Menlo Park. Der Messenger wird immer größer – und soll künftig fast alle Erledigungen erlauben. Facebook erklärt schon das Aus der Telefonnummer.

Facebook vermeldet neue Rekorde bei den Nutzerzahlen seines Messengers – und macht deutlich, was das Unternehmen vorhat: den Kurzmitteilungsdienst zu einer Plattform auszubauen, mit der alle möglichen Dinge abgewickelt werden. Andere Dienste sollen damit überflüssig werden.

Die Marke von 800 Millionen Nutzern ist geknackt, der Messenger stößt in die Regionen des ebenfalls Facebook gehörenden WhatsApp vor (900 Millionen Nutzer). Doch was Nutzer mit dem Messenger derzeit machen können, soll nur der Anfang sein. Der zuständige Facebook-Manager David Marcus beschreibt in einem Blogeintrag die Pläne. Der Messenger soll das persönliche Büro für alle möglichen Alltagsproblemen werden, Menschen sollen möglichst viele Dinge direkt über Facebooks Plattform abwickeln.

Die Telefonnummer soll überflüssig werden

Und künftig sollen sie nicht einmal ein Konto auf Facebook selbst haben müssen, um den Messenger nutzen zu können. Nebenbei sieht der Manager auch das Ende der Telefonnummern kommen. Die Philosophie: Um jemanden anzurufen, reicht dann ja die Suche im Messenger. „So wie das Wählscheibentelefon verschwunden ist, verschwinden auch alte Kommunikationswege.“

Über den Messenger soll es möglich sein, etwa einen Tisch im Restaurant zu reservieren oder ein Reiseziel fürs Wochenende auszuwählen und gleich zu buchen. Der Messenger könnte auch zur Plattform für den Kundenservice von Unternehmen werden.

Bequemlichkeit als Argument

Andere Angebote sollen damit überflüssig werden. Facebook zielt auf die Bequemlichkeit der Nutzer. David Marcus: „Es ist so viel einfacher, alles an einem Ort zu erledigen, wo bereits die Identität klar ist und es Informationen anhand der letzten Schritte gibt, anstelle Apps runterzuladen, die man nie wieder nutzen wird und bei denen man von der einen zur anderen springen muss.“ In dem langen Blogbeitrag geht es nicht einmal um Facebooks Nutzen dabei, wenn es dem Unternehmen gelingt, zu einer solchen Drehscheibe zu werden.

Zuletzt wurde – vorerst nur in den USA – ein Knopf für den direkten Zugriff auf Fahrdienste wie Uber eingefügt. Zuvor baute Facebook eine Funktion zum Überweisen kleiner Geldbeträge an Freunde sowie einen Video-Chat ein und startete das ambitionierte Projekt eines persönlichen Assistenten direkt im Messenger.

Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch

Vor kurzem waren Pläne bekannt geworden, dass offenbar auch Google an einem Messenger arbeitet. Besonderheit soll demnach sein, dass dieser Messenger-Dienst mit künstlicher Intelligenz dem Nutzer Ratschläge gibt und Fragen beantwortet. In den Kontakten finden sich automatisierte Antwortprogramme, sogenannte Bots, die zu diversen Fragen Informationen liefern. Auch das will Facebook im Messenger ausbauen. (law)