Berlin. Der Anteil erneuerbarer Energien ist 2015 langsamer gestiegen, als in den Jahren zuvor. Die Branche nennt hohe Hürden als Ursache.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist in Deutschland zuletzt nur langsam vorangekommen. Bei der kostengünstigsten aller Varianten, der Windenergie an Land, fiel der Zuwachs deutlich schwächer aus, als im Vorjahr. Nach Angaben des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) verfehlte der Zubau 2015 mit voraussichtlich 3600 Megawatt deutlich die 4750 Megawatt, die im Vorjahr hinzugefügt werden konnten.

Viel zu wenig habe sich 2015 auch bei Biomasse und Photovoltaik getan, kritisiert der Verband. Der Bundesverband Solarwirtschaft rechnet für das Jahr mit einer neu installierten Photovoltaikleistung von knapp 1400 Megawatt. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Einbruch um rund 30 Prozent. Der „politische Zielkorridor“ von 2400 Megawatt wurde klar verfehlt.

Kritik an Bundesregierung

Bei den Biogas-Anlagen kamen 2015 nach Angaben des Fachverbandes Biogas rund 200 Anlagen dazu. Dies entspricht im Vorjahresvergleich zwar einem leichten Plus, ist aber deutlich weniger als im Spitzenjahr 2011, in dem 1500 neue Anlagen installiert wurden .Die installierte Leistung erhöhte sich den Angaben zufolge um 272 auf 4177 Megawatt. Fast jede vierte der rund 8900 Anlagen steht in Bayern, mit weitem Abstand folgen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

Die Verantwortung für den langsameren Zuwachs sieht der Bundesverbandes Erneuerbare Energie bei der Bundesregierung. Diese würde eine raschere Entwicklung und damit die Energiewende mit Vorgaben zur Preisdeckelung zu behindern. „2012 wurde die Photovoltaik, 2014 die Bio-Energie ausgebremst“, kritisiert Geschäftsführer Hermann Falk. Mit den EEG-Eckwerten 2016 drohe nun der Windenergie eine drastische Drosselung. Dies hält auch Schleswig-Holsteins Energieminister Robert Habeck von den Grünen für fatal. Deutschland drohe die eigenen Klimaschutzziele zu verfehlen, kritisierte Habeck.

Erneuerbare Energien machen ein Viertel aus

Hintergrund der Vorwürfe sind Versuche der Bundesregierung, die Zuschüsse für erneuerbare Energien in Grenzen zu halten. Zudem spielen auch die Interessen der Kohleindustrie in den entsprechenden Bundesländern eine Rolle. Ihre Klimaziele sieht die Bundesregierung aber nicht gefährdet. Der Bund stehe zu seinen Zielen, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. 2014 seien mit 912 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten 27 Prozent weniger Treibhausgase emittiert worden als 1990. Bis 2020 seien Einsparungen von 33 bis 34 Prozent möglich.

Derzeit haben erneuerbare Energien in Deutschland einen Anteil von rund 26 Prozent (2014) an der Bruttostromerzeugung. 2025 sollen es 40 bis 45 Prozent sein, 2035 dann 55 bis 60 Prozent und bis 2050 mindestens 80 Prozent. Der Ausbaukorridor solle weder über- noch unterschritten werden, bekräftigte das Bundeswirtschaftsministerium. Ziel sei es, die regenerativen Energien noch besser in den Markt zu integrieren, sie planvoll auszubauen „und so auch in Zukunft die sehr hohe Versorgungssicherheit bei gleichzeitiger Kosteneffizienz sicherzustellen“. (dpa)