Berlin. Im vergangenen Jahr sind die Tarifgehälter um mehr als zwei Prozent gestiegen. Dank geringer Inflation legte auch die Kaufkraft zu.

Im vergangenen Jahr haben viele Deutsche mehr Geld zur Verfügung gehabt – zumindest, wenn sie nach Tarif bezahlt wurden. Für rund 12,5 Millionen Beschäftigte handelten die großen Gewerkschaften mehr Lohn aus: Im Schnitt waren es 2,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt nach vorläufigen Berechnungen berichtete. 2014 hatte das Plus noch 2,9 Prozent betragen. Die Statistiker des WSI-Tarif­archivs der Hans-Böckler-Stiftung kommen für 2015 sogar auf 2,7 Prozent plus. Eingerechnet sind jeweils Pauschal- und Einmalzahlungen. Weil die Verbraucherpreise gleichzeitig nur um 0,3 Prozent zulegten, konnten die Deutschen auch mehr kaufen.

Dass sich die Werte von Statistischem Bundesamt und WSI-Tarifarchiv unterscheiden, hat mit verschiedenen Berechnungsmethoden zu tun. Das größte Plus bei den durchschnittlichen tariflichen Grundvergütungen gab es in der Metall- und Elektroindustrie sowie im Maschinenbau mit 3,5 Prozent, Wohlfahrtsverbände zahlten 3,0 Prozent mehr. Der Handel hob die Vergütung mit 1,7 Prozent am wenigsten an. Im Schnitt gab es in der deutschen Wirtschaft ein tarifliches Plus von 2,7 Prozent.

Gewerkschaften fordern 5,0 Prozent mehr Lohn

Auch in diesem Jahr wird es für einige Branchen um mehr Geld gehen. So läuft der Gehaltstarifvertrag für die 3,5 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie Ende März aus. Ums Geld für die rund 2,4 Millionen Beschäftigten bei Bund und Gemeinden, der Rentenversicherung und im öffentlichen Nahverkehr in mehreren Bundesländern. Auch über mehr Geld für das Bauhauptgewerbe und die Chemische Industrie wird verhandelt.

„Anders als 2015 wird der Hauptschwerpunkt beim Lohn liegen“, sagte Reinhard Bispinck, Leiter des WSI-Tarifarchivs. Die IG Metall hatte in der letzten Metalltarifrunde auch über Altersteilzeitregelungen und eine neue Bildungsteilzeit verhandelt. Was die Gewerkschaften verlangen könnten, zeigen die bereits vorliegenden Forderungen: 5,0 Prozent mehr Gehalt.

Erneut Tarifverhandlungen bei der Deutschen Bahn

Spannend dürften die Gespräche für den öffentlichen Dienst werden. Die Kommunen ächzen unter den Ausgaben unter anderem für die Flüchtlinge und werden sicher einen möglichst niedrigen Abschluss anstreben, wie Bis­pinck sagte. Gleichzeitig dürften die Arbeitnehmer auf die große Belastung und ihren Einsatz angesichts der Flüchtlinge hinweisen.

Verhandelt wird auch über den Haustarifvertrag für 110.000 Beschäftigte bei Volkswagen. Möglicherweise schlagen sich Abgasskandal und Absatzrückgänge in der Tarifrunde nieder. Die Deutsche Bahn wird in diesem Jahr ebenfalls wieder über Geld sprechen müssen, diesmal allerdings mit der Gewerkschaft EVG, die im Vergleich zur Lokführergewerkschaft GDL als gemäßigt gilt. Die GDL hatte die Bahn 2015 tagelang stillgelegt.

Nicht gelöst ist bisher der Tarifstreit bei der Lufthansa – sowohl für Piloten als auch für das Bordpersonal.