Washington. Die Umweltbehörden der USA fordern von VW schnelles Handeln im Abgas-Skandal. US-Politiker verbreiten aber Hoffnung für den Konzern.

Wenigstens das Wetter war Matthias Müller gnädig. Bei der Auto-Messe in Detroit am Montag war der Volkswagen-Chef Schneestürmen ausgesetzt. Am Mittwoch bei seinem in der Dieselabgas-Affäre mit Spannung erwarteten Canossa-Gang zur US-Umweltschutzbehörde EPA in Washington strahlte die Sonne. Das war es aber auch schon. Das Spitzentreffen brachte nach Informationen unserer Redaktion keinen Durchbruch. Obwohl sich Müller dem Vernehmen nach „aufrichtig und ehrlich“ für den Betrug mit Emmissionswerten entschuldigte. Weder die EPA noch VW wollten den Sachstand kommentieren, nachdem Müller in einem schwarzen Dienst-Audi die EPA verlassen hatte. Nur so viel: „Wir begrüßen die Gespräche mit VW. Wir werden weiter an einer Lösung arbeiten.“

Dass die Atmosphäre bei der Chefin der mächtigen Regulierungsbehörde, Gina McCarthy, unterkühlt gewesen sein dürfte, zeichnete sich schon am Vorabend ab. Die EPA schloss sich ohne Einschränkung der abschlägigen Beurteilung des VW-Konzepts zur Nachrüstung von 76.000 manipulierten Diesel-Fahrzeugen der Zwei-Liter-Klasse in Kalifornien durch die dortigen Umweltaufseher der CARB an. „VW hat keinen zustimmungsfähigen Rückrufplan vorgelegt, der die Autos mit den Vorschriften in Einklang bringt und die Luftverschmutzung reduziert“, sagte EPA-Sprecherin Julia Valentine.

Behörden erwarten schnelle Lösung von VW

Insgesamt sind in Amerika rund 600.000 VW-Modelle von der Schummel-Software betroffen, die im Testbetrieb niedrigere Abgaswerte bei den Smog erzeugenden Stickoxiden erlaubt als auf der Straße. Und der EPA geht die Geduld aus. Umwelt-Direktor Chris Grundler sagte in Detroit, seine Behörde erwarte vier Monate nach Bekanntwerden des Skandals „zügige“ Lösungen.

VW-Chef Müller kam nach einem verunglückten Interview in Detroit gerupft in der US-Hauptstadt an, um bei McCarthy um neues Vertrauen zu werben. Er hatte gegenüber dem Radio-Sender NPR gesagt, die Installation der Betrugssoftware sei kein ethisch-moralisches, sondern ein technisches Problem gewesen. Das Interview wurde wiederholt. Müller streute sich Asche aufs Haupt.

Umweltbehörden bleiben skeptisch

Unterdessen ließen Auto-Techniker in Kalifornien gegenüber unserer Redaktion Skepsis erkennen. Erst vor zwei Wochen habe VW einen neuen Katalysator ins Gespräch gebracht, der mit den Abgasvorschriften kompatibel sein soll und – eingebaut in 430.000 Autos – den Löwenanteil des Problems beseitigen würde. „Wir müssen das genau testen. Nur wenn die Nachrüstung mit den Diagnose-Einrichtungen an Bord harmonisiert und weder die Sicherheit noch den Verbrauch entscheidend beeinflusst, wäre das eine Lösung“, sagte ein CARB-Experte. „Nach allen Erfahrungen mit VW wäre es ja das Schlimmste, wenn wir in einigen Monaten feststellen sollten: es war wieder nichts.“

Bei seinem Antrittsbesuch bei der EPA durfte sich Müller auf harschen Klartext einstellen. EPA und CARB arbeiten Hand in Hand. Darum war davon auszugehen, dass McCarthy die Breitseiten von CARB-Chefin Mary Nichols teilt. Die kalifornische Umweltexpertin hielt VW öffentlich Betrug vor – und den Versuch ihn „zu verschleiern“. Als die Wolfsburger dabei erwischt worden seien, versucht sie „es zu leugnen“. Gina McCarthy hatte das Justizministerium gebeten, VW wegen mehrerer Verstöße gegen das Luftreinhaltungsgesetz zu verklagen. Die Geldstrafen dafür könnten sich auf 46 Milliarden Dollar belaufen. VW will dem (und einem noch ausstehenden Verfahren von 500 Sammelklagen in San Francisco) mit einem eigenen Entschädigungsprogramm für Kunden begegnen.

Bevor Müller mit Politikern im Kongress zusammentraf, gab es für VW doch noch einen kleinen Lichtblick. Der republikanische Kongressabgeordnete Tim Murphy sagte, VW sei dabei das Problem zu lösen. „Es wird teuer für sie. Niemand will den Konzern in den Ruin treiben.“