Wolfsburg. Nachbesserungen an manipulierten Motoren könnten für VW günstiger ausfallen als gedacht. Gutscheine nach US-Vorbild schließt VW aus.

Zur Nachbesserung der manipulierten Dieselmotoren mit 1,6-Liter Hubraum muss Volkswagen möglicherweise deutlich weniger Geld einplanen als zunächst befürchtet. Nach einem Bericht der „Wirtschaftswoche“ können die Schadstoffemissionen durch ein Software-Update sowie den Einbau eines etwa zehn Euro teuren Sensors im Luftfilter soweit gesenkt werden, dass sie auch im Alltagsverkehr die gesetzlichen Grenzwerte nicht überschreiten. Die Lösung werde derzeit vom Kraftfahrtbundesamt (KBA) auf Tauglichkeit überprüft.

Seitens des Konzerns wollte man den Bericht am Donnerstag nicht bestätigen: „Die Gespräche zwischen Volkswagen und dem KBA laufen noch“, sagte ein VW-Sprecher. Erst danach werde eine Aussage getroffen. „Grundsätzlich steht für uns fest: Wir wollen die für den Kunden beste Lösung finden und diese dann entsprechend umsetzen.“

In Deutschland keine Gutscheine nach US-Vorbild

In diesem Zusammenhang hat Volkswagen noch einmal bekräftigt, dass vom Abgas-Skandal betroffene Kunden in Deutschland keine Gutscheine nach US-Vorbild erhalten. Es solle stattdessen ein individuelles Maßnahmenpaket geben, sagte ein VW-Sprecher am Donnerstag in Wolfsburg. Dazu zählten etwa ein Leihwagen oder Abhol- und Bringdienste während des Werkstattaufenthalts. Es gebe aber noch keine Entscheidung darüber.

Im Stickoxid-Skandal hatte das KBA für 2,4 Millionen Autos in Deutschland einen Rückruf angeordnet, der Anfang 2016 beginnen soll. Es geht um verschiedene Motoren- und Fahrzeugmodelle. Das Bundesverkehrsministerium hatte kürzlich unter Berufung auf das KBA mitgeteilt, dass in Deutschland für 540.000 Wagen des VW-Konzerns neben einer Software-Lösung auch neue Bauteile hermüssen. Nach aktuellem Stand sind davon nur die 1,6-Liter-Motoren betroffen.

Teilweise sollen reine Software-Lösungen genügen

VW hatte zudem bereits mitgeteilt, dass für Autos mit 2,0 Litern Hubraum reine Software-Lösungen ausreichen sollen. Für Fahrzeuge mit 1,2-Liter-Motoren soll VW bis Ende November Lösungen vorschlagen.

In den USA haben bisher 120 000 VW-Kunden, deren Dieselfahrzeuge von der Affäre um gefälschte Abgaswerte betroffen sind, Gutscheine im Wert von bis zu 1000 US-Dollar erhalten. Darunter sind eine Kreditkarte im Wert von 500 Dollar und ein 500-Dollar-Gutschein für Reparaturen in einer VW-Werkstatt sowie drei Jahre gratis Pannenhilfe. Die Annahme des Gutscheins bedeutet laut VW keinen Verzicht auf Klagerecht.

6,7 Milliarden Euro zurückgestellt

Bei allen betroffenen Motoren vom Typ EA 189 war Mitte September eine versteckte Manipulations-Software entdeckt worden. Die Software ließ die Stickoxid-Emissionen auf dem Prüfstand niedriger ausfallen als im Straßenverkehr. Ursprünglich war befürchtet worden, dass Fahrzeuge mit einem zusätzlichen Katalysator nachgerüstet werden müssten. VW hat bislang allein für die technischen Maßnahmen 6,7 Milliarden Euro zurückgestellt. (dpa)