Ingolstadt. Im Zuge des Abgasskandals räumt der Autobauer Audi personell auf. Auch die Familie Piëch um den langjährigen VW-Chef spielt eine Rolle.

Audi hat nach Bekanntwerden des Skandals um manipulierte Abgaswerte in seinen Autos mit der Aufarbeitung begonnen. Dabei spielt vor allem das Personal an der Firmenspitze eine Rolle. Das Unternehmen bekommt einen neuen Aufsichtsratschef, einen neuen Entwicklungschef und neue Kontrolleure.

Am Donnerstag wählte der Aufsichtsrat von Audi den VW-Chef Matthias Müller zu seinem neuen Vorsitzenden. Müller füllt die Lücke, die der ehemalige Volkswagen-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn mit seinem Abgang hinterlassen hatte. Ebenso wie der zurückgetretene Winterkorn vor ihm übernimmt Müller nun den Vorsitz des Aufsichtsrates von Audi.

Familie Piëch bleibt weiter im Konzern vertreten

Auch VW-Patriarch Ferdinand Piëch und seine Frau Ursula hatten sich aus dem Audi-Kontrollgremium zurückgezogen. Die Piëchs hatten sich allerdings noch vor dem Abgasskandal dem Druck im Machtkampf mit dem Manager Martin Winterkorn gebeugt. In den Audi-Aufsichtsrat ziehen dafür andere Mitglieder der Eigentümerfamilie ein: Piëchs Nichte Julia Kuhn-Piëch, bereits Kontrolleurin bei der Konzerntochter MAN, sowie sein Neffe Josef Ahorner, der lange Jahre im Gesellschafterausschuss der Salzburger Porsche Holding saß.

Während der Ruckzug der Piëchs und von Martin Winterkorn freiwillig erfolgten, wurde ein Entwicklungsvorstand nach den Manipulationsvorwürfen um geschönte Abgaswerte suspendiert. Wie Audi mitteilte, scheidet Entwicklungschef Ulrich Hackenberg nun im Einvernehmen ganz aus. Der 65 Jahre alte Manager, der sein komplettes Berufsleben bei Audi und VW verbracht hatte, hatte sich einem Insider zufolge gegen seine Suspendierung gewehrt. Nun verabschiedete ihn Audi mit Lob und Dank: Müller würdigte Hackenberg als "prägend für die technische Entwicklung des gesamten Volkswagen-Konzerns". Von seiner Idee der modularen Baukästen profitiere heute der ganze Unternehmensverbund. Hackenberg folgt nun Stefan Knirch nach, der bisher Leiter der Aggregateentwicklung bei Audi war.

Aufsichtsrat diskutiert über Abgasskandal

Außer mit Personalien befasste sich der Aufsichtsrat mit der Affäre um manipulierte Abgas-Werte. Audi-Chef Rupert Stadler musste den Kontrolleuren in intensiven Diskussionen Rede und Antwort stehen und erläutern, wie es zu dem Skandal kommen konnte und wie die Aufklärung vorangeht.

Vor knapp zwei Wochen hatte Audi einräumen müssen, eine nach US-Recht illegale Software bei 3-Liter-Dieselmotoren eingebaut zu haben. Zuvor war man im Konzern davon ausgegangen, dass die Technik gesetzeskonform ist. Seit dem Eingeständnis steht Stadler im Fadenkreuz der Kritik.

Unterdessen ist die Zahl der Volkswagen-Fahrzeuge mit falschen Kohlendioxid-Werten offenbar nicht so groß wie anfangs erklärt. Die Überprüfung sei zwar noch nicht abgeschlossen, "aber es haben sich viele CO2-Werte inzwischen durchaus als korrekt gemessen erwiesen", sagte ein VW-Sprecher. Ein Zwischenstand der Untersuchungen werde voraussichtlich in der kommenden Woche im Rahmen einer Pressekonferenz veröffentlicht. (rtr)