Berlin. Im kriselnden Griechenland wird am meisten schwarz gearbeitet, in den USA am wenigsten. In Deutschland lohnt sie sich immer seltener.

Der Nachhilfelehrer der Kinder bekommt das Geld für die Mathestunden bar auf die Hand. Auch die Putzfee wird nicht per Rechnung bezahlt. Und auf etlichen Baustellen werden noch immer Tagelöhner angeheuert, die auf keiner Gehaltsabrechnung auftauchen.

Schwarzarbeit ist in Deutschland nach wie vor stark verbreitet. Das geht aus einer Studie des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung und der Universität Linz hervor. Der zufolge gehen 10,8 Prozent der Wirtschaftsleistung auf illegale Beschäftigung zurück.

Rückgang der Schwarzarbeit erwartet

Die Wissenschaftler sagen allerdings einen weiteren Rückgang der Schwarzarbeit voraus. Die gute Konjunktur und die Lage am Arbeitsmarkt seien Gift für die Schattenwirtschaft. „Mit ein paar Überstunden können die Menschen gutes Geld verdienen. Sie haben es nicht mehr nötig, schwarz arbeiten zu gehen“, sagt Friedrich Schneider, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Linz und Autor der Studie. Dem Fiskus entgingen durch die Schwarzarbeit rund 30 Milliarden Euro pro Jahr. Während Staat und Sozialversicherungsträger unter der illegalen Beschäftigung litten, profitierten die Unternehmen, sagt Schneider.

Zwar versucht der Zoll gegen die Schwarzarbeit vorzugehen. Doch offenbar reichen die Kontrollen mit dem derzeitigen Personal nicht aus. Angaben der Generalzolldirektion in Bonn zufolge setzt die Verwaltung rund 6600 Beschäftigte ein, um gegen Schwarzarbeit vorzugehen. Zu den Aufgaben der Mitarbeiter zählt auch zu prüfen, ob der vor rund einem Jahr eingeführte flächendeckende Mindestlohn von 8,50 Euro eingehalten wird.

USA mit kleinster Schattenwirtschaft

Im internationalen Vergleich stehen auf den ersten Plätzen die USA, Neuseeland und die Schweiz. Deutschland liegt im Mittelfeld. Die Griechen zählen zu den negativen Spitzenreitern in der Schattenwirtschaft, dicht gefolgt von Italien, Spanien oder Portugal. Illegale Beschäftigung macht hier zwischen 17 und 22 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. „Die Bürger haben den Eindruck, sie bekommen nur qualitativ schlechte Güter und Dienstleistungen vom Staat“, sagt Schneider. „Viele sehen deshalb nicht ein, warum sie Steuern zahlen sollten und arbeiten lieber schwarz.“ Hinzu komme, dass Schwarzarbeit häufig die einzige Möglichkeit sei, um überhaupt einen guten Lebensstandard aufrecht erhalten zu können.

Schneider ist jedoch optimistisch, dass sich innerhalb der nächsten zehn Jahre die Lage etwa in Griechenland verbessern wird. Bereits jetzt gebe es Anzeichen, dass die Schwarzarbeit leicht zurückgeht. „Das Land hat noch einen langen Weg vor sich, um zu einem geordneten Staatswesen und zu vertrauenswürdigen Institutionen zu kommen“, sagt Schneider. Zudem sei die Korruption nach wie vor ein großes Problem. Aber auch hier gibt es Fortschritte. Das hat nicht zuletzt der erst kürzlich erschienene Korruptionsindex von Transparency International gezeigt. Griechenland belegt dort Rang 58. 2014 erreichte der Krisenstaat nur Platz 69. Grund dafür waren vor allem Maßnahmen gegen Steuerhinterziehung und Korruption im Gesundheitswesen.

Flüchtlinge könnten sich auf Schwarzarbeit auswirken

Mit Blick auf die hohe Zahl an Zuwanderern könnte sich die gute Prognose für Deutschland im Kampf gegen die Schwarzarbeit allerdings schnell ändern. „Die Flüchtlinge haben offiziell keine Möglichkeit zu arbeiten, daher werden viele schwarz arbeiten gehen“, vermuten die Wissenschaftler. Probleme Arbeit zu finden, hätte ein Großteil nicht. Vor allem junge Männer, die wenigstens ein paar Brocken Englisch oder Deutsch sprechen. Schließlich gebe es in Deutschland genügend Jobs, die Deutsche oder EU-Bürger nicht machen würden. Schneider fordert die Politik auf, den Zuwanderern umgehend eine begrenzte Arbeitserlaubnis auszustellen und sie zu Deutschkursen zu verpflichten. Erst dann sollte über das Asylgesuch entschieden werden.

Auch die Sprecherin für Arbeitsmarktpolitik der Grünen, Brigitte Pothmer, beklagt die vielen Hürden, die Flüchtlingen den Weg in reguläre Beschäftigung versperren. Bis zur offiziellen Asylantragsstellung dürften sie gar nicht arbeiten und auch in den drei Monaten danach gelte ein Arbeitsverbot. „Solange die Bundesregierung die Anerkennungsverfahren nicht beschleunigt und an den Zugangsbeschränkungen zum Arbeitsmarkt festhält, wird auch das Problem der Schwarzarbeit weiter bestehen“, sagt Pothmer. Zugleich plädiert sie für mehr Qualifizierungsangebote für die Geflüchteten.

Linke fordern bessere Arbeitsmöglichkeiten für Flüchtlinge

Ähnlich äußerte sich die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Sabine Zimmermann. „Wer eine Ausweitung der Schwarzarbeit verhindern will, muss die Lebensbedingungen und Arbeitsmöglichkeiten der Flüchtlinge verbessern“, sagt die Arbeitsmarkt-Expertin. Allerdings warnt sie davor, in der Schwarzarbeit ein neues Problem zu sehen, dass durch die Flüchtlinge verursacht wird. „Gerade im Baugewerbe gehört sie seit vielen Jahren zum traurigen Alltag“, sagt Zimmermann. „Dem Zoll fehlt das Personal, um flächendeckend Kontrollen durchzuführen.“ Fliege ein Fall auf, werde der Schwarzarbeiter sanktioniert. Die Unternehmen dagegen kämen häufig mit Geldstrafen davon.