Frankfurt/Main. Ein massiver Kurseinsturz an chinesischen Börsen schlägt auf den deutschen Aktienhandel durch: Der Dax startet miserabel ins Jahr 2016.

Der Dax hat wegen neuer Hiobsbotschaften aus China den schlechtesten Jahresstart seit mehr als 25 Jahren verzeichnet. Der deutsche Leitindex sackte am Montag um 4,28 Prozent auf 10.283,44 Punkte ab und schloss damit nahe seines Tagestiefs.

Vorausgegangen waren heftige Kursverluste in Asien, nachdem durchwachsene chinesische Industriedaten erneut Befürchtungen um die Wirtschaft geschürt hatten. Chinas Festlandbörsen fielen um 7 Prozent, bevor der Handel für den restlichen Tag ausgesetzt wurde. An der tonangebenden Wall Street lagen die wichtigsten Indizes zum europäischen Handelsschluss mehr als 2 Prozent in Minus.

Mit dem Kursrutsch verlor der Dax so viel wie seit dem 24. August nicht mehr, als ihn ebenfalls die Sorge um Chinas Konjunktur sogar zeitweise um fast acht Prozent hatte einbrechen lassen. Die Gewinne der Weihnachtsrally sind damit wieder aufgezehrt.

Auch Spannungen im Nahen Osten verantwortlich

Chinas Aktienmärkte hatten nach einem massiven Kurseinbruch erstmals in ihrer Geschichte den gesamten Handel für den Rest des Tages ausgesetzt. Ausgerechnet am Tag seiner Einführung kam damit am Montag umgehend ein neuer Sicherungsmechanismus zum Zuge, der große Schwankungen an den Aktienmärkten verhindern soll. Auslöser für den Kursrutsch waren schlechte Konjunkturaussichten für die zweitgrößte Volkswirtschaft, die mit den Spannungen im Nahen Osten auch andere asiatische Börsen auf Talfahrt schickten.

Das war weltweit zu spüren. Die nationalen Indizes in Paris und London verbuchten Verluste von jeweils mehr als 2 Prozent. „Wachstumssorgen in China und damit Absatzsorgen für deutsche Exporteure drücken die Stimmung am ersten Handelstag nach Neujahr gleich mal in den Keller“, schrieb Marktexperte Daniel Saurenz vom Analysedienst Feingold Research. Für den Mittelwerteindex MDax ging es um 2,50 Prozent auf 20 256,14 Zähler nach unten, und der Technologiewerte-Index TecDax büßte 2,03 Prozent auf 1793,60 Punkte ein.

Vermögenswerte könnten liquidiert werden

Die recht positiven Daten zur Industriestimmung in der Eurozone konnten den Abwärtstrend ebenso wenig stoppen wie die überraschende Abschwächung der Jahresinflationsrate in Deutschland. Zudem drückte der eskalierende Streit zwischen Saudi-Arabien und dem Iran auf die Stimmung der Anleger. Beides sind wichtige Ölförderländer. Manchem Investor dämmere zudem, dass bei dauerhaft niedrigen Ölpreisen und zudem Verwerfungen in den Staatshaushalten in Saudi-Arabien und anderen Ländern Vermögenswerte wie Aktien liquidiert werden könnten oder zumindest weniger Geld für neue Engagements zur Verfügung stehe, führte Marktexperte Saurenz aus.

Die ungünstige Mischung sorgte für den schlechtesten Jahresstart im Dax seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Ansatzweise so schlecht hatte das Jahr 2000 begonnen, als der Leitindex an seinem ersten Handelstag bis zum Börsenschluss um 2,98 Prozent nachgab.

Im Dax stemmten sich die Papiere der Lufthansa etwas gegen den Abwärtstrend und gaben nur um 0,62 Prozent auf 14,475 Euro nach. Die Airline hatte zuvor bekanntgegeben, dass sie 2016 mehr als 4000 neue Mitarbeiter einstellen will, vor allem bei der Billigtochter Eurowings. Einem Börsianer zufolge zeigt dies die Zuversicht der Airline. Zu den größten Dax-Verlierern mit Abschlägen von je mehr als 5 Prozent gehörten die auch europaweit sehr schwachen Autowerte, für die China ein wichtiger Markt ist. Daimler-Papiere etwa büßten 5,08 Prozent ein. Hier konnte selbst die Aussicht auf eine höhere Dividende an die Aktionäre des Stuttgarter Herstellers nicht stützen.

Kursverluste bei Energieversorger

Schlusslicht im Dax waren die Papiere von RWE mit einem Kursverlust von rund 7 Prozent. Die Aktien des Essener Versorgers stehen angesichts der Energiewende in Deutschland sowie wegen der Sorgen um die atomaren Altlasten unter Druck und waren im vergangenen Jahr als schlechtester Dax-Wert um mehr als die Hälfte eingeknickt.

Im TecDax legten Aktien von Unternehmen aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien gegen den Trend zu. So stiegen SMA Solar an der Index-Spitze um 1,80 Prozent und Nordex gewannen 1,34 Prozent. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 3,14 Prozent schwächer bei 3164,76 Punkten. (dpa)