Wolfsburg. Autohersteller Volkswagen setzt der Abgas- und CO2-Skandal nun beim Absatz zu. Betriebsratschef Bernd Osterloh gibt einen Einblick.

Volkswagen hat wegen der Affäre um falsche CO2-Angaben mit rückläufigen Bestellungen zu kämpfen. „Es gibt schon eine Kaufzurückhaltung“, sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh am Freitag in Wolfsburg. Eine Größenordnung bezifferte Osterloh jedoch nicht.

Als Grund nannte er eine Verunsicherung der Kundschaft. „Das Thema CO2 hat eine größere Vertrauenskrise erzeugt als das Thema Stickoxide“, sagte er. Die Kohlendioxid-Werte eines Fahrzeugs fließen in die Berechnung der Kfz-Steuer ein und auch die Spritverbrauchswerte weichen von den Angaben ab.

Im Oktober Rückgang um gut fünf Prozent

Der VW-Konzern hatte zugegeben, bei der Typ-Zulassung von zahlreichen Modellen einen zu niedrigen CO2-Ausstoß angegeben und damit falsche Verbrauchsversprechen gemacht zu haben. Davon sind nach Angaben des Konzerns 800.000 Fahrzeuge betroffen, erstmals auch Benziner. Bis dahin war der Abgasskandal auf die Manipulation von Stickoxidwerten bei Dieselautos beschränkt.

Bereits im Oktober hatte die Marke Volkswagen mehr als fünf Prozent weniger Autos an die Kunden ausgeliefert als ein Jahr zuvor. In der Regel vergehen allerdings zwischen Bestellung und Auslieferung mehrere Wochen oder gar Monate.

Mit den erwarteten Verkaufsrückgängen hänge auch die Entscheidung zusammen, die Mitarbeiter des Wolfsburger Werks länger in den Urlaub zu schicken als üblich. „Wir wollen die Lager nicht zu voll fahren“, sagte Osterloh. VW-Tochter Audi will die Werksferien nach Angaben eines Sprechers dagegen nicht verlängern.

Keine Bonuszahlung bei VW

Die etwa 120.000 Mitarbeiter im Haustarifvertrag von Volkswagen müssen als Folge des Abgas-Skandals auf eine üppige Bonuszahlung verzichten. „Zehn Prozent von null ist null“, sagte VW-Betriebsratschef Osterloh. Normalerweise werden im Frühjahr zehn Prozent des operativen Gewinns der Pkw-Kernmarke auf die Haustarif-Beschäftigten aufgeteilt. Er erwarte aber im Gegenzug vom Vorstand, dass auch dessen Mitglieder bei ihren Bonuszahlungen deutlich zurückstecken, sagte Osterloh. Das Management habe eine „moralische Verpflichtung“ gegenüber den Beschäftigten.

Für das Jahr 2014 hatte Volkswagen im vergangenen März rückwirkend je 5900 Euro Prämie an seine Haustarif-Mitarbeiter ausgeschüttet. Knapp 1500 Euro, die VW-Beschäftigte bereits als Abschlag für 2015 erhalten haben, müssten sie aber nicht zurückzahlen, sagte ein Sprecher.

Beim Sparen im Konzern kommt VW Osterloh zufolge voran. Der Betriebsrat hatte dem Vorstand Ende 2014 mehrere Ordner mit Sparvorschlägen übergeben. Von diesen Vorschlägen wolle der Vorstand bislang Einsparungen im Wert von 1,9 Milliarden Euro angehen. Aber in den Ordnern stecke Potenzial für Einsparungen deutlich über fünf Milliarden Euro. Vor allem ging es bei den Vorschlägen um weniger Variantenvielfalt für einzelne Bauteile von Modellen, zum Beispiel bei Lenkrädern oder Außenspiegeln. (dpa/rtr)