Berlin. Die wichtigen Fernbus-Strecken sind verteilt. Für weiteres Wachstum steuern die Anbieter kleinere Städte an. Drohen höhere Preise?

Manchmal steigt selbst der Busunternehmer André Schwämmlein in ein Flugzeug, wenn er vom einen Sitz seines Unternehmens in Berlin zum anderen in München muss. Kurz vor Abflug am Flughafen Tegel zeigt er aber noch schnell die Bordkarten auf seinem Handy, damit kein falscher Eindruck entsteht: Die meisten tragen die Farben von MeinFernbus Flixbus, seinem Unternehmen.

Mit ihrem Zusammenschluss zu Jahresbeginn haben die MeinFernbus und Flixbus die Machtverhältnisse auf dem boomenden deutschen Fernbusmarkt geklärt: Sie dominieren die Autobahnen – und zunehmend auch die Kreis- und Landesstraßen. „In Deutschland geht es jetzt darum, kluge Märkte zu finden“, sagt Schwämmlein. „Das heißt für uns Verkehr in Mittelstädte, teilweise auch kleinere Städte mit 20000, 30000 Einwohnern.“

Wer in Deutschland mit Fernbussen noch wachsen will, muss sich inzwischen tatsächlich etwas einfallen lassen. „Wir haben in den vergangenen beiden Jahren die Fahrgastzahl zwei Mal verdoppelt, bis auf 16 Millionen 2014. In diesem Jahr wird die Zahl um die 20 Millionen liegen“, sagt Christiane Leonard, die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer. Der Markt ist im dritten Jahr nach der Liberalisierung 2013 also deutlich langsamer gewachsen.

Die große Preisschlacht ist vorbei

Für die Kunden bedeutet das, dass die allergrößten Preisschlachten geschlagen sind. „Im laufenden Jahr sind die Preise langsam angestiegen, das ist für die Betreiber auch durchaus sinnvoll“, sagt Leonard.

Dass es deutlich teurer wird, müssen Fahrgäste aber wohl nicht fürchten. „Der Kunde definiert den Preis“, sagt Schwämmlein. Der Wettbewerb bleibe intensiv. Dass die Bahn in diesem Jahr Hunderttausende Fahrscheine für 19 Euro bereitstellte, ärgert die privaten Fernbusanbieter durchaus. Und so lange Sprit so günstig ist, müssen Busse günstig sein, um mehr Menschen aus den Autos zu locken.

Nicht alle Städte sind begeistert

Nicht überall sind die Straßenriesen willkommen. Köln etwa hat Fernbusse aus der Innenstadt an den Flughafen verbannt. Ähnliche Diskussionen gibt es in Ulm und Stuttgart. Die Branche hofft, dass daraus kein Flächenbrand wird. Kleinere Sädte sind aber nach wie vor offen.

„Es gibt noch viele weiße Flecken“, sagt auch Schwämmlein. Allerdings sei es nicht so leicht, einen Bus in kleinere Städte wie etwa Ravensburg so zu füllen wie auf der Strecke von Köln nach Berlin. Inzwischen erprobt das Unternehmen auch saisonale Angebote und fährt Skifahrer direkt in die Urlaubsorte der Alpen.

Europa wird wichtiger

„Unser Kerngeschäft ist der Fernbus in Deutschland. Und jetzt bauen wir da drumherum weiter“, sagt MeinFernbus FlixBus-Mann Schwämmlein. „Wir internationalisieren.“ Nach Frankreich, Italien, die Niederlande – wo immer sich eine Gelegenheit ergibt.

Tatsächlich hat ganz Europa einen hohen Bedarf an Fernbusverbindungen. Seit etwa in Frankreich im August der Fernbusverkehr freigegeben wurde, sind nach Angaben des Wirtschaftsministeriums eine halbe Million Menschen in die Busse gestiegen – drei Mal so viele wie im gesamten Vorjahr. Inzwischen fahren dort 600 Busse knapp 150 Ziele an. (dpa)