Menlo Park/Berlin. Anders als Konkurrenten ist es Facebook gelungen, im Netz Geld zu verdienen. Das hat mit geschickter Werbung für Smartphones zu tun.

„Womit verdient Facebook Geld?“, lautete im Auswahlverfahren eine beliebte Frage für Bewerber, die einen Job bei dem sozialen Netzwerk ergattern wollen. Die neuesten Zahlen des Internetkonzerns zeigen jetzt klar: Für Facebook wird das Werbegeschäft auf Smartphones zu einer wahren Goldgrube. Werbung macht mittlerweile fast das gesamte Geschäft von Facebook aus, zuletzt lag der Anteil bei 96,5 Prozent. Die Bedeutung von Einnahmen aus anderen Quellen wie Spielen sank.

Vor gut drei Jahren machten sich Anleger noch große Sorgen, wie Facebook den Umstieg der Nutzer auf Smartphones verdauen wird. Der Aktienkurs war im Keller. Das Unternehmen kam auf die Idee, die Anzeigen direkt zwischen Einträgen im Neuigkeitenstrom der Nutzer unterzubringen statt am Bildschirmrand. Das brachte deutlich schnelleres Umsatzwachstum.

80 Prozent der Werbeeinnahmen von mobilen Endgeräten

Nun brummt das Geschäft des weltgrößten Onlinenetzwerks gerade auf mobilen Geräten. Facebook dominiert vor allem die immer wichtiger werdende Werbung über Smartphones und Tablets. Mobiltelefone spielen bei den Einnahmen des Netzwerks eine herausragende Rolle: Gut die Hälfte der Mitglieder greift ausschließlich von mobilen Geräten aus auf Facebook zu. Nur rund jeder zehnte tägliche Nutzer loggt sich vom stationären PC ein.

Das schlägt sich auch bei den Werbeeinnahmen nieder: 80 Prozent kommen von mobilen Geräten. Vor einem Jahr lag die Rate noch bei 69 Prozent. Facebook und die Fototochter Instagram seien zu den beiden wichtigsten mobilen Werbeplattformen überhaupt geworden, erklärte die für das operative Geschäft zuständige Managerin Sheryl Sandberg. Anzeigenkunden seien inzwischen bereit, für Werbung auf mobilen Anwendungen deutlich mehr Geld zu zahlen. Der Durchschnittspreis sei um 21 Prozent gestiegen. Im hart umkämpften Weihnachtsgeschäft 2015 rissen sich die Kunden um Anzeigen auf dem Onlinenetzwerk, dessen Nutzerzahl weiter kräftig wächst.

Anleger feiern die Zahlen des US-Internetkonzerns

Weil es Facebook gelingt, in den mobilen Wachstumsmärkten kräftig Geld zu verdienen, befindet sich die Geschäftsentwicklung in einem auch für Branchenkenner atemberaubenden Höhenflug. Der Umsatz des Konzerns von Gründer Mark Zuckerberg schoss im vierten Quartal 2015 um mehr als die Hälfte auf 5,84 Milliarden Dollar (5,37 Milliarden Euro). Den Gewinn konnte Facebook mit 1,56 Milliarden Dollar mehr als verdoppeln.

An der Börse löste der Zwischenbericht Jubel aus. Anleger griffen zu. Die Facebook-Aktie schoss nach Veröffentlichung der Zahlen geradezu auf mehr als 105 Dollar. Der Ausgabekurs beim Börsengang 2012 hatte bei 38 Dollar gelegen.

Geldreserven steigen auf mehr als 18 Milliarden Dollar

Ein Ende der Erfolgswelle ist allen Unkenrufen zum Trotz, dass vor allem junge Menschen sich nicht bei Facebook anmelden, noch nicht absehbar. Facebook hatte Ende vergangenen Jahres gut 1,59 Milliarden aktive Nutzer weltweit, 46 Millionen mehr als drei Monate zuvor. Nach wie vor greift gut rund eine Milliarde von ihnen täglich auf Facebook zu.

Im gesamten vergangenen Jahr stieg der Umsatz um 44 Prozent auf 17,83 Milliarden Dollar. Der Gewinn legte um gut ein Viertel auf 3,69 Milliarden Dollar zu. Facebook steigerte die Zahl der monatlich aktiven Nutzer binnen einem Jahr um 200 Millionen. Und das Onlinenetzwerk sammelte Geldreserven von 18,4 Milliarden Dollar an.

Virtuelle Realität soll das nächste große Geschäft werden

Die weltweit am häufigsten genutzten Apps – neben Facebook – stammen ebenfalls von dem vor zwölf Jahren von Zuckerberg gegründeten Unternehmen. Dazu zählen das Messaging-Angebot Whatsapp und die Foto- und Video-App Instagram. Diese macht sich langsam auch bezahlt. Sie startete im September mit einem eigenen Anzeigengeschäft und übertraf 2015 die Marke von 400 Millionen Nutzern. Zuletzt konzentrierte sich Facebook verstärkte auf Videoinhalte. Inzwischen sähen sich die Nutzer 100 Millionen Stunden Videos pro Tag an, sagte Zuckerberg.

Er ist auch sehr an der Technik für virtuelle Realität interessiert, bei der Nutzer mithilfe spezieller Brillen in digitale Welten eintauchen können. Facebook kaufte für zwei Milliarden Dollar den Branchenpionier Oculus, der demnächst seine seit Langem entwickelte Brille Oculus Rift auf den Markt bringt. Zuckerberg zeigte sich erneut überzeugt, dass virtuelle Realität viele Bereiche verändern könne. Zunächst würden aber Spiele im Mittelpunkt stehen.

Whatsapp nähert sich der Milliarde-Nutzer-Grenze

2016 will Facebook die Ausgaben auch mit Blick auf Projekte wie Oculus um 30 bis 40 Prozent steigern. Auch die bei Facebook entwickelte große Drohne Aquila soll zum Erstflug starten. Zuckerberg will mit ihrer Hilfe entlegene Regionen mit Internet versorgen. Das Programm „Free Basics“, bei dem Menschen kostenlosen Zugang zu populären Onlinediensten – darunter auch Facebook – bekommen, habe 19 Millionen Nutzer, hieß es.

Der Kurzmitteilungsdienst Whatsapp stehe an der Eine-Milliarde-Nutzer-Schwelle, berichtete der Konzern. Facebook hatte vor rund zwei Jahren gut 22 Milliarden Dollar für Whatsapp bezahlt. Zum Netzwerk gehört auch der Service Facebook Messenger mit mehr als 800 Millionen Nutzern.

Whatsapp und der Datenbrillenhersteller Oculus Rift werfen für den Konzern bislang keine Gewinne ab. Aber es sind strategisch wichtige Bausteine. Denn Facebook hat damit eine sehr starke Position bei den Diensten, die für viele Menschen die SMS vollständig abgelöst haben.