Frankfurt Main. Der Ex-Politiker soll deutscher Aufsichtsratschef des weltgrößten Vermögensverwalters werden. Die Bankenaufsicht muss noch zustimmen.

Einst war Friedrich Merz der Hoffnungsträger der CDU, dann verließ er im Streit die Politik und machte als Anwalt Karriere. Nun geht Merz zum größten Vermögensverwalter der Welt: Als Aufsichtsratsvorsitzender soll er die deutsche Sektion von Blackrock kontrollieren, berichtet das „Handelsblatt“.

Der Finanzkonzern Blackrock verwaltet weltweit rund 4,7 Billionen Dollar und verfügt damit über größere Werte als viele Volkswirtschaften. Blackrock steuert Portfolios im Auftrag von Tausenden Großanlegern. Kunden sind Pensionskassen, Stiftungen, Versicherungen und Staatsfonds, etwa die Pensionskasse der Londoner U-Bahn und Alaskas Ölfonds. Sie alle vertrauen dem Konzern ihr Geld an, damit er es durch Anlagen in Wertpapieren, Immobilien, oder Fonds vermehren kann.

Einflussreichste Investoren bei Deutscher Börse

Ex-Politiker Merz dürfte für den US-Konzern auch deshalb so interessant sein, weil Deutschlands Firmenwelt eng mit dem Finanzriesen verflochten ist: Blackrocks Fonds sind zusammen genommen die größten Eigentümer der im Deutschen Aktienindex (Dax) gelisteten Unternehmen.

Bei der Deutschen Bank und der Deutschen Börse gehören die New Yorker zu den einflussreichsten Investoren, phasenweise hielten sie dort in den vergangenen Monaten rund sechs Prozent der Anteile. Auch beim börsennotierten Mittelstand, etwa dem schwäbischen Modemacher Boss und der Wohnungsbaugesellschaft Deutsche Annington, sind sie gut vertreten.

Noch prüft die Bankenaufsicht Bafin formell, ob der gerade 60 Jahre alt gewordene Anwalt Merz die Befähigung für das Amt hat, doch es bestehen daran wohl keine Zweifel, heißt es in Finanzkreisen.

Blackrock schätzt die Kontakte von Merz in die Wirtschafts- und Bankenwelt

Merz ist immer noch für seinen Vorschlag bekannt, die Steuererklärung müsse auf einen Bierdeckel passen. Während er dafür viel Lob erhielt, war sein Wort als CDU-Fraktionsvorsitzender von der deutschen „Leitkultur“ umstritten. Seine im Jahr 2000 vorgetragene Forderung, Muslime müssten „unsere Sitten, Gebräuche und Gewohnheiten akzeptieren“, dürfte heute allerdings weniger Aufregung verursachen.

Blackrock wird eher den Bierdeckel-Merz gesucht haben. Denn Merz soll nach dem Wunsch des Vermögensverwalters komplexe Finanzthemen einfach und präzise auf den Punkt bringen können. Sein Vorgänger, der Finanzwissenschaftler Markus Wolf, Rektor der „WHU – Otto Beisheim School of Management“, einer privaten, staatlich anerkannten Hochschule im Universitätsrang mit Sitz in Vallendar und Düsseldorf, hatte andere Qualitäten.

Merz soll nicht nur hier und da mal Zahlen prüfen, sondern auch in der Kundenakquisition tätig sein – mindestens als Türöffner, besser noch als Mann, der die Lösungen gleich mitliefert. Geschätzt wird bei Blackrock auch die Erfahrung des Anwalts in Aufsichtsräten wie der Deutschen Böse, oder – noch aktuell – bei dem deutschen Ableger der Großbank HSBC, der früheren Privatbank Trinkaus & Burkhardt.

Denn Blackrock ist zwar schon groß in Deutschland, aber zufrieden ist der laut Eigenwerbung „größte unabhängige Vermögensverwalter“ nie. In Deutschland kümmern sich 130 Mitarbeiter um einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag.

Private Kunden kommen vor allem an den börsengehandelten Indexfonds (Exchange traded Funds, ETF) kaum vorbei. Das sind Fonds, die bestimmte Indizes lediglich abbilden, sie also nicht durch aktives, aber teures Management übertreffen wollen. Blackrock verkauft sie unter dem Namen „ishares“ und hat dabei einen Marktanteil von rund 50 Prozent. Größer ist hierzulande keiner.

Einer wie Merz wird gebraucht, der Entscheider in Banken kennt

Hinter „ishares“ steckt „Indexchange“, die frühere ETF-Sparte der früheren Hypovereinsbank. Konkurrenten von Blackrock in Deutschland sind Fondsgesellschaften wie DWS, Union oder Deka, dazu ausländische Anbieter wie Fidelity oder JPMorgan. Ein Endkundengeschäft haben sie in der Regel nicht: Der Vertrieb läuft über Hausbanken, die diese Papiere auch verwahren: Da kann man einen wie Friedrich Merz brauchen, der Funktionsträger und Entscheider in deutschen Banken anzusprechen weiß.