Frankfurt/Main. Schwankungen am Finanzmarkt verunsichern die Bürger. Experten raten zur breiten Anlagestreuung in Aktien, Gold und sicheres Festgeld.

Ihr Geld ordentlich anzulegen, ein wenig Rendite zu erwirtschaften, damit man im Alter noch etwas auf der hohen Kante hat – das war und ist für viele Deutsche immer noch eher lästige Pflicht als Lust. Und der Spaß an diesem Thema kann einem in diesen ersten Wochen des Jahres wirklich vergehen.

EZB-Chef Mario Draghi hat jüngst erneut deutlich gemacht, dass an eine Straffung der Geldpolitik und damit an höhere Zinsen nicht zu denken ist. Damit ist klar: Sparen im klassischen Sinn ist weiterhin nur als Notgroschen sinnvoll. Für Tagesgeld bekommt man allenfalls rund ein Prozent Zinsen.

Lebensversicherungen lohnen sich auch nicht mehr, und selbst risikobereiten Anlegern macht das Auf und Ab an den Aktienmärkten seit Jahresbeginn Bauchschmerzen. Die vielen geopolitischen Risiken, der Umbau des chinesischen Wirtschaftsmodells, der Verfall der Ölpreise – das sind zu viele Unsicherheitsfaktoren auf einmal. Schon jedes einzelne Phänomen hat in den vergangenen Jahren für Turbulenzen gesorgt.

Schuldentilgung ist durch eingesparte Zinsen ein Gewinn

Die Lust an der Aktienanlage, die bei den Deutschen ohnehin nie stark ausgeprägt war, dürfte vielen deshalb vergehen. Mit weiter starker Volatilität, also Schwankungsanfälligkeit, rechnen Börsianer in diesem Jahr. Es heißt also noch mehr als je zuvor: Man muss sich kümmern um sein Geld und grundsätzliche Entscheidungen treffen.

Dabei sollten Aktien auch weiter eine Rolle spielen. „Wie groß der Anteil ist, den man in Aktien investiert, wie groß also die Risikobereitschaft, das muss jeder Anleger für sich entscheiden“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Auch wenn es gerade an der Börse rappelt: Eine Aktienanlage ist langfristig zu sehen. Und die Entscheidung, wie man sein Geld anlegt, die sollte weitgehend unabhängig vom Zinsniveau getroffen werden.

Für Privatanleger gilt generell: Sie sollten ihr mehr oder minder bescheidenes Vermögen auf verschiedene Anlageklassen aufteilen. Bevor sie das tun, sollten sie aber prüfen, ob sie ihre Schulden zurückführen können, rät Nauhauser. „Sei es, dass man Bafög-Schulden abbezahlt, einen Raten- oder Immobilienkredit – die Darlehenszinsen nicht mehr zahlen zu müssen, ist eine gute Form der Geldanlage.“

Höhere Erträge bei offenen Immobilienfonds

Wer das getan hat, kann über seine Aufteilung nachdenken: Ein Teil sollte in sichere Anlagen wie Tages- und Festgeld oder auch Sparbriefe fließen, aber das sollte nicht alles sein. Ein Teil in Goldmünzen oder -barren, denn das Edelmetall ist als sicherer Hafen wieder gefragt. Viel mehr als zehn Prozent des Vermögens sollte das aber nicht ausmachen, so Nauhauser.

Offene Immobilienfonds böten auch höhere Erträge als festverzinsliche Anlagen, aber auch da sollte man sein Geld auf verschiedene Fonds aufteilen, um die Risiken zu minimieren. Aber eben auch Aktien sollten ein Bestandteil sein, denn sie sind eine langfristige Geldanlage. „In der Vergangenheit haben sie im Schnitt vier Prozent mehr Rendite erbracht als sichere Staatsanleihen“, sagt Nauhauser. Bundesanleihen mit Laufzeiten zwischen ein und sechs Jahren werfen aktuell kein Geld ab. Die Zinsen sind dort im negativen Bereich, der Anleger zahlt also dem Bundesfinanzminister eine Gebühr dafür, dass er ihm sein Geld leiht. Für zehnjährige Laufzeiten gibt es aktuell 0,63 Prozent.

Indexfonds ermöglichen eine breite Streuung von Aktien

Zwar sind am Aktienmarkt starke Nerven gefragt. Doch sollte das langfristig orientierte Anleger nicht zu sehr erschrecken. Um die Risiken zu minimieren, empfiehlt sich eine breite Streuung. Das schafft auch ein Kleinanleger, indem er Anteile von Indexfonds kauft, die weltweit investieren. Indexfonds oder ETFs bilden einen Aktienindex nach, etwa den MSCI World. Sie sind kostengünstiger, Anleger müssen also nicht mit hohen Verwaltungskosten rechnen wie bei anderen Investmentfonds, bei denen Manager für ihre Aktienauswahl teuer bezahlt werden.

Bei einer so grundsätzlichen Ausrichtung muss man dann nicht ständig umschichten auf der Suche nach den besten Aktien: „Hin und her macht Taschen leer“ – diese Börsianerweisheit gilt immer noch. Trends hinterherzulaufen, empfiehlt sich ebenfalls nicht. Wer Spielgeld übrig hat, kann sich einzelne Aktien ansehen. Das sind, so meint das Bankhaus Metzler, vor allem deutsche Firmen, die an strukturellen Wachstumstrends partizipieren. Also etwa erneuerbare Energien, Digitalisierung von Wertschöpfungsketten, Elektrifizierung des Autos. Experten empfehlen aber auch solche Werte, die hohe Dividenden abwerfen – bei gleichzeitig stabilen Kursen.

Finanzpolitik kann keine geostrategischen Probleme lösen

Immerhin: Seit den neuerlichen Worten von EZB-Präsident Mario Draghi, die Notenbank sei weiter handlungsbereit, haben sich die Gemüter an der Börse wieder etwas beruhigt. Die Kurse machten zuletzt einen Teil der Verluste seit dem Jahresanfang wett.

Nur die Zentralbanken haben noch diese Macht über die Märkte, meint Robert Halver, Aktienexperte der Baader-Bank. Doch sie seien auch nicht allmächtig: „Die Geldpolitik ist ohnmächtig gegenüber den wirklichen Herausforderungen dieser Zeit“, warnt Halver: „Sie können nicht die sozialpolitischen Probleme lösen, nicht die strukturellen und geostrategischen.“

Und die Geldpolitik sei auch nicht geeignet, einen möglichen Grexit – also den Austritt Griechenlands aus der Eurozone – zu verhindern oder den Brexit, das mögliche Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union. Grexit und Brexit sind aber die Themen, die in den nächsten Monaten die Anleger wieder beschäftigen könnten. Gut, wer dann seine langfristige Geldanlage geregelt hat.