch soll Paydirekt das ältere Verfahren Giropay, das manche Sparkassen und Volksbanken ebenfalls anbieten, auf die Dauer verdrängen, hoffen die Institute. Giropay ist nicht erfolgreich. Nicht alle Banken bieten es an, und zu wenige Kunden nutzen es. Ein Grund ist vermutlich, dass sich die Verbraucher beim Bezahlvorgang auf der Onlinebankingseite ihrer Bank mit ihrer Konto- und PIN-Nummer einloggen müssen. Um die online bestellte Ware zu bezahlen, ist dann noch eine Transaktionsnummer (TAN) nötig. Das war vielen Leuten wohl zu kompliziert. „Die Variante mit Benutzernamen und Passwort bei Paydirekt ist komfortabler“, sagt Steffen Steudel vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken.

So arbeitet Paypal

Mit der Benutzernamen-Passwort-Methode orientieren sich die deutschen Privatbanken, Volksbanken und Sparkassen nun an Paypal. Dieser Dienst, groß geworden mit der Handelsplattform Ebay, fungiert als Vermittler zwischen Geschäften und Banken. Damit das funktioniert, hinterlegen die Kunden ihre Konto- oder Kreditkartendaten vorher bei Paypal. Die jeweilige Transaktion läuft damit über drei Stationen: Onlinehändler, Paypal, Bank. Für Paydirekt werben die Bankverbände dagegen mit der Ansage, dass es nur zwei Beteiligte gibt: Händler und Bank. Das kann man für vertrauenswürdiger und sicherer halten.

Ein weiterer Bewerber auf dem Markt der Onlinebezahldienste ist Sofort Überweisung der schwedischen Firma Klarna. Dort müssen die Kunden die Zugangsdaten für ihr Onlinebankkonto – Kontonummer, PIN und TAN – direkt auf der Seite von Sofort Überweisung eingeben. Dazu sagt Hermann Tenhagen vom Onlineverbrauchermagazin Finanztip: „Verbraucherschützer und Banken haben kritisiert, dass so sensible Daten preisgegeben werden. Missbrauchsfälle sind uns aber nicht bekannt.“

53 Prozent der Umsätze mit Bargeld

Neben diesen Varianten nutzen viele Verbraucher Kreditkarten für ihr Girokonto. Diese kann man ebenfalls beim Onlinekauf verwenden, besonders wenn es um Mietwagen oder Hotelbuchungen im Ausland geht. Ein Nachteil aus Verbrauchersicht mag sein, dass viele Daten einzugeben sind – Name des Besitzers, die 16-stellige Kartennummer, Gültigkeitsdauer, Prüfziffer.

Bislang ist Onlinebezahlen in Deutschland wenig verbreitet. Einer Umfrage der Bundesbank unter gut 2000 Bundesbürgern zufolge bezahlten diese 2014 immerhin 53 Prozent der Umsätze mit Bargeld. Bei fast 30 Prozent kam eine EC-Karte zum Einsatz. Die modernen Bezahlmethoden haben nur geringe Anteile: Kreditkarte 3,9 Prozent, Internetbezahlverfahren 2,8 Prozent, Tendenz allerdings zunehmend. Im Onlinesegment lag Paypal mit weitem Abstand vorne, dann folgten Sofort Überweisung und Giropay.

In diesen Zahlen drückt sich aus, dass die Deutschen den modernen Bezahlmethoden reserviert gegenüberstehen. Sie sind offenbar skeptischer als die Bevölkerung in manchen europäischen Nachbarländern. Ob die Banken und Sparkassen diese Vorbehalte mit Paydirekt überwinden können, wird sich zeigen. Manche Institutsvorstände sind jedoch optimistisch, etwa Deutsche-Bank-Vorstand John Cryan. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar prognostizierte er, dass Bargeld in den kommenden zehn Jahren größtenteils verschwinden werde.